Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)
Oberschenkeln weiblicher Wesen, hier jedoch in allen Altersgruppen, in Erscheinung. Bei Cellulite handelt es sich lediglich um deutlich erkennbare Dellen in der Haut, die durch eine hormonbedingte Bindegewebsschwäche hervorgerufen werden. So viel zur Theorie.
In der Praxis sieht das Ganze viel schlimmer aus. Für Mädchen, die unter diesem Makel leiden, ist jeder Gang ins Schwimmbad schlimmer als der Weg zur persönlichen Hinrichtung: Am liebsten würden sie den Bikini gegen einen Ganzkörperneoprenanzug eintauschen. Selbst die sensibelsten Geschöpfe unter uns Frauen quälen sich morgens mit einer eiskalten Dusche, um die sich dellende Haut zum Rückzug zu zwingen. Und jeder verfügbare Euro wird in die Investition teurer Mittelchen gesteckt, um die unschönen Stellen an Po und Oberschenkeln mit speziellen Rollern zu traktieren oder sich mit nutzlosen Cremes höchstpersönlich die letzte Salbung zu verpassen.
Ergebnis dieses ganzen Prozederes: ein widerstandsfähiges Immunsystem dank der Wechselduschen, ein schönes Schachbrettmuster auf der Haut dank dem Celluliteroller und zusätzlich eine speckig glänzende Oberfläche dank der täglich mühselig einmassierten Lotionen. Trotz allem: Die verhasste Cellulite ist treu wie ein Golden Retriever – sie lässt sich durch nichts und niemanden von uns trennen.
Zwar sind heutzutage aufgrund der hohen Nachfrage eine Vielzahl unterschiedlicher Behandlungsformen und Kosmetikartikel gegen Cellulite erhältlich, jedoch hat sich bisher keine als wirklich wirkungsvoll erwiesen. Warum? Weil es kein Mittel gegen Cellulite gibt. Zwar können die Menschen inzwischen auf den Mond fliegen oder sich in das andere Geschlecht umwandeln lassen, aber gegen diese Laune der Natur kommt die Wissenschaft einfach nicht an. Ich finde, wir sollten uns langsam damit abfinden.
Wir veranstalten diesen ganzen Zirkus doch ohnehin nur der Männer wegen! Aber mal ehrlich: Welcher Kerl weiß eigentlich, was Cellulite genau ist, und könnte eine dellige Hautpartie als solche entlarven? Genau – kein einziger. Orangenhaut kennen die Männer nur aus den Witzen vom Stammtisch oder aus dem Fußballverein – dabei sollten sie sich einfach vor Augen führen, dass ein kugelrunder Bierbauch auch nichts anderes als eine Form der Bindegewebsschwäche ist. Und hat schon mal ein Mann seine Wampe mit Gumminoppen und Cremes bearbeitet? Wohl kaum.
Also Mädels, spart euch das Geld in Zukunft für diesen Kosmetikquatsch und kauft euch stattdessen lieber ein Paar Manolo Blahniks. Ihr werdet sehen, dass die euer Selbstbewusstsein sofort heben und dabei eure Körperhaltung und Figur um einiges mehr straffen, als es irgendein Cellulite-Mittelchen vermag.
Denkt einfach immer daran: Selbst so tolle Frauen wie Beyoncé oder Scarlett Johansson haben Dellen – ihre Ausstrahlung und ihr Charme leiden aber nicht darunter. Ganz im Gegenteil.
Euer Papergirl
Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist
Als ich am nächsten Morgen in der Redaktion ankomme, erwarte ich beinahe, dass die junge Frau wieder verzweifelt vor ihrem Computer sitzt. Doch zu meiner Überraschung ist der Schreibtisch leer und der Raum dunkel wie eh und je. Entweder hatte sie am Tag zuvor doch noch die rettende Idee, oder sie hat sich zwischenzeitlich in die Isar gestürzt.
Als ich nach getaner Arbeit das Büro verlasse, beschließe ich, den Tag mit einer Zeitung, einem Cappuccino und einem Schokocroissant zu starten. Auf dem Weg in mein Lieblingscafé mache ich Halt bei einem Kiosk, um mir eine Zeitung zu besorgen. Meine Vernunft versucht, meine Hand zur Süddeutschen zu führen, doch meine Neugier deutet immer wieder auf die Stunning Looks, die hochglänzend in ihrem Regal steht.
Der Verkäufer bemerkt offenbar meinen inneren Kampf und murmelt unter seinem Schnauzbart: »Ist die neue Ausgabe, habe ich heute Morgen ganz frisch reingekriegt.«
Eigentlich will ich die Stunning Looks nicht lesen – es reicht schon, dass ich für sie putzen muss. Außerdem führt sie mir einfach zu deutlich vor Augen, was ich alles durch mein versemmeltes Studium verpasse und welche tollen Beiträge aus meiner Feder hätten stammen können. Andererseits interessiert es mich brennend, ob die verzweifelte Redakteurin gestern Nacht doch noch von der Muse geknutscht worden ist … Wieder einmal tue ich das, was ich nicht tun sollte: Ich schalte meine Vernunft aus und kaufe mir das Magazin.
Wenig später sitze ich im Café Jasmin, schlürfe meinen Kaffee und
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