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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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betrat. Valdorian folgte seinem Beispiel, zögerte dann und stellte erst jetzt fest, dass der Boden aus Eis bestand.
    Jonathan bemerkte seinen Blick und holte einen Infonauten hervor. Seine Hände steckten in dünnen Handschuhen, Erweiterungen des Thermoanzugs. »Das Labyrinth befindet sich in einer Tiefe von mehr als dreitausend Metern unter diesem Eismantel.«
    Zusammen mit seinem Sekretär betrat Valdorian die Transportkapsel und sah Cordoban an. »Sie begleiten uns nach unten?«
    Der Stratege betätigte eine Taste des Kontrollfelds an der Wand. Die Tür glitt zu, nahm ihnen die Sicht auf die Soldaten und Bediensteten. Eine Sekunde später setzte sich die Transportkapsel in Bewegung und sank in die Tiefe.
    Cordoban deutete nach oben. »Derzeit werde ich dort nicht gebraucht. Außerdem stehe ich mit den Truppen in Verbindung.« Er hob die rechte Hand zu einem kleinen Kom-Implantat am Ohr. »Der Widerstand in einem der nahen Täler ist fast gebrochen. Wir haben Guraki unter Kontrolle.«
    Warum kommt er mit?, dachte Valdorian, während die Transportkapsel durch den Schacht im Eis sank. Will er mich im Auge behalten? An Cordobans Loyalität zweifelte er ebenso wenig wie an der Jonathans, aber er war nicht so dumm, dem Strategen ohne jeden Vorbehalt zu vertrauen. Cordoban wusste um die genetische Instabilität, die das Leben des Primus in etwa elf Monaten beenden würde, wenn kein Wunder geschah, und dieser Umstand wurde zu einer neuen Konstanten in den Gleichungen, auf denen seine Planungen basierten.
    Diese Gedanken bereiteten Valdorian Unbehagen. Um sich davon abzulenken, sah er Jonathan an und deutete auf den Infonauten.
    »Guraki ist eine Welt mit zyklischem Klima«, sagte der Sekretär und berührte Schaltflächen des kleinen Datenservos. »Etwa alle fünfundvierzig- bis fünfzigtausend Jahre kommt es zu einer Eiszeit, und dann bleibt nur ein schmaler Streifen entlang des Äquators von Eis und Schnee verschont. Das gegenwärtige Glazial begann vor zehntausend Jahren, und die während der letzten dreihundert Jahre aufgezeichneten meteorologischen Daten deuten darauf hin, dass es allmählich zu Ende geht. Aber es wird noch einige tausend Jahre dauern, bis die Gletscher zurückweichen.«
    Das leise Summen der Transportkapsel untermalte Jonathans Worte. Wieder tippte er auf eine Schaltfläche, und der Text auf dem Display des Infonauten wechselte.
    »Interessanterweise begann die letzte Eiszeit, als die Xurr verschwanden«, fuhr der Sekretär fort. »Guraki muss eine wichtige Welt für sie gewesen sein, denn bei wissenschaftlichen Bohrungen während der ursprünglichen Besiedelungsphase vor gut dreihundert Jahren fand man die Reste von mehreren großen Städten, was erstaunlich ist, da sich die Xurr bei ihren Kolonien meist nur auf wenige urbane Komplexe beschränkten.«
    Etwas berührte Valdorians Seele, wie ein Windhauch aus der Vergangenheit. Er hörte erneut Lidias Worte, die sie vor hundertzwanzig Jahren gesprochen hatte, in der Ausstellung des historischen Museums von Bellavista.
    »Das Eis kam schnell und begrub die Städte unter sich, was dazu führte, dass die organischen Komponenten nicht zerfielen«, sagte Jonathan. »Dadurch wird Guraki einzigartig für die Xenoarchäologie. Auf allen anderen Welten mit Xurr-Artefakten blieben nur die anorganischen Bestandteile übrig, aber hier auf Guraki bietet sich Gelegenheit, einen besseren Eindruck von Architektur und Technik der Xurr zu gewinnen. Nun, leider machten die ersten Siedler einen Fehler. Sie legten zwar die im Eis erstarrten Städte der Xurr frei, aber sie versäumten es, die organischen Bestandteile angemessen zu konservieren. Als der Zerfall begann, war es bereits zu spät. Er konnte nicht mehr aufgehalten, nur noch in eine Mumifizierung umgewandelt werden.«
    »Wir sind da«, sagte Cordoban, und im gleichen Augenblick öffnete sich die Lifttür.
    Der Empfangsbereich war eine große, aus dem Eis gehauene Höhle, mehr als drei Kilometer unterhalb von Gateway. Andere Lifte in der Nähe summten und brachten besorgte Touristen zurück nach oben. Soldaten standen in der Nähe, die Waffen lässig in den Armen – sie befürchteten nicht, hier auf Widerstand zu stoßen. Lampen brannten an der weißblauen gewölbten Decke, und mehrere Öffnungen zeigten sich in den Wänden. Die größte von ihnen führte zum nahen Labyrinth, die kleineren zu anderen Bereichen mit Hinterlassenschaften der Xurr.
    Valdorian trat aus dem Lift und ging an der schrumpfenden

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