Kann es wirklich Liebe sein
Colt gezogen und ihn mit einem lauten Klicken entsichert. Hayes hielt inne.
„Ich würde Ihnen nicht empfehlen, sie mit Gewalt zurückzuholen“, sagte Travis. „Wir haben hier eine bestimmte Verfahrensweise, wie wir mit Eindringlingen umgehen, und ich glaube nicht, dass meine Frau erfreut wäre, wenn Jim Sie erschießt. Oh, und wenn Sie glauben, Sie könnten im Dunkeln hierher zurückkommen, will ich so fair sein und Sie warnen, dass ich einen scharfen Wachhund habe. Sie geht nicht gerade zimperlich mit Fremden um. Ich fände es wirklich schade, wenn Sie verletzt würden, wo ich Ihnen doch meine Hilfe angeboten habe.“
Hayes fluchte und sprang vom Tor zurück. Jim senkte den Revolver. Travis grinste.
„Warum gehen Sie nicht zurück in die Stadt und ruhen sich etwas aus? Geben Sie Meri und Cassandra ein paar Tage, und wenn Ihre Tochter bereit ist, kommt sie nach Hause. Ich kümmere mich persönlich darum, dass sie sicher zu Ihnen gelangt. Sie haben mein Wort.“
„Ich will Ihr Wort nicht. Ich will meine Tochter.“ Trotzdem stampfte Hayes zurück zu seinem Pferd. Das Tier tänzelte zur Seite, nervös wegen des Verhaltens seines Besitzers.
Hayes schwang sich in den Sattel und riss hart an den Zügeln. Er lenkte sein Pferd herum und blickte dann noch einmal zurück zu Travis. „Wenn Cassandra in drei Tagen nicht zu Hause ist, schicke ich bewaffnete Männer. Und ich werde persönlich jeden erschießen, der mich von ihr fernhalten will.“ Seine zusammengekniffenen Augen wanderten zu Jim und ruhten einige Augenblicke auf ihm, bevor der Mann sein Pferd herumriss und davongaloppierte.
Keiner der beiden sagte etwas, bis das Geräusch von Pferdehufen in der Ferne verschwunden war.
Als nichts mehr zu hören war, wandte Travis sich zu seinem Bruder um. „Glaubst du, er macht seine Drohung wahr?“
„Ja.“ Jim steckte den Colt weg und ging zu seinem Pferd.
Travis nickte grimmig. „Ich auch.“
* * *
Meredith und Cassie hatten es geschafft, ein einfaches Abendessen aus knusprigem Speck, Bratkartoffeln und grünen Bohnen auf den Tisch zu bringen, als die Männer nach Hause kamen.
„Warum stellst du nicht schon mal die Plätzchen auf den Tisch, während ich die Soße fertig mache?“ Meredith schob ihre Cousine zur Anrichte, auf der die Plätzchen in Dosen standen. Seit Travis und Jim zurückgekommen waren, konnte sich Cassie nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren. Und das war auch kein Wunder, denn die beiden Männer verloren kein Wort darüber, was am Tor passiert war.
Meredith hatte nur herausbekommen, dass der Besucher tatsächlich Onkel Everett gewesen war und dass sie ihn davon überzeugt hatten, Cassandra ein paar Tage bei ihnen zu lassen. Sie hoffte, dass Travis und Jim mehr erzählen würden, wenn endlich alle um den Tisch versammelt waren.
Meredith goss eine halbe Tasse Kaffee in die Bratpfanne und kratzte alle noch vorhandenen Speckreste ab, damit sie in der Soße schwammen. Während die Soße vor sich hin köchelte, sah sie sich nach Cassies Fortschritt um. Das Mädchen hatte tatsächlich alle Kekse auf einem Teller angerichtet, doch der hatte es allerdings noch nicht bis auf den Tisch geschafft. Meredith versteckte ihr Grinsen und wandte sich wieder zum Herd um.
Cassie ging mit dem Keksteller zu Jim hinüber, der neben der Tür stand. Es war schwer zu sagen, ob es ihre Cousine zu dem ernsten Mann hinzog oder ob sie sich lediglich bei ihm sicher fühlte – auf jeden Fall bevorzugte sie Jims Gesellschaft vor der der anderen Männer. Das überraschte Meredith. Sie hätte gedacht, dass Crocketts Charme und Witz Cassies Geschmack eher entsprochen hätten. Aber es war Jim, der sie offensichtlich beeindruckte.
Während Meredith Salz und Pfeffer in die Soße tat, beobachtete sie aus dem Augenwinkel, wie Jim sich ein Plätzchen nahm. Er nahm Cassie den Teller ab und trug ihn zum Tisch, nicht ohne vorher eine Hand an ihre Taille zu legen und sie zu einem Stuhl zu geleiten – dem Stuhl neben seinem.
Ihre Cousine war offensichtlich nicht die Einzige, die verzaubert war.
Merediths Blick wanderte hinüber zu ihrem Ehemann, der am Kopfende des Tisches stand. War auch Travis verzaubert? War er so gerne in Merediths Nähe wie Jim in Cassies? Innerlich wünschte sie sich, er würde sie anschauen, um sich seiner Zuneigung zu versichern. Aber das tat er nicht. Er sprach weiter mit Neill und Crockett über das Scheunendach.
Sie biss sich auf die Lippe und wandte sich wieder der Bratpfanne zu. Kräftig
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