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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Flasche.«
    Rashied verschwand und Fingers hielt sein Mobiltelefon mit dem linken Daumen fest, während er mit dem rechten Daumen seine Nachrichten abfragte. Er stellte auf Lautsprecher und hörte zu. Da waren einige Nachrichten von Mädels, die er übersprang, und eine Nachricht von Leroy, dem kleinen Punk, der für ihn Tik dealte. Dabei setzte er sich auf. Irgendwas mit Gatsby. Und Benny Mongrel.
    Fingers spielte den Anruf noch einmal ab.
    Dann begann er mit der mühsamen Aufgabe, mit dem Daumen Leroys Nummer zu tippen. Leroy war ein kleiner Fisch, er war eine Kurzwahlprogrammierung nicht wert. Er erreichte lediglich Leroys Anrufbeantworter, irgendeine klugscheißerische Ansage mit einem Stück von LL Cool J im Hintergrund. Fingers unterbrach den Anruf mit einer ruckartigen Bewegung seines Daumens.
    Als Rashied endlich mit der Flasche Coke antanzte, war Fingers dabei, sich unbeholfen anzuziehen.
    Burn fuhr den Ford durch die riesige Stadtlandschaft der Cape Flats, diese endlose Monotonie der Armut, die sich in alle Himmelsrichtungen erstreckte. Es war schon gut, dass er gezwungen gewesen war, seinen Jeep an der Waterfront zurückzulassen. Die Einzigen, die auf den Flats Cherokees fuhren, waren Drogendealer. Viel zu auffällig.
    Burn hatte die Flats bereits überflogen und war auf der Autobahn dran vorbeigefahren, aber auf diese schäbigen Straßen selbst hatte er sich nie hinausgewagt. Die kleinen Häuser standen dicht gedrängt, auf unsicheren Sandboden gebaut. Die knappen Anweisungen des Nachtwächters führten sie vorbei an Reihen von Ghettoblocks, wo der nie nachlassende Wind die Wäsche an den Leinen tanzen ließ, die über asphaltierte Fußwege gespannt waren. Sie kamen an sandigen, offenen Flächen vorbei, wo junge Männer hinter halb abgerissenen Betonmauern kauerten, die mit Gang-Graffiti überzogen waren.
    Burn hatte die Mossberg-Schrotflinte aus Barnards Tasche im Kofferraum des Fords genommen und neben seinen Sitz geklemmt. Er hatte beim Militär eine Mossberg benutzt und freute sich über die zusätzliche Feuerkraft. Er merkte, dass er die Waffe berührte, um ihre beruhigende Wirkung zu spüren.
    An einem Stoppschild bremste Burn ab. Ein kleiner Junge, etwa in Matts Alter, stand an der Ecke vor einer verblichenen blauen Moschee. Er wirbelte ein selbstgemachtes Spielzeug herum, ein Stück Kordel, an dessen Ende ein Stein geknotet war. Seine Nase war mit Rotz verschmiert. Er starrte Burn in verblüffter Faszination an.
    Als er weiterfuhr, warf Burn einen kurzen Blick in den Innenspiegel. Der fette Bulle war unter der Decke kaum erkennbar.
    »Lebt er noch?«, fragte Burn.
    Der Nachtwächter griff nach hinten und hob die Decke an, nickte, starrte dann wieder nach vorn. Burn brauchte den fetten Mann lebendig, bis er seinen Sohn gefunden hatte. Dann konnte der Nachtwächter mit ihm tun, was immer er tun musste.
    Sie fuhren tiefer in die Flats, bewegten sich in die Sandwolke, die der Wind über das Labyrinth kleiner Häuser und schmaler Straßen warf.
    Manchmal wünschte sich Zondi, er würde rauchen, damit er in Augenblicken wie diesem etwas zu tun hätte. Er saß im Polizeilabor, schaute zu, wie eine Technikerin an einem Vergleichsmikroskop arbeitete und versuchte, Ähnlichkeiten zwischen der Kugel, die er aus der Wand auf der Baustelle gegraben hatte, mit jener anderen festzustellen, die Ronnie September getötet hatte.
    Die Technikerin war eine aufregend schöne Frau, sie hatte Haut wie poliertes Kupfer. Ihr Haar, schwarz wie Tintenfischtinte, fiel ihr ins Gesicht, als sie sich vorbeugte und in das Mikroskop schaute. Zondi sah vor seinem geistigen Auge, wie dieses schwarze Haar sich wie Seegras auf einem weißen Kissen ausbreitete.
    Zondi war erleichtert, als das Mobiltelefon in seiner Tasche piepste. Er ging auf den Korridor hinaus, um den Anruf anzunehmen. Er hörte dem Polizisten vom Revier Sea Point zu, nickte und stellte einige Fragen und schrieb eine Telefonnummer in sein Notizbuch. Er beendete das Gespräch und fand sich am Ende des Ganges wieder, wo er aus einem schmutzigen Fenster auf die Stadt hinunterschaute.
    Er hatte das Polizeirevier Sea Point angerufen und gebeten zu überprüfen, ob es irgendeine Verbindung zu diesem Amerikaner gab. Es war weit hergeholt, klar. Er wusste, dass er ein analfixierter Kontrollfreak war, der keine Eventualität unberücksichtigt lassen konnte. Aber er hatte einen Volltreffer gelandet.
    Eine Frau, eine Hausangestellte, war am Tag zuvor ermordet auf der Treppe in

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