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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Blick an die Zimmerdecke und atmete tief ein und aus. Er konnte genauso gut aufstehen. Schlafen würde er jetzt sowieso nicht mehr können und Meredith würde sich besser ausruhen, wenn er sich neben ihr nicht hin und her wälzte. Aber, ach, wie schwer war es, sie zu verlassen! Eins war klar: Wenn sie ihn bei sich haben wollte, würde er alle zukünftigen Nächte mit ihr in diesem Bett verbringen. Er hatte lange genug um sie geworben. Es war Zeit, ihre Ehe zu beginnen.
    Vorsichtig, um Meredith nicht zu wecken, zog er seinen Arm unter ihrem Kopf hervor und ließ sie sanft in die Kissen sinken. Ihr Mund verzog sich zu einer kleinen Schnute, bevor sie leise vor sich hin murmelte und dann weiterschlief. Travis konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Was für ein wunderbares Geschenk hatte er da bekommen!
    Ein Geschenk, das er am gestrigen Tag fast verloren hätte.
    Sein Lächeln verschwand und er trat auf nackten Füßen ans Fenster, um den Blick über den Wald schweifen zu lassen.
    Wie soll ich meine Familie bloß beschützen, Herr?
    Zweimal hatten die Maßnahmen, die er getroffen hatte, versagt und Meredith hatte den Preis dafür bezahlen müssen. Das erste Mal hätte sie ihr Bein verlieren können und das zweite Mal wäre sie fast erfroren, weil Ginger nicht zu ihnen auf die Ranch hatte kommen können.
    Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, die zu schützen, die du mir anvertraut hast. Doch egal wie sehr ich es auch versuche, meine Bemühungen sind nicht genug. Was willst du von mir?
    Als das erste Licht über dem Wald zu sehen war, kam ihm ein Wort aus den Sprüchen in den Sinn. Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade.
    Eine plötzliche tiefe Erkenntnis breitete sich in ihm aus und Travis musste sich mit einer Hand an der Wand abstützen, um nicht zu taumeln. Er hatte es sich aufgebürdet, sich seit dem Tod seines Vaters um seine Brüder zu kümmern. Und die ganze Zeit über hatte er nur sich selbst vertraut. Er hatte so gut wie nie nach der Führung Gottes gefragt, geschweige denn, sich ihr anvertraut. Sein Vater hatte immer gesagt, dass Gott einem Mann Verstand gab, damit er ihn auch nutzte, aber vielleicht war Travis zu weit gegangen.
    Er sah zurück zu Meredith. Zeig mir, wie ich mich am besten um sie kümmern kann. Wie ich ihr ein guter Ehemann sein kann, ein Beschützer und Versorger.
    Da er nach Antworten hungerte, durchquerte er leise den Raum und wollte sich seine Bibel aus der Kommode nehmen, doch stattdessen fand er Merediths dort. Er nahm sie an sich und ging damit in die Küche, zündete eine Lampe an und setzte sich an den Tisch. Seine Brüder würden bald aufstehen, aber noch war es ganz still – eine gute Zeit, um dem Herrn Gehör zu schenken.
    Unsicher, wo er anfangen sollte, blätterte Travis zum Buch der Sprüche. Zeit seines Lebens hatte er sich an die Weisheit eines ganz bestimmten Spruches aus Kapitel siebenundzwanzig geklammert. Er fuhr mit dem Finger über die Seite, bis er Vers zwölf entdeckte. Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich. Genau das hatte er die letzten vierzehn Jahre lang getan. Er hatte versucht, vorherzusehen, was das Böse war, und seine Familie davor zu beschützen. Aber eine leise Stimme in seinem Herzen sagte, dass diese Zeit nun vorbei war. Er und seine Brüder waren nicht länger verletzliche Kinder, die sich verstecken mussten. Sie waren erwachsene Männer, die für ihr Recht eintreten konnten.
    Sein Blick flog über die Seite, bis das Wort Bruder seine Aufmerksamkeit erregte. Deinen Freund und deines Vaters Freund gib nicht auf, geh nicht in das Haus deines Bruders, wenn du in Not bist. Besser ein Nachbar in der Nähe als ein Bruder in der Ferne.
    Gib deine Freunde nicht auf. Verlass dich auf deine Nachbarn. Deine Brüder können nicht immer da sein, wenn du Probleme hast. Travis rieb sich die Stirn und stemmte dann die Ellenbogen auf den Tisch. Freunde? Bis Meredith ihn davon überzeugt hatte, sich von Moses mit der Scheune helfen zu lassen, hatte er gar keine gehabt. Seth Winston war früher ein Freund seines Vaters gewesen, doch der alte Mann kam nur viermal im Jahr vorbei.
    Und Nachbarn? Er erinnerte sich an ein paar Klassenkameraden, die Farmen in der Nähe gehabt hatten, aber er hatte keine Ahnung, ob deren Familien überhaupt noch hier lebten. Hatte Christus nicht gesagt, dass das wichtigste Gebot war, neben Gott auch seinen Nächsten zu

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