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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schon im Kampf. Die Männer der Brigg waren keine disziplinierten Berufsseeleute wie die von der Destiny , aber letztere waren erschöpft und viel zu wenige im Vergleich zu der Me ute an Bord des Schoners. Bolitho konnte sie jetzt hören: Ihre Schimpfworte und höhnischen Schreie klangen zusammen wie das Gebrüll wilder Tiere.
    Wenn es ein einzelnes Schiff gewesen wäre, hätten sie es schaffen können. Vielleicht wäre es besser gewesen, mit der Helois e unterzugehen, als den Todeskampf noch einmal hinauszuschieben.
    Palliser kam zurück und sagte: »Little, bleiben Sie an den vorderen Geschützen. Wenn ich ›Feuer‹ befehle, feuern Sie nach Gutdünken, aber so, daß die Kugeln keinen großen Schaden anrichten.« Er übersah Littles ungläubige Miene. »Danach laden Sie die Kanonen mit einer doppelten Kartätschenfüllung. In dem Augenblick, wenn die Bastarde längsseits kommen, möchte ich, daß sie damit weggefegt werden.« Er wartete, bis seine Worte einwirkten. »Und wenn Sie alle Leute dabei verlieren: Diese Kanonen müssen abgefeuert werden!«
    Little klopfte sich bestätigend an die Stirn, und über seine groben Züge ging ein begreifendes Lächeln. Das Schanzkleid der Brigg bot wenig Schutz; wenn das andere Schiff längsseits kam und sich an seinen Enterhaken heranzog, konnten die Geschützbedienungen wie Schilfrohr umgemäht werden.
    Palliser löste seine Säbelscheide und warf sie beiseite. Er machte mit dem Säbel ein paar Schläge durch die Luft und beobachtete, wie das Sonnenlicht die Klinge aufblitzen ließ, als sei sie aus purem Gold.
    »Uns wird heute warm werden.«
    Bolitho schluckte, sein Mund war schrecklich trocken. Er zog ebe nfalls seinen Säbel und entfernte die lederne Scheide, wie er es von Palliser gesehen hatte. Einen Kampf zu verlieren, war schlimm, aber zu sterben, weil man über seine eigene Säbelscheide stolperte, war unausdenkbar.
    Musketen feuerten über den schmaler werdenden Wasserstreifen zwischen den beiden Schiffen, und verschiedene Leute duckten sich, als die Kugeln ins Holz des Schanzkleids schlugen oder über ihre Köpfe hinwegzischten.
    Palliser ließ seine Waffe auf einen unsichtbaren Gegner niedersausen und befahl laut: »Feuer!«
    Die vorderen Geschütze rollten nach dem Abschuß binnenbords, soweit es die Brocktaue zuließen, der Pulverqualm quoll durch die Stückpforten zurück und hüllte die Männer ein, die nun Littles Befehle ausführten, so gut es ging.
    Im großen Vorsegel des Schoners erschien ein Loch, aber die anderen Geschosse fielen zu weit und warfen Wasserfontänen auf, die näher beim zweiten Schiff lagen als bei dem, das auf sie zukam. Bolitho hörte wildes Hohngeschrei und weitere Schüsse. Er biß sich auf die Lippen, als ein Matrose mit zerschmettertem Kiefer vom Schanzkleid zurückgeschleudert wurde.
    Palliser rief: »Achtung! Bereithalten zur Abwehr von Enterern!« Plötzlich lag ihnen der Schoner Seite an Seite gegenüber, und Bolitho konnte seinen und seiner Kameraden Schatten auf dessen Bordwand sehen. Musketenkugeln peitschten ihm um die Ohren. Er hörte einen seiner Leute aufschreien, als eine Kugel ihn voll traf, und sah, wie Ingrave sein Gesicht mit den Händen bedeckte, als könne er so einem gleichen Schicksal entgehen.
    Die Gaffelsegel drüben fielen. Als die erste Welle der Enterer über das Deck des Schoners eilte, flogen Enterhaken an Leinen herüber und bissen sich mit eisernen Zähnen im Schanzkleid der Rosario fest.
    Doch irgend jemand an Bord des Schoners mußte geahnt haben, daß von Männern, die wie diese kämpften, noch eine letzte Kriegslist zu erwarten war. Mehrere gezielte Schüsse trafen die hinter ihren Kanonen kauernden Engländer, von denen zwei schreiend und zuckend zusammenbrachen, während ihr Blut das Deck rot färbte.
    Bolitho warf einen Blick auf Jury. Er hielt seinen Dolch in der einen Hand, eine Pistole in der anderen.
    Durch die Zähne sagte Bolitho: »Bleiben Sie bei mir. Verlieren Sie nicht den Halt, und tun Sie, was Sie mir unlängst geraten haben.« Er sah den wilden Ausdruck in Jurys Augen und fügte hinzu: »Halten Sie sich fest!«
    Es gab einen heftigen Ruck, als der Schoner – von den Enterhaken herangezogen – breitseits gegen die Bordwand der Brigg stieß.
    »Jetzt!« Palliser schwenkte seinen Säbel. »Feuer!«
    Eine Kanone spuckte Flammen und Rauch, und ihre volle Ladung explodierte genau in der Mitte der zum Entern bereitstehenden Ge gner. Blut spritzte auf, Gliedmaßen flogen in gräßlichem

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