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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Touristengruppe vorbei zum Dienstleistungsbereich, der etwa die Hälfte der großen Höhle beanspruchte und aus mehreren offenen Büros und Geschäften bestand, die Andenken und dergleichen anboten. Dort erwartete ihn eine etwa fünfzig Jahre alte, ernst dreinblickende Frau mit dunklem Haar, gekleidet in einen schlichten Thermoanzug. Offenbar erkannte sie Valdorian, denn sie sagte: »Man hat mir mitgeteilt, dass Sie hierher unterwegs sind. Ich bin Korinna Davass, Leiterin des hiesigen Touristenzentrums. Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?« Sie sprach ruhig und in einem neutralen Tonfall.
    »Vor einigen Wochen kam eine Kantaki-Pilotin hierher, um sich das Labyrinth anzusehen. Wie ich hörte, werden hier alle Besucher aus Sicherheitsgründen registriert.«
    »Das stimmt«, bestätigte Davass. »Es kommt immer wieder vor, dass sich Touristen im Labyrinth verirren. Sie erhalten von uns ID-Scheiben, deren Signale angepeilt werden können. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass niemand verloren geht.«
    »Ich möchte die damals aufgezeichneten Daten sehen.«
    Korinna Davass fragte nicht, warum sich der Primus inter Pares des Konsortiums für eine Kantaki-Pilotin interessierte. Sie führte ihn in eines der kleinen Büros, nahm dort an einem bereits aktivierten Datenservo Platz und berührte ein Sensorfeld.
    »Bereitschaft«, ertönte es.
    »Ich benötige Angaben über eine Kantaki-Pilotin, die vor einigen Wochen hierher kam, um sich das Labyrinth anzusehen«, sagte Davass ruhig.
    »Bestätigung«, erklang die synthetische Stimme des Datenservos. »Personendatei vom 3. Januar 421 SN, 10:41 Uhr lokale Zeit. Kantaki-Pilotin. Name: Diamant.«
    Valdorian fühlte sich von neuerlicher Enttäuschung heimgesucht, als er den Namen hörte, doch dann erschien ein Bild auf dem Display des Datenservos und zeigte ihm … Lidia.
    Ein oder zwei Sekunden war er völlig fassungslos. Die synthetische Stimme nannte weitere Daten, aber er hörte gar nicht mehr zu, konzentrierte seine ganze Wahrnehmung auf das zweidimensionale Bild. Lidia, kein Zweifel. Und das Verblüffende war: Trotz der vergangenen mehr als hundert Jahre hatte sie sich kaum verändert. Noch immer reichte ihr lockiges schwarzes Haar bis auf die Schultern, und die Augen wiesen den vertrauten Glanz von Smaragd und Lapislazuli auf. Sie erweckte den Eindruck, nicht mehr als drei oder vier Jahre gealtert zu sein. Sie steht außerhalb des Zeitstroms, dachte Valdorian.
    Er streckte die Hand nach dem Bild aus, als könnte er Lidia berührten.
    »Das ist sie«, sagte er mit rauer Stimme. Er räusperte sich. »Wie lange war sie auf Guraki? Und wohin hat sie die Reise fortgesetzt?«
    »Primus, oben geschieht etwas.« Cordoban neigte den Kopf zur Seite und lauschte einer Stimme aus dem Kom-Implantat.
    »Weitere Daten über die Pilotin namens Diamant«, sagte Korinna Davass. Das Bild verschwand vom Projektionsfeld des Datenservos, und mehrere Datenkolonnen wanderten vertikal übers Display.
    Diamant, dachte Valdorian und erinnerte sich an den schrecklichen Augenblick, als ihm klar geworden war, dass sich Lidia DiKastro gegen ihn entschieden hatte. Vor dem inneren Auge sah er noch einmal, wie sie die Schatulle mit dem Diamanten öffnete.
    »Mit dem letzten Kantaki-Schiff sind mehrere Personen eingetroffen, die Prioritätsstatus für sich beanspruchen, Primus«, sagte Cordoban. »Einer meiner Offizier ist gerade dabei, eine Überprüfung vorzunehmen …«
    Valdorian hörte nur mit halbem Ohr hin und sah auf die Datenkolonnen.
    »Die Pilotin namens Diamant blieb drei Tage auf Guraki und verbrachte insgesamt sechsundzwanzig Stunden und einunddreißig Minuten im Labyrinth«, sagte Davass. »Es ist nicht bekannt, wohin sie die Reise fortsetzte.« Sie sah vom Display auf. »Aber es sollte sich relativ leicht feststellen lassen. Startende Kantaki-Schiffe geben ihre Route an, und die Datenservi des Raumhafens müssten Informationen darüber enthalten, welche Schiffe am 6. Januar 421 SN wohin gestartet sind.«
    »Die Verbindung ist unterbrochen.« Cordobans Hände huschten über die Module seines Servo-Anzugs. »Ich empfange keine Kom-Signale mehr, auch nicht über die Transverbindung. Jemand hat oben ein Schirmfeld errichtet. Ich empfehle unverzüglich defensive Maßnahmen.«
    Valdorian reagierte aus einem Reflex heraus: Mit der linken Hand schaltete er seinen Individualschild auf volle Energie, mit der rechten griff er nach dem Hefok in der Tasche des Thermoanzugs. Er bekam keine Gelegenheit,

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