Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
Er wurde nach Soweto gefahren und auf einem Feld aus dem Wagen geworfen. Abgesehen von den gebrochenen Rippen hatte er Prellungen an den Nieren und einen zertrümmerten rechten Arm. Aber er lebte noch.
Jabu sah er nie wieder.
Neun Jahre später saß Zondi mit Jabus Mutter und Schwester in einem anonymen Johannesburger Bürogebäude und hörte aufmerksam zu, wie der Captain aus dem Foto sich vor der Wahrheitskommission förmlich entschuldigte. Um der Strafverfolgung zu entgehen. Zu den Mitgliedern der Kommission zählten ein anglikanischer Erzbischof, ein Rechtsanwalt, ein Arzt und ein Akademiker, ihre Gesichter wirkten gequält durch die Greueltaten, die sie sich im Laufe der letzten paar Jahre angehört hatten.
Der Captain, ein eitler Mann mit schmierigem Grinsen, erzählte, dass Jabu während der Verhöre gestorben sei. Sein Leichnam sei an einen entlegenen Ort verbracht und sieben Stunden lang auf einem Holzfeuer eingeäschert worden, bis sämtliche Spuren vernichtet gewesen seien. Während der Einäscherung habe eine Gruppe von Beamten der Sicherheitspolizei ein eigenes Barbecue veranstaltet, bei dem getrunken und Fleisch gebraten worden sei.
Jabus Mutter hatte sich in stummem Entsetzen weit vorgebeugt, als der Captain weitere Details lieferte. Während die Cops der Sicherheitspolizei tranken, brieten und aßen, kümmerten sie sich um das Einäscherungsfeuer, wendeten die Hinterteile und Oberseiten der Beine immer wieder herum, damit alles gründlich zu Asche verbrannte. Und am folgenden Morgen, nachdem die Asche noch einmal durchgeharkt worden war, um sicherzugehen, dass keine Fleisch- oder Knochenstücke übrig geblieben waren, waren alle ihrer Wege gegangen.
Als Zondi die Akte über Barnard erhalten hatte, hatte er sich nicht sofort an ihn erinnert. Erst als er seine Personalakte der Sicherheitspolizei las und die Passfotos aus den achtziger Jahren sah, erst da begriff Zondi, mit wem er es zu tun hatte.
Zu wissen, wer Barnard war, änderte jedoch nichts. Zondi war ein Profi. Und er würde handeln wie ein Profi. Aber Zondi wusste, dass er ein Glas Single Malt auf Jabus Wohl trinken würde, wenn er Rudi Barnard zu Fall gebracht hatte.
KAPITEL 15
Barnard setzte den 80 er Ford aus dem ansonsten leeren Container zurück. Er schloss ab und fuhr durch Reihen ähnlicher Container zum Ausgang.
Er hatte den Ford für genau solche Notfälle behalten, machte ein richtiges Zeremoniell daraus, die Batterie jeden zweiten Sonntag aufzuladen. An diesen Sonntagen, während das Batterieladegerät lief, hatte er sich hingesetzt, einen Colt Cobra . 32 und eine Mossberg 500 Special Purpose Pumpgun gereinigt und geölt. Die Waffen und der kleine Betrag in Banknoten, den er in dem Container aufbewahrt hatte, befanden sich im Kofferraum des Fords.
Nachdem er seinen Dienst-Toyota in der Nacht zuvor in Goodwood abgestellt hatte, war er mit einem Taxi in die Innenstadt gefahren und in einem billigen Hotel abgestiegen, weit entfernt von seinem üblichen Revier. Er hatte bar und im Voraus bezahlt. Er hatte nicht sonderlich gut geschlafen. Nicht aus Angst, denn er glaubte nicht, dass die Tür nachgeben und Disaster Zondi wie ein Racheengel hereinkommen würde. Nein, es war vielmehr die Vorfreude auf das, was kommen würde.
Am Morgen war er wieder mit einem Taxi bis auf wenige Blocks an das Lager herangefahren, hatte dann gewartet, bis das Taxi im Stoßverkehr verschwunden war, bevor er losging, um den Ford und die Waffen zu holen.
Als er jetzt Richtung Stadt fuhr, ging er eine Checkliste dessen durch, was noch erledigt werden musste. Er hatte einen Plan.
Er wusste ganz genau, was dem Amerikaner bevorstand.
Es war der härteste Tag in Burns Leben. Der letzte Tag, den er mit seinem Sohn verbringen würde.
Burn und Matt fuhren in dem Jeep die Peninsula hinunter. Die Brände waren zwar gelöscht, aber an manchen Stellen schwelte es immer noch; der Berg erinnerte an eine Mondlandschaft. Aber der Himmel war blau, und der Wind hatte sich gelegt. Die Farbe des Meeres reichte von Türkis in Strandnähe bis zu einem tiefen Aquamarin weiter draußen.
Sie hörten beim Fahren die Beach Boys, sangen zu »Good Vibrations« mit, wie sie es immer machten.
Burn bemühte sich, so locker wie nur möglich zu sein, Matt zum Lachen zu bringen. Sonst hätte er wohl angefangen zu weinen.
An diesem Morgen hatte Burn sich eine neue Identität aus dem Safe genommen. William Morton. Er ging mit dem Pass und einem Bündel Dollarnoten zum Reisebüro
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