Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)
gesagt! Aber noch ehe ich mich darüber freuen oder wundern kann, wandern meine Gedanken zum eigentlichen Thema zurück.
»Es ist also nicht schlimm, wenn ich ihn hierlasse?«
»Nein. Das musst du sogar, wenn du die Sache noch durchziehen willst!«
»Na gut«, seufze ich.
»Dann viel Glück, und lass dich nicht erwischen«, sagt Jan – und im Hintergrund höre ich jemanden wiehern. Ich werde hellhörig.
»War das da gerade Stephan?«, frage ich.
Jan kichert amüsiert. »Du weißt doch, dass er morgens immer so früh aufstehen muss.«
»Was kein Grund ist, ihn in unser Gespräch miteinzubeziehen!«, zische ich beleidigt.
»Ach, Süße, hab dich nicht so!«, höre ich Stephans Stimme am anderen Ende der Leitung. Jan hat also auf Lautsprecher gestellt. »Immerhin stecke ich mit in deinem kriminellen Plan, schon vergessen?«
»Pah!«, erwidere ich und lege demonstrativ auf. Für solche Kindereien habe ich jetzt wirklich keine Zeit! Ich positioniere den Speicherstick wie mir befohlen auf der Tastatur und verlasse nach vollendeter Missetat gehetzt das Büro.
Stunning-Looks-Ausgabe 24
Cover: Agyness Deyn
Kolumne: ›Papergirl findet, dass …‹
Heute: ›… Männer und ihre Socken ein Phänomen sind.‹
Liebe Stunning-Looks-Leserin,
man muss noch nicht einmal zwingend mit einem Vertreter des männlichen Geschlechts zusammenleben, um das Phänomen der herumliegenden Socken zu beobachten. Auch vorübergehende Bekanntschaften neigen zu dem Verlust dieser – nicht unbedingt attraktiven – Kleidungsstücke.
Frauen, die noch keine Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln konnten, stehen dem Ganzen anfangs noch wohlwollend gegenüber. »Ach, er ist halt sehr beschäftigt, und es kann ja mal passieren, dass er vergisst, seine Socken in die Wäsche zu legen.« Neulinge begehen sogar den Fehler, diese Aufgabe für ihn zu übernehmen. Oder sie sind vernünftigerer Natur und lassen sie liegen, in der Annahme, der Besitzer würde früher oder später auf seine Abkömmlinge aufmerksam werden und sie selbstständig aufräumen.
Doch weit gefehlt! Erfahrene Frauen wissen: Männliche Socken auf dem Fußboden sind nicht minder dauerpotent wie ihre Besitzer und vermehren sich zusehends. Täglich kommen neue hinzu, und es drängt sich der Verdacht auf, es handele sich bei Strümpfen um ausgesprochene Herdentiere. Doch warum haben Männer denn überhaupt dieses Sockenherumliegenlassen-Gen?
Ich habe über die Jahre eine ganz eigene These aufgestellt. Männliche Hunde, das ist ja bekannt, markieren ihr Revier, um Gleichgesinnten klarzumachen: »Alles meins: meine Straße, meine Laterne, meine Bushaltestelle, und vor allem mein Baum!« Nun, ich glaube, dass Männer mit ihren Socken ebenfalls ihr Revier markieren. Ob es sich nun um den Bart-Simpson-Strumpf oder um die Hugo-Boss-Socke handelt, egal. Hauptsache, sie vermitteln allen anderen Männern, die das Schlafzimmer betreten: »Hier wache ich. Du hast hier nichts verloren. Meine Wohnung, mein Bett, meine Frau.«
Meine These zieht noch viele andere Überlegungen nach sich. So zum Beispiel über die Art des Markierens. Hunde heben ja ihr Bein, um ihre Duftmarke möglichst hoch zu setzen und in Nasenhöhe der anderen Vierbeiner platzieren zu können. Wäre es als Mann nicht auch sinnvoller, die Socken in Augenhöhe an der Wand zu montieren? Vielleicht sollte seine Partnerin ihm anbieten, entsprechende Haken zu befestigen. Dann würden die Strümpfe wenigstens nicht mehr auf dem Boden herumliegen.
Trotz der Erkenntnis, dass es sich beim männlichen Sockenverlust lediglich um einen Urinstinkt handelt und man(n) quasi nicht gegen seine Triebe aufbegehren kann, sollte man versuchen, ihm diese Unart abzugewöhnen. Am besten eignet sich hierbei die Methode, ihn bei erfolgreicher Ausführung seiner Aufgaben gründlich zu loben (womit wir wieder beim Hundevergleich angekommen wären). Hat er seine Socken selbstständig in die Wäsche gelegt, bekommt er ein Leckerli, ähm, pardon, einen Kuss natürlich. Damit erledigt sich das Problem bald ganz von allein. Ganz nach dem Motto:
»Komm her, Schatz, das hast du fein gemacht!«
»Wuff!«
Euer Papergirl
In der Höhle des Löwen
»Ich würde ja fast dagegenwetten«, gebe ich auf dem Weg zum Zeitungskiosk ums Eck zu. Nina, Jan, Stephan und Andy begleiten mich als kleine Menschentraube.
»Das werden wir ja gleich sehen«, ermuntert mich meine beste Freundin und beschleunigt ihre Schritte, um Andy loszuwerden, der ihr
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