Kannst du mir verzeihen
achtundsechzig.«
»Och, ich hab nichts gegen ältere Männer ...« Lasziv zwinkerte Jai ihr zu. »Der hat ganz schön mit mir geflirtet, wenn du mich fragst. Er hat mir eindeutig zugezwinkert, als wir über gute Eier sprachen.«
Hanny grinste, was Jai freute. Mission completed.
»Schön, dass du hier bist«, sagte sie.
»Wirklich?«
Mit einem Mal sah sie ihn ernst an und nickte. »Wirklich.«
»Und ich dachte schon, du wärst sauer auf mich, weil ich hier einfach so aufkreuze, ohne zu fragen.«
»Dachte ich auch.«
»Aber eigentlich bist du ja nie auf irgendjemanden sauer.«
Sie schwiegen beredt, dann sahen sie einander an. Jais Blick war fragend. Er strahlte Mitgefühl aus.
»Was hat er denn angestellt?«
Hanny zuckte die Achseln. Offenbar zweifelte er in seiner Loyalität keine Sekunde daran, dass Bastian allein schuld an der Trennung war.
»Willst du es mir erzählen?«
Sie dachte einen Augenblick nach.
Wollte sie es ihm erzählen?
Wollte sie darüber reden? Eigentlich wollte sie nichts besprechen, analysieren, rationalisieren. Und schon gar nicht ihre soeben zu Grabe getragene Beziehung.
Jai setzte sich an den Tisch und sah sie an.
Dann beschloss er, es sei der richtige Moment, das Geschenk wieder aus der Manteltasche zu holen, und legte es vor sie hin.
»Willst du mir vielleicht erzählen, was das ist?« Er zog die Augenbrauen hoch.
»Woher soll ich das wissen? Dazu müsste ich es ja erst mal auspacken«, gab sie streitlustig zurück.
Jai kniff die dunklen Mandelaugen zusammen.
»Du weiÃt genau, was ich meine, Hanny.«
Immerhin guckte sie jetzt ein bisschen reumütig.
»Seit dem ersten Dezember steht jeden Tag eins vor der Haustür.« Sie zuckte mit vorgegebener Lässigkeit die Achseln.
»Aha. Ein Adventskalender.« Jai nickte.
Hanny lächelte schwach.
»Nicht schlecht. Ich hab mehrere Tage gebraucht, um das zu durchschauen.«
»War doch schon immer so: Du siehst klasse aus, und ich hab den Grips«, witzelte er. »Und?«
»Was und?«
»Was hat er dir bisher geschickt?«
»Am ersten Tag Blumen, am zweiten Pralinen, am dritten Parfum, am vierten Radiergummis, am fünften eine Wärmflasche und gestern ... Ach, du ScheiÃe! Gestern!«
Ohne von ihrem Plunderteilchen abgebissen zu haben, lieà Hanny es auf den Teller fallen. Sie sprang auf und stürmte aus der Küche. Völlig verdattert folgte Jai ihr und kollidierte dann auf der Treppe mit ihr, weil sie abrupt stehen blieb.
Die kleine Nancy wusste noch nicht, wie man eine Treppe hinunterkam. Sie hatte Hanny folgen wollen, war dann aber vor lauter Angst ganz oben stehen geblieben und irgendwann erschöpft eingeschlafen.
Jetzt wachte sie davon auf, dass ihr neues, über alles geliebtes Frauchen die Treppe hinaufstürmte, und fing an zu winseln, mit dem Schwanz zu wedeln und sich um sich selbst zu drehen.
Jais »Uff«, als er mit Hanny zusammenstieÃ, wurde abgelöst von einem entzückten »Oooooh!«, als er Nancy sah.
»Nein, wie süÃ!«, rief er, drängte sich an Hanny vorbei und nahm das kleine Wesen auf den Arm. »Hanny! Ist der süÃ!« Jais Stimme war vor lauter Entzücken bereits eine Oktave höher. »Den hast du am Sechsten gekriegt?«
Hanny nickte. Jai nahm das Hündchen mit in die Küche, wo sie sich beide wieder an den Tisch setzten.
Jai hob Nancy hoch, küsste das weiche Fell auf ihrem Kopf, atmete ihren Welpenduft ein und sah dann zu Hanny. Er wusste, dass sie beide an Sid dachten.
»Wenn du mir nicht erzählen willst, was passiert ist, würdest du mir dann vielleicht erzählen, wie du dich fühlst?«
»Taub.«
»Okay. Und wenn du diesen Winzling hier siehst?«
»Du hast recht. Dann fühl ich mich sehr lebendig. Diese junge Dame hier ist klasse.«
»Scheint mir auch so. Hat sie schon einen Namen?«
»Nancy.«
»Na, das ist doch mal was ...«
Hanny nickte.
»Und das da?« Er nickte Richtung Geschenk. Sie rührte sich nicht.
»Wirst du es auspacken?«
Sie zuckte die Achseln.
»Soll ich es auspacken?«
Sie zuckte wieder die Achseln.
Das war kein Nein. Und weil er vor Neugier fast platzte, balancierte er den schmusenden Welpen in der einen Hand und packte mit der anderen das Geschenk aus.
»Wie kriegst du das bloà mit einer Hand hin?« Sie nahm ihr
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