Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
und ging dann mit ihrem hinaus auf die Terrasse. Es war erst kurz nach sieben, aber die Sonne brannte bereits.
Burn folgte ihr hinaus, blinzelte.
Der Berg über ihnen war verkohlt, schwarz, schwelend. Hubschrauber löschten die letzten Funken. Der Wind hatte sich zum Glück gelegt.
Susan setzte sich an den Tisch, die Augen verborgen hinter einer schwarzen Ray-Ban.
Burn setzte sich nicht. Er schlich um sie herum. »Es tut mir leid.«
Sie sagte nichts. Es war, als wäre er gar nicht da.
Es gab nichts mehr, was er seiner Frau sagen konnte. Er wusste, dass sie nur dann Frieden finden würde, wenn er sich von ihr abwendete und ging.
Disaster Zondi saß an einem Tisch in seinem Zimmer im Arabella Sheraton und frühstückte. Obstsalat mit extra Kiwi, pochierte Eier und Vollweizen-Toast. Frischgepresster Orangensaft. Kein Speck. Schwein rührte er niemals an. Er trug eine Anzughose und ein weißes Hemd ohne Krawatte. Seine italienischen Halbschuhe glänzten.
Wenn man für das Ministerium arbeitete, wurde man gut versorgt. Man flog Business, man mietete BMW und Mercedes-Benz. Man hatte ein Spesenkonto, mit dem man sich Anzüge von Cavalli leisten konnte. Fast. Und warum zum Teufel auch nicht? Es war ein harter Job, in den dunklen Gruben der Korruption zu wühlen, sich Tag für Tag den schlimmsten Seiten der menschlichen Natur zu stellen. Ein bisschen Luxus war da Balsam für die Seele.
Sorgfältig klaubte er Krümel von der weißen Tischdecke und legte sie auf einen Teller. Dann räumte er das Frühstücksgeschirr auf ein Tablett und stellte es hinaus auf den Korridor.
Zondi kehrte an den Tisch zurück und fuhr erneut Rudi Barnards Laptop hoch. Er hatte bis in die frühen Morgenstunden den Inhalt der Festplatte durchforstet. Viel kam dabei nicht heraus, was ihn nicht weiter überraschte. Barnard würde nicht so dumm sein, seine Aktivitäten detailliert auf einem Computer zu speichern.
Bei den E-Mail-Dateien handelte es sich hauptsächlich um harmlose Korrespondenz: Aktualisierungen der Pensionskasse der Polizei, ein Widerspruch gegen eine Mieterhöhung für sein Apartment. Dann hatte Zondi die E-Mail an eine anonyme Yahoo-Adresse gefunden, deren Anhang aus dem JPEG eines Fingerabdrucks bestand. Zondi hatte die Nacht zuvor in aller Länge darüber gegrübelt, hatte die Wirbel studiert, als würden sie ihn zu einem tieferen Verständnis führen. Nichts dergleichen war geschehen, also hatte er sich gezwungen, ins Bett zu gehen.
Nach dem Frühstück hatte er seine Betrachtungen des Fingerabdrucks wiederaufgenommen. Irgendwie wusste er, dass dies wichtig war, dass es ihn zu Rudi Barnard führen konnte. Der verschwunden war.
Das Foto der lächelnden Männer beim Grillen im Busch hatte er neben den Laptop gestellt. Während Zondi an seiner Tasse Earl Grey nippte, erging er sich in Erinnerungen.
Es war 1988 . Zondi war achtzehn, studierte an der Universität von Johannesburg, war mit einer Gruppe von Jugendaktivisten zusammen. Sein bester Freund Jabu war ein politisch sehr engagierter und angesehener Studentenführer. Eines Abends war Zondi bei Jabu in Soweto, als die Sicherheitspolizei eine Razzia machte. Fleischige weiße Männer in Jeans und T-Shirts, mit kurzgeschorenen Haaren und Schultern wie Rugby-Stürmer. Einer von ihnen war der Captain des Fotos. Sie warfen Zondi und Jabu in einen Wagen und fuhren sie zum John Vorster Square, in die Zentrale der Sicherheitspolizei.
Zondi und Jabu wurden getrennt und einzeln eingesperrt. Im Verlauf der nächsten paar Tage kam eine ganze Reihe von Männern in Zondis Zelle und folterte ihn, wollte die Namen von Jabus Kollegen wissen. Zondi kannte die Namen nicht.
Barnard hatte Zondi damals einen nassen Sack über das Gesicht gezogen und seinen Kopf anschließend in einen Eimer Wasser gedrückt, bis er glaubte, jeden Moment ertrinken zu müssen. Dann hatte der fette Mann ihn mit aller Wucht getreten. Barnard und ein anderer Mann banden Zondis Beine zusammen, ließen den nassen Sack über seinem Kopf und traten weiter auf ihn ein. Brachen ihm die Rippen.
Sie zogen ihm den Sack vom Gesicht, gerade als er das Bewusstsein zu verlieren drohte. Er blutete aus Nase, Mund und Ohren.
Wieder verlangte Barnard Antworten, die Zondi ihm nicht geben konnte.
Barnard trat ihn so lange, bis er ohnmächtig wurde.
Blutend und durchnässt wachte Zondi in der Zelle auf. Er wurde weitere zwei Tage festgehalten, regelmäßig geschlagen, dann brachten sie ihn ohne weitere Erklärung zu einem Auto.
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