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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Wolf
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nicht mehr von der Seite weicht, seit wir von zu Hause los sind.
    »Und was, wenn nicht?«, beginne ich wieder.
    »Dann lassen wir uns etwas anderes einfallen«, sagt Stephan und klopft mir aufmunternd auf die Schulter.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es geklappt hat«, gibt Jan seinen Senf dazu.
    Beinahe zeitgleich bleiben wir alle vor dem hohen Zeitschriftenregal stehen. Da ist sie, die druckfrische Ausgabe der Stunning Looks – wie sie im Licht der Sonne funkelt und glänzt, als würde sie mir sagen wollen: Sieh nur her, ich bin viel zu fein und anspruchsvoll für dich! Du wirst nie für mich arbeiten dürfen, nie!
    Wir sehen uns der Reihe nach unsicher an.
    »Ich will es gar nicht sehen«, sage ich entschieden und trete mit geschlossenen Augen einen Schritt zurück, wobei ich fast eine kleine runzelige Frau umgestoßen hätte.
    Andy streckt seine Hand aus und greift nach der Stunning Looks. Wir alle halten den Atem an, als er das Inhaltsverzeichnis aufschlägt und sein Finger suchend durch die Rubriken wandert.
    »Und?«, fragt Nina gespannt, die offensichtlich ihre Vorbehalte Andy gegenüber vergessen und sich dicht an ihn gequetscht hat, um auch einen Blick ins Heft werfen zu können.
    Auch ich werde immer hibbeliger, umso länger mein Kumpel auf die Hochglanzseiten vor sich starrt. Er runzelt die Stirn, blättert durch das Heft, Seite um Seite, grummelt etwas, schlägt dann eine bestimmte Seite auf und fliegt über die Zeilen.
    »Was ist jetzt?«, fragt auch Stephan voller Ungeduld, und aus lauter Nervosität greife ich nach Jans Hand, der meine aufmunternd drückt.
    »Tja …« Andreas sieht mich an, seine Miene verrät keine Gefühlsregung. Seine braunen Bartstoppeln schimmern im Sonnenlicht kupfern. Dann breitet sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, und er streckt mir seine Hand zum Einschlagen hin. »Sieht so aus, als wäre der Plan aufgegangen.«
    »Was?«, rufe ich fassungslos.
    Nina reißt ihm ungläubig das Magazin aus der Hand, und ihre Augen jagen über die Zeilen. »Er hat recht!«, jubelt sie und fällt mir um den Hals. »Du bist im Heft!«
    Jan reißt als Nächster die Stunning Looks an sich, und er und Stephan beugen sich tief über das Magazin, um sich selbst davon zu überzeugen.
    Ich selbst kann es immer noch nicht glauben und angele mir jetzt ein eigenes Exemplar aus dem Zeitschriftenständer.
    »Seite 64«, quietscht Nina, und ich schlage die entsprechende Seite auf.
    »Das kann nicht wahr sein«, ächze ich und spüre, wie ich das Gleichgewicht verliere. Zum Glück fängt mich meine beste Freundin auf.
    »Ist das nicht toll?«, ruft sie und zieht mich fest an sich. »Du hast es wieder geschafft! Zum zweiten Mal!«
    »Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass es auch so weitergeht«, bemerkt Andy trocken, und die beiden anderen Jungs nicken zustimmend.
    Als ich am nächsten Morgen meine Schicht antrete, habe ich gute Laune. Ich bin irgendwie nicht so müde wie sonst, und die Tatsache, dass der Notfallplan mit dem Speicherstick aufgegangen ist, beflügelt mich zusätzlich. Ich streife mir meinen Putzkittel über und mache mich an die verantwortungsvolle Aufgabe, den Staubsaugerbeutel auszuwechseln. Ich befestige die Stöpsel meines MP3-Players an meinen Ohren, denn ich habe mir angewöhnt, mir die triste Arbeit mit schwungvoller Musik zu verschönern. Und dann mache ich mich, bewaffnet mit einem Putzlappen und den Sportfreunden Stiller in meinem Gehörgang, auf den Weg zum ersten Redaktionsbüro, in dem der lockende Computer steht. Ich lasse mich von diesem Wunderwerk der Technik nicht mehr verführen, sondern zeige ihm, wo’s langgeht, indem ich ihm provokant den Staub von jeder einzelnen Taste wischen werde …
    Schwungvoll reiße ich die Tür auf und stürme, laut »Ich, Roque« grölend, in besagtes Büro. Dort bleibe ich wie erstarrt stehen, immer noch die Türklinke in der Hand, mit erschrocken aufgerissenen Augen und langsam erstickendem Gesang.
    »Na, Putzteufelchen? So gut drauf heute? Ist ja auch kein Wunder nach dem Coup, den du wieder gelandet hast, oder?« Die junge Redakteurin von damals sitzt auf ihrem Stuhl, die Arme verschränkt und die Füße, welche in edlen Lederstiefeln mit schwindelerregenden Absätzen stecken, überkreuzt auf den Schreibtisch gelegt.
    »Mor…gen«, stammele ich und suche verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit.
    »Kommst du zum Putzen oder um dich am Eigentum anderer Leute zu vergreifen?« Die Stimme der Redakteurin klingt spöttisch

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