Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
einen letzten Blick auf Barnard, unterdrückte erfolgreich den Drang, in seinem Roberto-Cavalli-Anzug und seinen Brunori-Slippern Toyi-Toyi zu tanzen, und ging zu zwei Cops hinüber.
»Er ist anscheinend vor irgendwas weggelaufen, oder?«
Die Cops unterzogen ihn der üblichen leicht unverschämten Musterung, bevor der Größere der beiden antwortete: »Ja, er war in einer der Wohnungen da oben. Die Leute sagen, er sei aus dem Fenster gesprungen.«
»Fahren Sie mich bitte dorthin, Constable.«
Zondi setzte sich in den Polizei-Van auf den Beifahrersitz. Der Große wechselte einen Blick mit seinem Kollegen, stieg dann auch ein und ließ den Motor an. Sie holperten eine sandige Straße entlang und hielten vor einem Ghettoblock, der mit einem Gangsterleben -Graffiti verziert war.
Zondi stieg aus und sah zu dem zerbrochenen Fenster hoch. Direkt darunter lag eine blutige Decke. Zondi bemerkte, wie sich in der Wohnung darüber eine Spitzengardine bewegte, und er erhaschte noch einen flüchtigen Blick auf ein altes Gesicht.
Zondi folgte dem Constable die Stufen hoch. Er rümpfte die Nase bei dem Gestank von Pisse. Die Tür der Wohnung mit dem zerbrochenen Fenster war nur angelehnt. Zondi gab ihr einen Tritt, und sie schwang auf, bis sie gegen den Körper eines Mannes prallte. Der Constable hatte seine Dienstwaffe in der Hand und folgte Zondi in die Wohnung.
Drei tote Männer. Alle mit dem unverwechselbaren Aussehen von Gangstern. Zwei von ihnen erschossen, einer wahrscheinlich mit einer Schrotflinte. Der dritte, dem an irgendeinem Punkt seiner zweifelhaften Karriere die Finger amputiert worden waren, lag mit durchgeschnittener Kehle da. Zondi konnte die Knochen sehen.
Zondi und der Cop gingen weiter ins Schlafzimmer. Er schaute auf die vierte Leiche hinab, einen ausgemergelten Mann um die sechzig, nur mit einer Unterhose bekleidet. Das Gehirn des Toten klebte an einer Statuette der Jungfrau Maria, die auf dem Boden neben dem Bett lag. Zondi sah auch das Oberteil eines Kinderpyjamas, voller Blut und Gehirnmasse, das neben dem toten Mann lag. Er bemerkte das amerikanische Etikett: Big Kmart .
Zondi drehte sich zu dem Polizisten um. »Constable, in der Wohnung über uns lebt eine alte Frau. So eine, die wahrscheinlich den ganzen Tag damit verbringt, am Fenster zu stehen und rauszugucken. Fragen Sie sie, wer hier wohnt und wen sie hier heute gesehen hat. Und fragen Sie nach einem Kind. Einem Jungen. Einem weißen Jungen. Verstanden?«
Der Bulle nickte. »Ja, Sir.«
Zondi fing an, sich in dem Apartment umzusehen. Er öffnete einen ramponierten Schrank im Schlafzimmer und entdeckte die Habseligkeiten einer Frau. Eine Bürste voller dunkler Haare lag auf einer Kommode unter einem zerbrochenen Spiegel. Das stinkende Badezimmer sagte ihm nicht viel. Ein bisschen billige Kosmetik und eine Schachtel mit Damenbinden.
Zondi ging zurück ins Wohnzimmer. So wie die Leichen lagen, mussten sie direkt ins Feuer gelaufen sein, als sie das Apartment betraten. Und dann war dem Amputierten die Kehle durchgeschnitten worden.
Und mitten in diesem Trubel hatte Barnard sich aus dem Fenster geworfen.
Der Constable kam zurück. »Sie sagt, dass eine Frau hier lebt. Vielleicht so Anfang zwanzig. Carmen soundso, den Nachnamen kennt sie nicht. Der alte Typ ist wohl ihr Onkel. Ein Alki, sagt sie. Sie hat gesehen, wie drei Männer hier reinkamen, mindestens einer von ihnen war weiß. Einige Zeit später drei weitere. Alles Farbige. Gangster, sagt sie.«
Zondi nickte. »Diese drei da.«
»Sie sagt, sie hätte gesehen, wie die Frau, diese Carmen, das Haus verließ, lange bevor die ersten drei Typen gekommen sind. Als sie ging, hatte sie einen kleinen Jungen bei sich. Er war weiß und hatte blondes Haar.«
Zondi griff nach seinem Telefon und rief das Hauptquartier Bellwood South an. Er sprach mit dem Diensthabenden und wollte eine Fahndung nach diesem Jungen rausgeben.
»Sir«, sagte der Sergeant. »Dieser Junge. Der sitzt hier direkt vor mir.«
Burn fuhr durch das riesige Ghetto ohne jedes Gefühl für die Richtung. Er versuchte einfach nur, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Leichen zu bekommen. Der Wind war wieder aufgefrischt und legte eine Wolke von Staub über die Cape Flats. Der Dunst verbarg den Tafelberg, die einzige Landmarke, an der er sich orientieren konnte. Er hatte dem Nachtwächter die . 38 er gegeben, und der Mob hatte ihm die Mossberg entrissen. Er war allein und unbewaffnet, an einem der gefährlichsten Orte
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