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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Funchal zu treffen und herauszufinden, was wir vorhatten.« Der Arzt stieß versehentlich ein Glas Branntwein um, schien es aber nicht zu bemerken. »Sobald er unser Ziel wußte, sollte er in die Karibik segeln und das Schiff seinem Besitzer, der den Bau bezahlt hatte, übergeben.« Er hüstelte und tupfte sich das Kinn mit einem roten Taschentuch ab. »Statt dessen wurde Triscott neugierig und versuchte, uns zu folgen.« Er schaute prüfend nach achtern, als suche er Dumaresq durch das Schott hindurch. »Stellen Sie sich vor: eine Maus, die den Tiger jagen wollte! Nun, dafür hat er bezahlt.«
    Colpoys fragte ungeduldig: »Schon, aber wer ist dieser mysteriöse Käufer von Brigantinen?«
    Bulkley drehte sich so langsam zu dem Leutnant um, als täte es ihm weh, sich zu bewegen. »Ich hätte Sie für schlauer gehalten. Sir Piers Garrick natürlich! Ehemals Freibeuter im Namen des Königs und jetzt ein verdammter Seeräuber auf eigene Faust!«
    Rhodes betrat die Messe. »Ich habe das eben mitgehört. Wir hätten es wissen müssen, nachdem unser Kommandant schon seinen Namen genannt hatte. Nach so vielen Jahren! Der Mann muß jetzt über sechzig sein. Glauben Sie wirklich, daß er weiß, was aus den Goldbarren der Asturia s wurde?«
    Colpoys sagte gelangweilt: »Der Knochensäbler ist eingeschlafen, Stephen.«
    Poad, der sich in der Nähe aufgehalten hatte, sagte: »Es gibt heute frisches Schweinefleisch, meine Herren. Eine Aufmerksamkeit, die uns ein Mr. Egmont mit besten Empfehlungen geschickt hat.« Er wartete auf den richtigen Augenblick, um fortzufahren: »Der Überbringer sagte, als Erinnerung an den Besuch Mr. Bolithos in seinem Haus.«
    Bolitho errötete, als alle ihn anschauten.
    Colpoys schüttelte bedauernd den Kopf. »Mein Gott, wir sind kaum angekommen, und schon hat eine Frau die Hand im Spiel.«
    Als Gulliver sich zu Colpoys und dem Zahlmeister an den Tisch setzte, nahm Rhodes Bolitho beiseite.
    »Hat er Ihnen hart zugesetzt, Dick?«
    »Ich habe meine Selbstbeherrschung verloren.« Bolitho lächelte reuig.
    »Lassen Sie sich nichts gefallen! Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe.« Rhodes vergewisserte sich, daß niemand zuhörte. »Ich habe Jury gesagt, daß er im Kartenraum auf Sie warten soll. Sie we rden dort einige Zeit ungestört sein, bringen Sie es hinter sich. Ich habe so etwas auch schon durchgemacht.« Er schnupperte und rief: »Ich rieche Schweinebraten, Dick. Sie müssen an Land tatsächlich großen Eindruck gemacht haben.«
    Bolitho arbeitete sich zu dem kleinen Kartenraum durch, der neben dem Niedergang lag, und sah Jury neben dem leeren Kartentisch stehen. Wahrscheinlich glaubte er seine Karriere ebenso vom Tisch gewischt wie Gullivers Berechnungen.
    Bolitho sagte: »Man hat mir berichtet, was Sie getan haben. Der Fall Murray wird untersucht, darauf hat der Kommandant mir sein Wort gegeben. Sie werden nicht ausgeschifft, wenn wir auf das karibische Geschwader stoßen, sondern bleiben auf der Destiny .« Er hörte, wie Jury aufatmete, und sagte: »Es liegt jetzt also an Ihnen.«
    »Ich – ich weiß nicht, was ich sagen soll, Sir.«
    Bolitho spürte seine innere Entschlossenheit wanken. Er war selbst einmal so unerfahren wie Jury gewesen und wußte, was es bedeutete, einer offensichtlichen Katastrophe entgegenzusehen.
    Er zwang sich zu sagen: »Sie haben falsch gehandelt, indem Sie logen, um einen Mann zu schützen, der wahrscheinlich schuldig ist.« Er unterband Jurys Protestversuch. »Es war nicht richtig, so stark für einen Mann einzutreten, wie Sie es für einen anderen kaum getan hätten. Ich habe den gleichen Fehler begangen. Wenn ich gefragt worden wäre, ob ich mich so für Murray eingesetzt hätte, wenn er eine Niete wäre, oder für Sie, wenn Sie mich nicht gerettet hätten, hätte ich zugeben müssen, daß ich zu Ihren Gunsten voreingenommen war.«
    Jury sagte gepreßt: »Ich bedaure den Ärger, den ich verursacht habe. Besonders Ihnen.«
    Bolitho sah ihn zum erstenmal voll an und bemerkte den inneren Kampf, den er durchmachte. »Ich weiß. Wir haben beide aus all dem gelernt.« Er fiel in einen härteren Tonfall: »Andernfalls wären wir beide es nicht wert, des Königs Rock zu tragen. Und nun gehen Sie bitte wieder in Ihr Quartier.«
    Er hörte Jury den Kartenraum verlassen und wartete einige Minuten, um sich zu sammeln.
    Er hatte korrekt gehandelt, auch wenn es jetzt schon etwas spät dafür war. In Zukunft würde Jury sich in acht nehmen und weniger wi llig sein,

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