Kanonendonner über der Adria
Was hätte er sonst für eine Chance?«
»Hoffentlich behandeln ihn die anderen gut und zeigen ihm alles«, sagte David und Mr. Markwood gab die erwünschte Antwort: »Ich werde ein paar Worte fallen lassen, Sir.«
»Ja, Sie sorgen sich auch um den letzten Mann, Mr. Markwood. Ich bewundere Ihre Schiffsführung.«
Markwood war richtig verlegen geworden. »Aber, Sir. Ich mach doch gar nichts Besonderes. Herzlichen Dank, Sir.«
Die Milford lief am späten Nachmittag in die Bucht von Pula ein. Alle Mann waren auf Gefechtsstationen, und die Ausgucke achteten sorgfältig auf jede Bewegung am Ufer. Aber es waren nur winkende Menschen zu sehen, die in Richtung auf die Stadt liefen.
»Uferbatterie voraus, steuerbord sechshundert Meter!«, meldete der Ausguck.
»Ziel auffassen! Feuerbereitschaft melden!«, befahl Mr. Markwood.
Aber die Batterie schwieg. Auf ihren Mauern sprangen Menschen umher und winkten mit Mützen und Tüchern.
»Ob uns Hauptmann Lazarich zuvorgekommen ist?«, fragte David seinen Flaggkapitän.
»Ich kann es mir kaum denken, Sir. Er musste doch erst nach Rijeka. Auf jeden Fall scheinen keine französischen Truppen mehr am Ort zu sein.«
Sie näherten sich dem Hafen. Das römische Amphitheater erregte ihre Aufmerksamkeit. Und dann hörten sie es: Die Glocken aller Kirchen läuteten. Auf den Türmen zogen sie österreichische Flaggen auf.
David wandte sich zu Mr. Markwood: »Ich glaube, elf Salutschüsse wären angemessen, Mr. Markwood, da wir ja nicht erwarten können, dass ein Staatsoberhaupt in der Stadt ist. Wir wollen dann hundert Meter vor dem Hafen ankern und die Gefechtsbereitschaft aufheben, aber verstärkte Wache beibehalten.«
Wer konnte, drängte sich an der Reling. Die britische Flagge wehte ebenso wie die Standarte des Admirals. Und dann donnerten die Salutschüsse im exakt gleichen Zeitmaß hinaus. Bei den ersten Schüssen waren die Einwohner am Kai entsetzt hinter die Mauern gesprungen, aber dann merkten sie, dass das Salutschüsse waren, und sie tanzten und jubelten am Kai.
Drei Kutter legten von der Milford ab und ruderten zu dem Kai, der vor Kathedrale und Glockenturm lag. Während der Fahrt sah David, wie in den nahe gelegenen Uferbatterien Menschen umhersprangen, Wischer, Rammer und Kugeln aus den Schießscharten warfen.
»Wir marschieren zu der Batterie und schaffen Ordnung. Die können doch nicht alles zerstören, was wir vielleicht zur Verteidigung brauchen«, befahl David dem Leutnant der Seesoldaten.
Die Bewohner bestaunten wie immer die Präzision, mit der die Seesoldaten marschierten. Aber sie wunderten sich, als die Truppe zur Uferbatterie abbog und dort anhielt. Die Seesoldaten stellten sich Rücken an Rücken mit vorgestreckten Bajonetten auf. David ging mit drei Mann, einem Trommler, dem Dolmetscher, Alberto und Mustafa durch das Tor der Batterie. Der Trommler schlug einen Wirbel und der Dolmetscher rief laut: »Herhören! Der britische Admiral befiehlt, die Batterie sofort zu räumen!«
Ein Teil der Leute drückte sich an der Truppe vorbei und verschwand. Aber einige, wohl auch etwas angetrunken, krakeelten und schrien David und seine Begleiter an. »Wir sind jetzt frei. Niemand hat uns etwas zu sagen!«
Sie brüllten Kroatisch und Deutsch. David sagte dem Dolmetscher: »Ich antworte ihnen Deutsch, dann sage ich Ihnen auf Englisch, was Sie ins Kroatische übersetzen sollen.«
Er trat einen Schritt vor, Alberto und Mustafa stellten sich neben ihn und hoben ihre Gewehre. »Es stimmt, ihr seid frei«, rief David. »Frei von der Herrschaft fremder Diktatoren. Aber ihr seid nicht frei von der Herrschaft des Rechts, dem alle unterstehen. Ihr dürft die Freiheit nicht missbrauchen, um Sachen zu plündern, die eurer Regierung gehören und für die Verteidigung der Stadt gebraucht werden. Das ist nicht Freiheit, sondern Raub und Plünderung. Wir werden jeden erschießen, der in fünf Minuten noch in der Batterie ist. Geht jetzt raus und feiert eure Freiheit, aber achtet auch Recht und Gesetz!«
Er zog seine Pistole, wiederholte die Sätze auf Englisch und lauschte, wie der Dolmetscher sie übersetzte. Die Plünderer zauderten noch etwas, aber dann wandten sich immer mehr zum Ausgang. Doch einer sprang zu David, drehte sich zur Menge um und brüllte: »Hört nicht auf den fremden Tyrannenknecht. Alles, was hier ist, gehört uns. Nehmt euch, was ihr wollt!«
David hob seine Pistole und schlug sie dem Aufrührer über den Kopf. Der sackte zusammen. David feuerte seine
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