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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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keinen Vertrauten an ihrer Seite, der ihr während der Schmerzen Kraft geben konnte. Keinen Jack, der ihre Freude teilte. Die Vorhänge machten alles noch schlimmer. Ihr Arzt und sein Team waren beschäftigt, und es erinnerte Susan an ein Puppentheater, das sie als Kind gesehen hatte.
    Sie hörte ein summendes Geräusch, wie von einer Küchenmaschine, und der beißende Geruch ihres eigenen verbrannten Fleisches erreichte ihre Nase. Er kauterisiert deine Adern, sagte sie sich und versuchte so zu tun, als sei das die normalste Sache der Welt. Nachdem das Summen aufgehört hatte, hörte sie nur noch das leise Klimpern von Chirurgischen Instrumenten und das Flüstern des Arztes und seiner Krankenschwester.
    »Wir haben hier jetzt den Kopf, Susan«, hörte sie den Arzt sagen. »Ich sauge ihr jetzt die Flüssigkeit aus Mund und Nase.«
    Gott sei Dank, sie atmet. Die Angst, diese schreckliche abergläubische Vorahnung, hatte sie den ganzen Tag begleitet. Dass ein Preis bezahlt werden müsste, dafür, dass sie und Jack etwas Falsches getan hatten. Und dass der Preis das Leben ihres Babys wäre.
    »Gut, jetzt holen wir den Rest von ihr raus, Susan. Ich brauche dazu Ihre Hilfe, okay?«
    Sie hörte sich antworten. »Okay. Was soll ich tun?«
    »Sie brauchen einfach nur Ihre Hände auf den oberen Teil Ihres Bauches zu pressen und nach unten zu drücken.«
    Sie spürte, wie die Krankenschwester ihre Hände zur richtigen Stelle führte, und begann sofort zu drücken. Das war bei weitem nicht so beschwerlich wie Matts Geburt, die sich angefühlt hatte, als ob ein Teil ihres Körpers herausgerissen würde. Sie drückte.
    »Okay, wir haben sie«, sagte der Arzt.
    Genau wie in einem dieser Puppentheater wurde ihr dann rotgelbes Baby, das Gesicht zerknautscht, über den Vorhang gehalten, damit sie es sehen konnte. Instinktiv streckte sie die Hände nach ihm aus, aber die Schwester schüttelte den Kopf.
    »Sie muss ins Warme. Wir geben sie Ihnen in einer Minute.«
    Susan lag da, starrte in die Lichter hoch und hörte, wie ein weiterer Sauger seine Arbeit verrichtete. Die Schwester kehrte mit dem Säugling zurück und gab ihn Susan. Sie legte ihre kleine Tochter Lucy an ihre Brust und fühlte, wie die kleinen Lippen direkt anfingen, an ihrer Brustwarze zu nuckeln.
    Susan weinte, ließ sich einfach fallen, das erste Mal seit jenem Tag in Florida, als Jack ihr gesagt hatte, was er getan hatte.
    Burn schwankte am Rande des Mobs dahin. Er hatte einen trockenen Hals, und er fühlte klebriges Blut hinter dem Ohr, wo der Stein ihn erwischt hatte. Der ekelhafte süßliche Geruch von verbranntem Fleisch drang ihm in die Nase, und durch die wogende Masse sah er Barnards Körper brennen.
    Die Menge war seltsam ruhig geworden, als ob die Menschen nun, nachdem es geschehen war, erst einmal begreifen mussten, was da überhaupt passierte. Immer mehr wandten sich ab und schlenderten davon.
    Burn bewegte sich voran. Dann stand er vor der verkohlten Gestalt von Barnard, dessen Gesicht zur Unkenntlichkeit verbrannt war, die Zähne als Grimasse sichtbar, die Arme ausgestreckt, schwarze, greifende Krallen. Ob es Barnards letzte Geste oder nur eine zufällige Kontraktion seiner Muskeln war, würde Burn nie erfahren.
    Aber er wusste mit absoluter Sicherheit, dass der einzige Mann, der ihn zu seinem Sohn bringen konnte, nun tot war.
    Es herrschte Aufbruchsstimmung. Der junge Mann, eigentlich noch ein Jugendlicher, der Barnard erschlagen und ihn angezündet hatte, warf einen letzten Blick auf sein Werk und verschwand in Richtung eines nahe gelegenen Hauses. Eine Frau mittleren Alters wartete dort. Sie sprachen nicht miteinander, als der Junge an ihr vorbei ins Haus ging.
    Burn wurde sich bewusst, dass er seit mindestens einer Minute den Lärm von Sirenen hörte, die jetzt schnell näher kamen.
    Er wandte sich ab und lief die Straße hinauf zu dem Ford.
    Er hatte keine Ahnung, was er als Nächstes tun sollte.
    Benny Mongrel ging. Es war vorbei. Hier gab es für ihn nichts mehr zu tun.
    An der Ecke, in der Nähe des Taxistands, sah er einen Mann in ungefähr seinem Alter, der sich gegen das Tor eines zugemüllten Hofes lehnte, rauchte und das Geschehen beobachtete. Die Tattoos und der Blick verrieten einen Mann, der wusste, was Ärger bedeutete.
    »Sie sagen, das da war Gatsby, den sie fertiggemacht haben«, meinte er zu Benny Mongrel.
    »Ja, is so.«
    »War ein scheiß Bastard.«
    »Der Letzte seiner Art.« Benny Mongrel sah seine Chance und ergriff sie. »Hast

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