Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
runter zum Laden, um Milch zu kaufen, und er ist mit.« Das war auch früher schon oft genug passiert.
»Geht’s ihm gut, Jack?«
»Natürlich geht’s ihm gut. Warum fragst du?«
Sie zögerte. »Ich hatte einen schlechten Traum. Keine Ahnung. Ich hatte einfach nur auf einmal Angst um ihn.«
»Ihm geht’s gut. Du machst dir einfach nur … Sorgen, eben, das ist alles. Susan, wann sind … wann bekommst du das Baby?«
»Irgendwann heute. Irgendwann nach dem Mittagessen.«
Er hörte deutlich, wie sie wieder distanzierter wurde. Sie zog die Mauern wieder hoch. »Schwör mir, Jack, dass mit Matty alles okay ist.«
»Ich schwöre es dir.«
Sie legte auf.
Burn verabscheute sich mehr als je zuvor.
Disaster Zondi frühstückte auf seinem Zimmer, er hatte dem ausladenden Panorama des leuchtenden Tafelbergs, des Hafens und der Waterfront den Rücken zugewandt. Während er Schnitze der rubinroten Grapefruit mit einer kleinen silbernen Gabel aß, dachte er über den Fingerabdruck und seinen Besitzer nach, beides zu sehen auf dem Bildschirm seines Laptops.
Im April 1997 war Susan Ford, Studentin an der UCLA , wegen Besitzes von zehn Gramm Marihuana verhaftet worden. Sie hatte sich eines schweren Vergehens für schuldig befunden und eine Geldstrafe in Höhe von eintausend Dollar gezahlt.
Das war alles, was er der FBI -Datenbank entnommen hatte.
Zondi wischte sich die Finger an einer Leinenserviette ab, bevor er sich in die Polizeifotos des Mädchens einzoomte. Blond. Hübsch. Machte nicht den Eindruck, als brächte sie sehr aus der Fassung, was da mit ihr passierte. Auf der Frontalansicht schien sie mit einiger Mühe ein Lächeln zu unterdrücken, fast als hätte sie gerade mit dem Cop, der die Aufnahmen machte, über einen Witz gelacht.
Woher hatte Barnard ihre Fingerabdrücke? Machte sie Urlaub in Kapstadt, angelockt von den Bergen und Stränden und Weingütern, wie so viele ausländische Touristen? Sie dürfte jetzt Ende zwanzig sein, dieses jugendliche Leuchten ließ vielleicht gerade erst nach, aber sie war mit Sicherheit immer noch sehr attraktiv, darauf ging er jede Wette ein. Er mochte dieses gesunde, blonde Aussehen.
Es erinnerte ihn an ein Burenmädchen, das er kennengelernt hatte, als er die Karriere eines korrupten Polizeichefs auf dem Land beendete. Sie konnte im Bett ihrer Eltern, wenn die zum sonntäglichen Kirchgang aus dem Haus waren, gar nicht genug bekommen von Zondi. Immer wenn sie kam, brüllte sie Disaster . Ihr Vater hätte dem voll beigepflichtet, wenn er hätte sehen können, was da zwischen seinen Laken abging.
Zondi schob diesen Gedanken beiseite, biss in die Grapefruit und zuckte angesichts des bitteren Geschmacks leicht zusammen. Er würde den amerikanischen Strafverfolgungsbehörden via Interpol ein offizielles Hilfeersuchen schicken, darum bitten, ihn bezüglich Susan Ford auf den aktuellen Stand zu bringen. Er wusste, dass das mindestens eine Woche dauern würde. Wenn er Glück hatte.
Zondi hatte Deputy US Marshal Dexter Torrance überprüft, den Mann, dem Barnard die Fingerabdrücke von Susan Ford geschickt hatte. Torrance war vor einigen Jahren in Kapstadt gewesen, um einen amerikanischen Flüchtling nach Hause zu holen. Der Flüchtling hatte sich in seiner Zelle erhängt, und so hatte Torrance am Ende einen Sarg begleitet. Der Selbstmord ereignete sich in einer Arrestzelle des Polizeireviers Bellwood South. Wo sich zweifellos Barnard und Torrance begegnet waren und sich so sehr angefreundet hatten, dass der US Marshal Barnard einen Gefallen tat. Zondi dachte darüber nach, was für ein Mensch wohl Zuneigung für Rudi Barnard empfinden könnte. Wahrscheinlich irgendein Redneck, der der Waffe das Reden überließ. Und davon gab es nicht wenige.
Zondi öffnete ein anderes Fenster auf seinem Bildschirm und hatte die Aufnahmen von Barnards Barbecue vor sich. Zwei unbekannte Männer. Und der Junge, Ronaldo September. Ronnie. Zumindest hatte Mrs. September ihr Kind beerdigen können. Die verkohlten Überreste der zusammen mit ihm verbrannten Männer lagen im Leichenschauhaus der Polizei und warteten auf ihre zwangsläufige Entsorgung auf einem Armenfriedhof.
Die Spurensicherung und Kriminaltechnik hatten ihm nur sehr wenig liefern können außer der Bestätigung, dass die Opfer männlich und, basierend auf zahnmedizinischen Erkenntnissen, wahrscheinlich zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt waren. Man hatte eine Kugel vom Kaliber . 32 in dem gefunden, was vom Unterleib des großen
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