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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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den Kampf mit einem Linienschiff und einer Fregatte erlebt sowie die Kaperung eines Konvois. Das ist schon mehr, als vier Fünftel aller Seeoffiziere in ihrer ganzen Dienstzeit erleben. Konvoidienst, Blockade, Depeschendienst, Hafendienst, das füllt deren Alltag aus. Warten Sie doch ab. Sie erleben in den nächsten vier Wochen mehr, als Ihnen lieb sein wird.«
    Am nächsten Morgen drängten sich die Seeleute am alten Hafen. Britische Matrosen stellten sie in langen Schlangen auf. Der Zahlmeister und sein Vertreter saßen an zwei Tischen. Seesoldaten bewachten die Kassen. Zwei Transporter lagen am Kai.
    Als die Reihen geordnet waren, kamen zwei Schiffsärzte und nahmen eine flüchtige Untersuchung vor, als die Reihe vorrückte. Ein Blick in den Hals, einer in die Augen, Puls gefühlt, Haut angesehen, weiter! Und doch sortierten sie ein halbes Dutzend Bewerber aus.
    Viele Frauen kamen mit zum Zahltisch. »Kein Ärger!«, rief Mr. Zlanin. »Die Ehefrau kann das halbe Handgeld erhalten, mehr nicht.«
    »Aber der Admiral hat gesagt …«, keifte eine Frau.
    »Na und, die Bürgermeister haben ihn überzeugt, dass die kroatischen Frauen nur alles für bunte Tücher ausgeben und nichts für die Familie bleibt.« Mr. Zlanin und die Männer lachten. Die Frauen protestierten, bis Hauptmann Marker sich brüllend Ruhe verschaffte. Aber es ging lächelnd und gemütlich vor sich. Die Briten hatten einhundertunddrei Seeleute, die Männer und Frauen ihr Geld. Die beiden Transporter konnten ablegen und nach Vis segeln.
    An ihrer Stelle lief ein Kanonenboot in den Hafen ein. David schickte einen Melder, der Commander Woodbridge und den Kommandanten des Kanonenbootes in sein Hauptquartier bestellte.
    Beides waren junge Leute. David hatte überhaupt das Gefühl, dass heutzutage die Herren direkt von der Schulbank aufs Achterdeck der Schiffe stiegen. Aber sein alter Freund Andrew Harland hatte ihm erst im vergangenen Jahr gesagt: »Wir waren nicht älter, David, und sahen damals keinen Tag älter aus. Ich weiß noch genau, wie mitleidig mich die Hafenhuren damals anschauten und schnell ihren Busen zudeckten.«
    Commander Woodbridge kannte David schon. Abgesehen davon, dass er David immer sehr nervös anblickte, war er ein kompetenter Mann, der schon im Atlantik und in der Karibik Erfahrungen gesammelt hatte.
    Den Kommandanten des Kanonenbootes kannte David von der Milford. Er war dort dienstältester Midshipman gewesen und hatte dem Batterieoffizier assistiert. Er stand zum Leutnantsexamen an und hatte bereits die Prüfung als Steuermannsmaat bestanden. Er hieß Anton Warring.
    David kündigte ihm an, dass sich morgen bei ihm ein alter Seemann melden werde, der ihn für zwei Monate als Lotse in die hiesigen Gewässer einweise. »Danach müssen Sie selbst zurechtkommen, Mr. Warring. Das Kanonenboot hat seinen Heimatha fen in Korčula, wo es etwa jede zweite Nacht verbringt. Die Imogene wird am anderen Teil der Insel in Vela Luka stationiert und überwacht den Küstenabschnitt von Dubrovnik bis Split. Sie, Mr. Warring, patrouillieren an den Küsten von Pelješac und beschießen dort feindliche Batterien, bis ihre Kanoniere sicher treffen. Die ersten drei Fahrten unternehmen Sie gemeinsam, meine Herren. Unterbinden Sie den feindlichen Schiffsverkehr an der Küste und vertreiben Sie Kaper. Wir werden auch die umliegenden Inseln Mljet und Hvar in nächster Zeit besetzen und wahrscheinlich mehr Kanonenboote hier stationieren. Wann sind Sie mit dem Leutnantsexamen dran, Mr. Warring?«
    »Jederzeit, wenn genügend Kapitäne im Hafen sind und die Kommission zusammentritt, Sir.«
    »Das wird bald sein. Ich schicke Ihnen ein Boot. Dann werden Sie noch Commodore unserer Kanonenboote. Wir müssen sie nur noch erobern.«
    Als David die Insel Korčula verließ, atmeten viele auf. Er hatte Hauptmann Löwen von den Korsischen Rangern als Truppenkommandanten eingesetzt. Ein Kroate, der in russischen Diensten Hauptmann gewesen war, drillte die örtliche Miliz. Leutnant Mixel kommandierte die Seesoldaten. Eine Versammlung der Bürgermeister war konstituiert und hatte ihren Fahrplan zur Vorbereitung der Wahlen für eine Volksvertretung. Der Bau eines Forts Wellington oberhalb von Korčula war projektiert.
    »Sie haben die Korčulaner ja ganz schön gehetzt, Sir«, stellte Kapitän Markwood lächelnd fest, als David wieder an Bord der Milford war.
    »Mir ist jetzt auch ein wenig zum Ausruhen, Mr. Markwood. Aber ich muss mich ja noch über die Kanonenboote

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