Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
ihn frühzeitig mit einem Zettel nach Hause, auf dem seine Mutter gesagt bekam, sie solle ihm den Darm entleeren, bevor sie ihn wieder zur Schule schicke. Gedemütigt trottete Rudi durch die Hitze nach Hause, während die Sonne ihm im Nacken brannte.
Als Rudi sich dem Haus näherte, sah er den alten Truck von Truman Goliath, einem farbigen Tagelöhner, in der Zufahrt stehen. Sein Vater bezahlte Goliath, damit er verrostete Teile des Wellblechdachs erneuerte.
Rudi ging ins Haus, die Fliegentür fiel laut hinter ihm zu. Er hörte seine Mutter schreien. Barnard rannte zum Schlafzimmer seiner Eltern und stieß die Tür auf. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu kapieren, dass Truman Goliath seine Mutter nicht umbrachte. Tatsächlich feuerte sie den sportlich gebauten Farbigen mit Schlägen auf die nackten Pobacken und ermunternden Schreien an, ohne sich bewusst zu sein, dass ihr Sohn in der Tür stand.
Genau in diesem Moment sprach Gott zum ersten Mal zu Rudi Barnard.
Der junge Rudi ging in das Waffenzimmer seines Vaters, holte ein . 22 er-Gewehr und lud es durch. Dann kehrte er ins Schlafzimmer zurück und blies die Rückseite von Truman Goliaths Kopf an die Wand. Die nackte Mrs. Barnard, bedeckt von Blut, Knochensplittern und Hirnmasse, starrte ihren Sohn an und öffnete die Lippen zum Schrei, wobei ihr Mund wie bei einer Opernsängerin ein perfektes Oval bildete.
Rudi Barnard schoss seiner Mutter ins Gesicht.
Dann rief er seinen Vater in der Metzgerei an. Die beiden fetten Rudis, Vater und Sohn, steckten die Köpfe zusammen und arbeiteten die Geschichte aus, die die Stadt hören wollte. Vergewaltigung und Mord von Elsie Barnard.
Truman Goliath hatte gewartet, bis Vater und Sohn aus dem Haus waren, und hatte Elsie dann Gewalt angetan. Wie einer Burenfrau der guten alten Zeit war es ihr gelungen, an das Gewehr ihres Mann zu kommen und den Bastard zu erschießen. Unglücklicherweise hatte er Elsie mit letzter Kraft das Gewehr entrungen und sie in die Arme Jesu geschickt.
Falls die Farbigen in den Hütten auf der anderen Seite der Bahnschienen sich gewundert hatten, wie Truman das alles hatte tun können, wo ihm doch der Schädel weggepustet worden war, waren sie klug genug gewesen, ihre Gedanken für sich zu behalten.
Nach diesem ersten Mal fiel Rudi das Töten leicht. Er hatte ein Talent dafür.
Barnard stand vor einer Ampel auf der Voortrekker, der Schweiß lief ihm in Strömen. Eine Tik-Hure kam auf ihren Pfennigabsätzen auf ihn zugeschwankt. Sie hob ihren Rock, um ihre dürren Schenkel zu entblößen, so verführerisch wie ein Kadaver. Normalerweise wäre Barnard aus dem Wagen gesprungen, um sie ihren Fehler bedauern zu lassen. Doch er verspürte den plötzlichen Drang, nach Hause zu fahren.
Er würde diese Aufnahmen auf seinem Mobiltelefon ausdrucken, die Bilder von Rikki und seinem Kumpel. Es gab da jemanden, dem er sie gern zeigen wollte.
Burn lag in den Armen seiner schlafenden Frau. Sein Sohn schlief neben ihm. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so gut gefühlt hatte. Morgen würde er zu den Maklern gehen und eine Wohnung organisieren. Was immer es kostete, morgen Abend würden sie dieses Haus verlassen haben.
Dann würde er ins Internet gehen, Recherchen über Neuseeland anstellen. Er erinnerte sich dunkel, dass es zwei Inseln gab, den Norden und den Süden. Der Süden sollte wilder sein, unzugänglicher, weniger besiedelt. Hohe Berge und unberührte Strände.
Mit diesen Bildern im Kopf schlief Burn ein.
Als er aufwachte, fiel die Sonne ins Zimmer. Er war allein. Er hörte jemanden im Pool unter dem Schlafzimmerfenster plätschern. Die afrikanischen Rufe und Spötteleien von den Bauarbeitern nebenan wehten zu ihm herüber.
Er gähnte, rieb sich mit einer Hand über die Bartstoppeln.
Er hörte Susans Stimme. Es klang, als wäre sie in der Küche. Wahrscheinlich redete sie mit Matt, während sie das Frühstück zubereitete. Die Vorstellung gefiel ihm.
Dann hörte er eine andere Stimme. Die Stimme eines Mannes. Eine Stimme, die er nicht ganz einordnen konnte.
Burn sprang aus dem Bett, er zog Shorts und T-Shirt über. Bevor er sich versah, hatte er den Schrank geöffnet, und der Colt lag in seiner Hand.
Lautlos ging er in Richtung Küche. Susan sagte etwas, das er nicht verstand. Es klang wie eine Frage. Der Mann antwortete. Jetzt erkannte Burn die Stimme.
Der fette Bulle war bei Susan in der Küche.
KAPITEL 11
Burn trat in die Küche.
Susan und der Bulle blickten
Weitere Kostenlose Bücher