Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
Greenpoint aufgefunden worden. Ihr Name war Adielah Dollie. Sie hatte für Mr. und Mrs. Hill, Mountain Road Nummer sechsunddreißig, gearbeitet.
»Ermittler Zondi?«
Er drehte sich um und sah die Technikerin, die ihm vom anderen Ende des Korridors aus zuwinkte. Ihre langen Fingernägel waren blutrot lackiert. Zondi verdrängte das Bild, wie diese Nägel Hautproben von seinem nackten Rücken sammelten. Er ging den Korridor hinauf.
»Wir haben eine Übereinstimmung«, sagte die Technikerin. »Die Kugel, die Sie uns gebracht haben, ist eine vom Kaliber . 38 , die gleiche wie die Kugel, die wir aus der Leiche des Kindes haben. Züge und Felder auf diesen beiden Projektilen sind identisch. Sie besitzen dieselbe Signatur.«
Also hatte Barnard auf den Nachtwächter geschossen. Und den Hund erschossen. Was genau sagte ihm das jetzt? »Danke. Und was ist mit diesem Kondom?«
Die Technikerin zuckte die Achseln. »Der DNA -Test dauert noch etwas.«
»Wie lange?«
»Sagen wir mal, drei Monate.«
»Das ist ein Witz, oder?«
»Nein. Das DNA -Labor hat einen Riesenberg Arbeit, die sind ziemlich im Rückstand.«
»Dann muss ich mich vordrängeln, so wie ich es hier auch getan habe.«
Sie lächelte ihn an. »Bei denen werden Sie aber nicht so viel Glück haben wie bei mir. Die sind erheblich strenger.« Sie flirtete mit ihm, etwas tanzte in ihren mandelförmigen Augen. Sie wartete darauf, dass er den entscheidenden Schritt machte.
Zondi ging.
Auf dem Parkplatz des Labors öffnete er den Kofferraum seines Autos und schnappte sich seinen Laptop. Er rutschte hinter das Steuer, ließ den Motor an und stellte die Klimaanlage auf maximale Leistung. Während der Laptop bootete, wählte er mit seinem Mobiltelefon die Nummer der Tochter der toten Hausangestellten.
Die Unterhaltung war kurz. Er äußerte formelhafte Beileidsbekundungen, dann fragte er Leila Dollie, ob sie Mrs. Hill jemals persönlich begegnet sei. Ja, sie hatte Susan Hill getroffen, mehr als einmal. Zwei Susans? Es gab hier mehr Zufälle als in einem billigen Taschenbuch.
Er wollte wissen, ob sie einen Computer mit Internet in greifbarer Nähe hatte. Hatte sie. Er mailte ihr Susan Fords Polizeifotos. Sie erhielt und öffnete die Mail.
»Das ist Mrs. Hill«, sagte Leila Dollie. Sie klang verwirrt. »Hat das alles irgendetwas mit dem Tod meiner Mutter zu tun?«
Zondi wusste, dass beides miteinander zu tun hatte. Er wusste nur noch nicht, was und wie.
»Nein, wir überprüfen nur gerade die Hills.« Er wollte das Gespräch schon beenden, als ihm noch eine weitere Frage einfiel. »Sie wissen nicht zufällig, wo ich Mrs. Hill finden könnte, oder?«
»Nun, soweit ich weiß, ist sie in der Gardens Clinic.«
»Ist sie krank?«
»Nein, sie bekommt ein Baby.«
Zondi bedankte sich. Er saß im Auto, und in seinem Kopf wimmelte es nur so von losen Enden.
Susan Burn lag im Kreißsaal und wurde für den Kaiserschnitt vorbereitet. Ihr Gynäkologe, ein Mann in den Vierzigern mit strohblondem Haar, der auf gute Manieren am Krankenbett ebenso viel Zeit verwendete wie auf sein Golfspiel, war es ganz offensichtlich gewohnt, mit werdenden Müttern zu tun zu haben, für die das kosmetische Risiko des Kaiserschnitts das Hauptthema war. In einer Stadt der Strände und Fitnessstudios war ein Bauch, der wie aus einem frühen Frankenstein-Film aussah, absolut unerwünscht.
Er begann gerade, sich detailliert darüber auszulassen, dass die untere mediane abdominale Inzision – der Bikini-Schnitt – hervorragend verheilen und lediglich eine feine, später kaum noch erkennbare Narbe hinterlassen würde, die wiederum bei gewissenhafter Nachbehandlung mit Gewebeöl vollständig verschwinden würde.
Das war so ziemlich das Letzte, was Susan beschäftigte, dennoch nickte sie dankbar.
Dann kam der Anästhesist, um die Periduralanästhesie zu legen. Susan hatte darum gebeten, bei dem Eingriff bei Bewusstsein zu bleiben, denn auch wenn sie das Kind nicht hinausdrücken würde, wie es bei Matt der Fall gewesen war, wollte sie doch diesen ersten Moment im Leben ihrer Tochter mitbekommen.
Der Anästhesist wirkte grobschlächtig, hatte Hände wie ein Klempner, doch wie sich herausstellte, war er äußerst behutsam und beruhigend. Er bat sie, sich auf die Seite zu drehen, und hob ihr Hemd an. Er rieb den unteren Teil ihrer Wirbelsäule mit einer anästhesierenden Flüssigkeit ein und führte dann eine sehr dünne Nadel ein. Die ganze Zeit über summte er eine Melodie. Susan erkannte sie
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