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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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sich darum kümmern. Der Amerikaner würde die wohlverdiente Strafe erhalten.
    Aber zuerst brauchte Barnard Geld. Einfache Erpressung würde nicht funktionieren. Dieser Amerikaner war ganz offensichtlich härter und einfallsreicher, als Barnard vermutet hatte. Beim ersten Hinweis auf Entlarvung würde er verschwinden.
    Nein, Barnard musste etwas tun, das Burn keinen Raum für Manöver ließ.
    Barnard näherte sich seinem Wohnblock und ging in Gedanken die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten durch. Als er ein ungekennzeichnetes, ziviles Polizeifahrzeug vor seinem Haus parken sah, dachte er sich nichts dabei. Viele Cops wohnten in dieser Gegend. Dann wanderte sein Blick zu seiner Wohnung im vierten Stock. Die Gardinen waren zugezogen, aber durch einen Spalt sah er Licht brennen. Hatte er es angelassen? Nicht, dass er wüsste. Er fuhr an den Straßenrand, ließ den Motor laufen. Litt er an Verfolgungswahn? Er glaubte nicht. Wie Lombard es so anschaulich ausgedrückt hatte: Dies war eine Schlacht zwischen den Mächten des Guten und den Mächten des Bösen. Sie würden vor nichts haltmachen.
    Barnard fuhr weiter.
    Disaster Zondi stand in Barnards Wohnung und schaute zu, wie die Detectives alles durchsuchten. Es war ein kleines Apartment, das angesichts des abstoßenden körperlichen Erscheinungsbildes des Mannes überraschend ordentlich war. Nur ein Zimmer mit einem Bett, einem robusten Stuhl vor einem Schreibtisch und einer offen angelegten Kochnische. Kein Fernseher. Keine Stereoanlage. Keine Fotos. Keine Erinnerungsstücke. Zondi witterte den unverkennbaren Gestank von Barnard, als wäre er in die Vorhänge, in den abgewetzten beigefarbenen Teppichboden und die übergroßen Kleidungsstücke im Schrank eingesickert.
    Zondi sah sich um. Er fand das Zimmer bedrückend, deprimierend. Das funktionale Mobiliar, das Fehlen jeder Ästhetik. Die meisten korrupten Bullen, gegen die er ermittelte, waren habgierige Materialisten, die ihren Besitzhunger mit ihren illegalen Aktivitäten finanzierten. Vergangene Woche in Soweto hatte er einen so großen Plasma-Bildschirm gesehen, der aus dem Zimmer heraus und über einen Durchgang ragte, dass seine Männer gezwungen waren, sich ständig daran vorbeizudrängen, bis er schließlich anordnete, das Scheißding zu entfernen. Er war es gewohnt, Häuser voller elektronischer Geräte und mit ledernen Wohnzimmergarnituren zu durchsuchen, Schränke, die überquollen von Designerklamotten und Schmuck, sowie Garagen, deren Tore nicht geschlossen werden konnten, weil die SUV s zu fette Ärsche hatten.
    Da war es fast schon beruhigend, der physischen Manifestation der einfachsten Grundbedürfnisse des Menschen zu begegnen. Da war überhaupt keine Doppeldeutigkeit. Man wusste exakt, mit wem man es zu tun hatte.
    Aber das hier war der Zufluchtsort eines Fanatikers. Eines von der inneren Gewissheit getriebenen Mannes, nicht nur das Richtige zu tun bei allem, was er tat, sondern auch, dass er tun musste , was er tat. Früher, in der Zeit der Apartheid, war Zondi einigen solchen Männern begegnet. Sie waren anders als die Säufer und die Cowboys, die Profiteure; sie waren Gläubige. Sie hatten eine Mission.
    Er erkannte sie, weil er, so vermutete er, selbst einer war.
    Zondi verscheuchte diese Gedanken und ging zum Schreibtisch hinüber. Ein zugeklappter Laptop lag neben einem leeren Notizblock und einem billigen Kugelschreiber. Zondi schob den Laptop in die Tasche und warf sie sich über die Schulter. Dann ging er zum Bett und schlug die afrikaanssprachige Bibel auf, die auf dem Nachttischschränkchen lag. Er sah die Widmung in einer eng zusammengekritzelten Handschrift: Für Rudi. Von Deinem Vater zum zehnten Geburtstag.
    Selbst Monster hatten Väter. Und Mütter.
    Zondi setzte sich aufs Bett und zog die Schublade des Schränkchens auf. Eine alte, abgegriffene Ausgabe des Hustler , eine Tube Hämorrhoidensalbe. Zondi, ein sehr pingeliger Mann, schreckte zurück angesichts der Vorstellung, wie der fettleibige Barnard sich mit der Salbe einschmierte. Er drückte die Schublade zu.
    Er öffnete die Tür des Schränkchens und fand einen kleinen Stapel rechtsgerichteter, christlich-fundamentalistischer Traktate. Ungebildete, giftige Galle. Vorhersehbar. Ein Foto, das erste, das er in der Wohnung fand, lag unter den Pamphleten.
    Zondi nahm eine verblichene Farbaufnahme von vier Männern in die Hand, die über einem offenen Feuer draußen im Busch Fleisch brieten. Alle waren weiß, fleischig, hielten

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