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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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flau im Magen. Der Nachtwächter war zwar nicht besonders kräftig gebaut, aber er schlug zu wie ein Schwergewichtler.
    Sie gingen in das offen angelegte Wohnzimmer, viel Glas und Licht und skandinavisches Design. Der Nachtwächter ließ den Blick wandern. Er hatte keine Uniform an, trug eine Jeans, die für einen erheblich stämmigeren Mann bestimmt war, von einem Gürtel oben gehalten, die Hosenaufschläge hochgekrempelt über ziemlich abgenutzten Halbschuhen. Sein kariertes, kurzärmeliges Hemd war ausgefranst, ließ eine Menge Knastkunst auf den Armen erkennen. Er trug eine Mütze, die er allerdings im Haus absetzte, stand da, hielt sie in der linken Hand, als wäre es ihm so gesagt worden. Es war schwer, die eingedrückte, verwüstete linke Hälfte seines Gesichts nicht anzustarren.
    Burn stellte den Beutel ab. »Wie heißen Sie?«
    »Benny.«
    »Nur Benny?«
    »Nur Benny is schon okay.«
    »Ich bin Jack.«
    »Ja, hatten Sie schon mal gesagt.«
    Burn bot ihm an, Platz zu nehmen, was er dann auch zögernd tat, er setzte sich auf die Stuhlkante, die Ellbogen auf den Knien, die Hände nervös an der Kappe spielend. Ohne eine Miene zu verziehen, erzählte er Burn, was er gesehen hatte, keine Gefühlsregung zeigte sich, als er die Details schilderte.
    »Er hat ihn in den Kofferraum gesperrt?«
    »Ja.«
    »Aber er hat noch gelebt?«
    »Er hat so, ja, getreten eben. Ja.«
    Burn mühte sich ab, das alles zu verarbeiten. Sein vierjähriger Sohn versuchte, sich gegen den riesigen Cop zu wehren. »Der Polizei haben Sie aber nichts davon erzählt?«
    Ein Lächeln huschte kurz über das narbige Gesicht des Nachtwächters. »Ich und die Bullen reden nicht miteinander.« Dann war er wieder völlig ernst, sein gesundes Auge fixierte Burn. »Der fette Bulle. Hat er Ihnen gesagt, was er will?«
    »Geld«, antwortete Burn.
    »Und wann werden Sie ihm das geben?«
    »Wenn er mich anruft. Irgendwann heute.«
    »Ich will dabei sein.«
    »Warum?«
    »Er hat meinen Hund umgebracht. Ich werde ihn umbringen.« So als habe er gerade gesagt, er nehme seinen Tee mit Milch. Ohne besondere Betonung. Ohne Gefühl. Und zweifellos meinte er es auch genau so.
    »Hören Sie, ich kann das ja alles verstehen. Aber ich muss meinen Sohn zurückhaben. Lebend.«
    »Glauben Sie, der gibt Ihnen das Kind zurück?«
    »Ja. Wenn ich ihn bezahle.«
    Der Nachtwächter schüttelte den Kopf. »Männer wie der, die nehmen Ihr Geld, aber Ihren Sohn kriegen Sie dafür trotzdem nicht.«
    Burn hörte, wie der schwer gezeichnete Mann seine geheimsten Befürchtungen aussprach. Im Augenblick hatte der fette Cop sämtliche Trümpfe in der Hand.
    »Ja. Ich habe so das eine oder andere über diesen Bullen rausgefunden. Über ihn, was er so macht, so Sachen. Wo er verkehrt und so. Er ist gefährlich.«
    »Okay, das hab ich schon gemerkt«, sagte Burn. »Haben Sie eine Idee? Einen Plan?«
    »Ich komme mit, wenn Sie das Geld übergeben. Halte Ihnen den Rücken frei, so quasi.«
    Burn nickte, verdaute das alles. Versuchte herauszufinden, ob er diesem Mann vertrauen konnte, ob er Matts Leben aufs Spiel setzte oder rettete, indem er den Nachtwächter ins Boot holte.
    Der Wind heulte über die Flats, riss Sand und Staub mit und beschoss Zondi damit wie mit einer kleinkalibrigen Schrotflinte. Er spürte es in den Ohren und in seiner Nase, es drang unter die Sonnenbrille und fand den Weg in seine Augen. Den Mund behielt er fest geschlossen und die Hände in den Anzugtaschen, während er dem uniformierten Sergeant durch die langen Reihen von Autos auf der Verwahrstelle der Polizei folgte.
    Zu Schrott gefahrene Autos, endlose Reihen von Minibus-Taxis und eine überraschende Menge Luxusautos verteilten sich über das Gelände. Der Cop trug ein Klemmbrett und schien genau zu wissen, wohin er ging. Er blieb stehen. »Das da ist Ihr Wagen.«
    Ein viertüriger roter BMW mit allen Extras, die Gangster so schätzten: verkürzte Radaufhängung, Breitreifen mit verchromten Felgen, Lüftungsschlitze, Spoiler und getönte Scheiben. Zondi sah, dass die Seitenscheibe auf der Fahrerseite eingeschlagen war, und die Kofferraumklappe schlug im Wind. Das Schloss war aufgebrochen worden.
    »Ist der Wagen so reingekommen?«
    »Genau, Sir.« Diesen Schwarzen Sir zu nennen, schien dem farbigen Cop offenbar ausgesprochen schwer zu fallen.
    »Das Fenster da auch?«
    »Ja.«
    Zondi öffnete den Kofferraum und schaute hinein. Ein Ersatzreifen und ein Wagenheber. Ein paar leere Bierflaschen und Lappen. Eine

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