Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
alte Zeitung und eine leere Dose Bremsflüssigkeit. Er ging zur Fahrerseite, öffnete die Tür und sah hinein.
»Was sagten Sie noch, wer als Eigentümer dieses Autos ermittelt wurde?«
Der Sergeant warf einen Blick auf sein Klemmbrett. »Eine Mrs. Wessels aus Tableview. Sie hat ihn vor zwei Jahren als gestohlen gemeldet. Würde ihn jetzt nicht mehr wiedererkennen.«
»Ja, jede Wette. So eine Karre würde nicht in ihrer Garage stehen.«
Zondi setzte sich auf den Fahrersitz. Er öffnete das Handschuhfach: ein paar Joints und eine halb leere Flasche Wodka. Er schob die Flasche zur Seite und sah ein benutztes Kondom.
»Geben Sie mir mal bitte Ihren Schreiber, Sergeant.«
Der Cop entsprach seinem Wunsch, Zondi hob das Kondom mit der Spitze des Kugelschreibers heraus und hielt es gegen das Licht. Den Teufel würde er tun und für so etwas seinen Montblanc benutzen. In der Spitze des Kondoms befand sich eine gute Ladung Sperma. Er nahm eine zusammengefaltete Beweismitteltüte aus Papier aus seiner Jackentasche und schüttelte sie auf. Er ließ das Kondom in die Tüte fallen und gab dem Cop den Schreiber zurück.
»Danke.«
Der Sergeant zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Den können Sie behalten.«
Zondi ließ den Schreiber auf den Wagenboden fallen. Er schaute sich im Inneren kurz um, sah nichts weiter von Interesse, glitt aus dem Wagen und stand wieder im heulenden Wind. »Dann wurde der Wagen hier also oberhalb von Sea Point gefunden?«
Der Cop wischte sich Sand aus den Augen und blinzelte dann sein Klemmbrett an. »Ja, wir haben ihn aus der Mountain Road vor der Hausnummer achtunddreißig abgeschleppt.«
»Würden Sie mir die Adresse bitte aufschreiben?«
»Jawohl, Sir.« Der Sergeant brummte leise etwas vor sich hin, als er sich bückte, um seinen Kugelschreiber aus dem Wagen zu nehmen.
Zondi war bereits auf dem Rückweg in den Schutz des Büros. Wie konnten Menschen an diesem verdammten Ort nur leben?
Der Wind peitschte über den Friedhof, wehte den arabischen Singsang des Imam in Richtung der Maitland-Eisenbahnlinie. Burn stand im hinteren Teil einer kleinen Gruppe von Trauergästen – ausnahmslos Männer –, einige in traditionellen muslimischen Gewändern, andere trugen Kufis , weiße Häkelmützen, zu ihrer westlichen Kleidung. Man hatte Burn eine Kufi gegeben, als er zu der Gruppe trat, und er musste sie mit einer Hand festhalten, damit der Wind sie ihm nicht vom Kopf riss. Den Sportbeutel mit einer Million in Scheinen hatte er sich zwischen die Füße geklemmt. Seine andere Hand lag auf dem Mobiltelefon in seiner Tasche, um den Vibrationsalarm zu spüren, wenn Barnard anrief.
Mrs. Dollies Leichnam, in ein weißes Tuch gehüllt, lag neben dem offenen Grab, während der Imam die Gebete herunterleierte. Mr. Dollie, klein und bärtig, sah in der traditionellen Kleidung ziemlich verloren aus. Sein Gesicht war verhärmt und ausgezehrt, und ein junger Mann in Anzug hielt seinen Arm, als könnte der Wind ihn sonst forttragen.
Burn war sich nicht sicher, warum er gekommen war. Er hätte sich eine Ausrede einfallen lassen können, hätte sagen können, dass Susan praktisch jeden Moment ein Baby erwarte. Es wäre eine berechtigte Entschuldigung, denn der Kaiserschnitt würde an diesem Nachmittag durchgeführt. Er wusste, es war lächerlich, hatte aber das Gefühl, durch seine Teilnahme an der Beerdigung und indem er Mrs. Dollies Mann gegenübertrat, zumindest für manche seiner Handlungen Buße zu tun.
Burn war katholisch erzogen worden, hatte aber schon als Jugendlicher nichts mehr mit Religion am Hut gehabt. Er war überrascht festzustellen, dass jetzt, mit Mitte vierzig, Vorstellungen von Schuld und Sühne so eine Rolle für ihn spielten. Wie er dort stand und den arabischen Gebeten lauschte, gerichtet an einen Gott, mit dem er nichts anfangen konnte, hörte er eine Stimme, die einen Pakt mit einer unsichtbaren Macht dort draußen einging: Ich werde mich meiner Schuld stellen, ich werde mein Schicksal annehmen, aber rette bitte das Leben meines Sohnes. Es war seine eigene Stimme. Er wusste, dass es reiner Aberglaube war. Er wusste, dass es irrational war. Es war ihm gleichgültig.
Es war alles, was er im Moment hatte.
Das und einen entstellten braunhäutigen Mann mit Gefängnistätowierungen, der in seinem Jeep saß und wartete. Der Nachtwächter hatte unmissverständlich klargestellt, dass er wie ein Schatten an Burn heften würde, bis diese Sache vorbei war, bis er an den fetten Bullen
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