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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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lag, abgesehen von Tako Karides, der ihn damals gerettet hatte.
    Er drehte sich von einer Seite auf die andere, ohne Ruhe zu finden. Zuerst blieben seine Augen offen, weil er halb damit rechnete, dass Norene erschien, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Nichts passierte, aber seine Unruhe wuchs trotzdem. Er spürte, dass er dicht vor einem Wendepunkt in seinem Leben stand. Seit fünf Jahren befand er sich auf Kyrna, inzwischen kein Kind mehr, sondern ein junger Mann, und der kommende Tag würde über den weiteren Verlauf seines Lebens entscheiden.
    Schließlich wagte es Dominik, die Augen zu schließen, ohne dass der Schlaf kam – er fragte sich immer wieder, was Norene unternehmen würde.
     
     
    Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, wie eine Mischung aus Chemikalien, langsam verfaulenden Pflanzen und Ingwer: der Duft neuen Lebens. Dominik folgte der von zwei Lehrerinnen angeführten Schülerinnengruppe durch die große Produktionsanlage, wahrte dabei wie üblich einen Abstand von mehreren Metern und hörte den Schilderungen und Erklärungen nur mit halbem Ohr zu. Er war müde und nervös, wollte das Gespräch mit Norene so bald wie möglich hinter sich bringen, aber an diesem Morgen hatte er sie nicht wie sonst in einem der Beratungszimmer angetroffen, wo sie auf Fragen von Schülern einging. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als an der geplanten Tour teilzunehmen, in der Hoffnung, dass sie Norene früher oder später begegneten.
    Dominiks Blick wanderte über Becken und Nährkanäle, während die Lehrerinnen erklärten, auf welche Weise die Tal-Telassi an diesem Ort mithilfe biotronischer Anlagen und der Energie des Tal-Telas Einfluss auf die Zellstruktur von Rohbionen nahmen, wie seit Jahrtausenden. In solchen Anlagen planten und entwickelten sie, schufen aus zyotischem Grundmaterial neue Lebensformen, die einen bestimmten Zweck erfüllen sollten. Dominik wusste, dass die meisten Bione, kleine wie große, für die Streitkräfte der AFW bestimmt waren, und die Uniformierten unter dem technisch-wissenschaftlichen Personal erinnerten ihn daran, dass dort draußen ein Krieg stattfand. Manchmal erschien er ihm seltsam fern, wie Teil einer anderen Welt, trotz seiner sehr direkten Erfahrungen damit.
    Die jungen Frauen vor ihm, siebzehn und achtzehn Jahre alt, trugen steinerne Mienen zur Schau, aber bei ihnen wirkten die emotionslosen Gesichter noch wie künstlich aufgesetzte Masken. Bei den Lehrerinnen und den anderen Tal-Telassi, erst recht bei den geklonten, gehörte das Eisige, die Abwesenheit von Gefühl, zu ihrem Wesen. Dominik schauderte innerlich, als er sich Loana als eine jener Schülerinnen vorstellte, ihrer fühlenden Innenwelt beraubt.
    Er folgte der Gruppe an einem großen quasirealen Projektionsfeld vorbei, das Zellstruktur und Entwicklungsphasen einer neuen Kraler-Version zeigte. Zwei AFW-Offiziere, der eine ein Mensch, der andere ein Taruf, hörten sich dort die Erläuterungen einer Tal-Telassi an. Als Dominik das QR-Feld passierte, bedachte ihn der Mensch mit einem erstaunten Blick und fragte: »Ein männlicher Schüler? Ich dachte, nur Frauen könnten Tal-Telassi werden.«
    Dominik achtete nicht auf die Antwort der Wissenschaftlerin und fragte sich kurz, ob er die Offiziere bitten sollte, Tako Karides eine Nachricht von ihm zu übermitteln. Während der ersten Jahre hatte er mehrmals versucht, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, aber es war Norene immer gelungen, ihn an einer Kontaktaufnahme zu hindern. Norene … Sie hatte während der letzten fünf Jahre entscheidenden Einfluss auf ihn ausgeübt, und es wurde Zeit, dem ein Ende zu setzen.
    Er wandte sich von der Schülerinnengruppe ab und ging mit energischen Schritten durch einen schmaleren Korridor, vorbei an langen Batterien aus Brutkammern, in denen geprägte Bione heranwuchsen. Das Licht in diesem Bereich der Produktionsanlage war matter, ließ mehr Platz für Schatten und Schemen, aber Dominik achtete nicht darauf. Etwas zwang ihn, in Bewegung zu bleiben, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und seine Gedanken trieben dahin wie während der Nacht. Er versuchte gar nicht, sie zu ordnen, denn es waren zu viele, und jeder von ihnen strebte in eine andere Richtung. Während er ihrem Flüstern lauschte, schienen seine Füße ganz genau zu wissen, wohin sie ihn tragen mussten. Es war ein seltsamer Zustand: Dominik kam sich wie ein Passagier in seinem Körper vor, wie ein Beobachter, vor dem sich ein Geschehen entfaltete, das er noch nicht

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