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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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sie das nur tun können? Wie hatte sie ihrem kleinen Jungen das nur antun können?
    Matt beruhigte sich wieder, die Schluchzer klangen schon nicht mehr so verzweifelt. Susan putzte ihm die Nase. Sie zeigte auf etwas auf dem Bildschirm, auf die Kapriolen einer Zeichentrickfigur, und Matt lächelte. Dann lachte er. Susan saß neben ihm, hielt ihn, bis sie sah, dass er gefangen war von dem Farbwirbel auf der Mattscheibe. Dann ging sie hinaus auf die Terrasse, wo ihr Mann mit dem Rücken zu ihr stand und in die Nacht hinausstarrte.
    Er bemerkte sie nicht, und sie betrachtete ihn einige Minuten. Er war immer ihr Fels in der Brandung gewesen, das eine in ihrem Leben, worauf sie sich vollkommen verlassen konnte. Aber jetzt nicht mehr.
    »Jack.«
    Er drehte sich zu ihr. Licht aus dem Haus fiel auf sein Gesicht. Der geschlagene Ausdruck ließ ihn älter wirken.
    »Okay«, sagte sie.
    »Okay, was?«
    »Machen wir’s. Gehen wir nach Neuseeland. Oder wohin auch immer.«
    Er starrte sie an. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Aber ich tu’s nur für Matt und für sie.« Sie legte sich eine Hand auf den Bauch.
    Er kam zu Susan und nahm sie in die Arme. Ihr Bauch drückte sich gegen ihn. Sie starrte über seine Schulter, auf den dicken, gelben Mond, der wie eine pralle angeschlagene Frucht über dem Meer hing.
    »Es tut mir leid, Baby«, sagte er. »Ich werde alles wiedergutmachen. Versprochen.«
    Um alles in der Welt wollte sie ihm glauben.

KAPITEL 10
     
    Warum hatte er der braunen Schlampe nicht eins auf ihr dreckiges Maul gegeben?
    Als Rudi Barnard die Flats hinter sich ließ, mit dem Toyota über die Eisenbahnbrücke nach Goodwood fuhr, zerbrach er sich den Kopf über diese Mischlingsschlampe Carmen und darüber, warum er ihr nicht eine reingehauen hatte. Normalerweise dachte er nicht zweimal über so etwas nach. Zeigte man ihm keinen Respekt oder kam ihm blöd, dann zahlte man dafür. Diese Abweichung von seinem normalen Verhalten irritierte ihn.
    Wollte er wirklich mit ihr vögeln? Nein, beschloss er, das war’s nicht. Erleichtert begriff er, dass sie jemand war, der ihm eines Tages von Nutzen sein könnte. Und seine Intuition sagte ihm, dass sie schon so oft von so vielen Männern bewusstlos geschlagen worden war, dass es ihr gar nichts mehr bedeutete. Tatsächlich, überlegte er, würde er mehr Gewalt über sie haben, wenn er sie nicht schlug.
    Barnard lächelte in sich hinein, war zufrieden über sein psychologisches Verständnis. Er kannte die Frauen. Scheiße, er war sogar mal mit einer verheiratet gewesen, oder etwa nicht?
    Scheiß Schlampe.
    Aus einem Impuls heraus ging Barnard in eine Cop-Bar an der Voortrekker Road, ein paar Blocks von seiner schäbigen Wohnung entfernt. Die Station Bar hatte aufgemacht in einer Zeit, als Männer noch allein und in Ruhe trinken konnten, als Frauen Cocktailbars besuchten, in die echte Männer niemals einen Fuß gesetzt hätten.
    Auch wenn Frauen heute gesetzlich nicht mehr daran gehindert werden konnten, die Station Bar zu betreten, taten dies nur sehr wenige. Die Bar war hässlich, stank und war voller grobschlächtiger, derber Kerle. Es musste schon eine ganz bestimmte Sorte Frau sein, die sich von dieser Art Gesellschaft angezogen fühlte, und die meisten davon waren draußen auf der Straße und gingen ihrem Gewerbe nach.
    Barnard schnappte sich einen Barhocker. Der Barkeeper, ein glatzköpfiger, runzliger Mann mit einer Haut in der Farbe von Nikotin, schob ihm eine Flasche Double O über die Theke. Barnard bedankte sich grunzend und trank einen großen Schluck.
    Er kam weder wegen des Alkohols noch wegen Gesellschaft in die Station. Er war Abstinenzler und Einzelgänger. Er kam her, um das Polizistennetzwerk anzuzapfen; wenn der Alkohol die Zungen lockerte, erhielt er häufig Informationen, die zu seinem Vorteil waren.
    Er brauchte Antworten auf ein paar Fragen. In der Gerüchteküche waren ihm Dinge zugeraunt worden, Sachen, die ihn aus dem Schlaf rissen, seine Hämorrhoiden taten weh und der Ausschlag zwischen seinen Schenkeln brannte wie verrückt.
    Er beobachtete einen mageren Burschen mit gestylter Frisur, zu jung gekleidet für sein Alter und am anderen Ende der Theke in ein Gespräch mit einem Mischling vertieft. Der Mischling nickte, lachte über irgendwas, trank sein Bier aus und ging.
    Barnard nahm das Double O und wuchtete sein Fett auf den Hocker neben dem Kerl mit den modischen Klamotten. »Lotter.«
    Lotter sah ihn desinteressiert an. »Barnard.«
    Dem Barkeeper

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