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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zwar in besserer Verfassung zu sein als die anderen Gefangenen, die er gesehen hatte, aber auch sie litt unter Nahrungs- und Wassermangel. Er hatte während seiner Rundgänge im Lager zwei Feldflaschen an sich bringen können und sie inzwischen trinken lassen, so viel sie konnte. Trotzdem befand sie sich noch immer in einem kritischen dehydrierten Zustand. Hinzu kam noch, dass er auch gegen das Rumoren in ihrem Magen – weswegen sie ständig glaubte, sich entschuldigen zu müssen – nichts tun konnte.
    Es war etwa drei Uhr morgens, als er feststellen musste, dass sie völlig ausgepumpt war. Sie würde vielleicht noch eine weitere Meile schaffen, doch das war eigentlich nicht nötig. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, sich lieber auf seine Leute zu verlassen als auf ihre Kraftreserven.
    »Erzählen Sie mir mehr über die Ausgrabungen, die Sie geleitet haben«, forderte er sie auf, um sie abzulenken. Dabei ließ er sich auf dem Erdboden nieder und lehnte sich mit dem Rücken an einen Felsen. Sie waren einen harmlosen Felshügel mit einer kleinen Schüssel als Gipfel hinaufgestiegen, der ihnen sowohl Deckung als auch einen idealen Ausguck bot.
    Weil er bei ihrem Marsch die ganze Zeit über ein ziemlich scharfes Tempo angeschlagen hatte, war ihre Unterhaltung bis auf gelegentliche Instruktionen eher spärlich gewesen.
    »Es ist zum Haareausraufen.« Sie trank aus der Feldflasche. Trotz ihres wahrscheinlich brennenden Durstes war sie vernünftig genug, jeweils nur kleine Schlucke zu nehmen. »Die ursprünglichen Quellen weisen ziemlich deutlich darauf hin, das Suleiman Al-Jamas Schiff Saqr in irgendeiner Höhle in der Wüste die Zeiten überdauert hat, aber ich habe bisher nicht ein einziges Anzeichen dafür entdecken können. So lässt die Geologie dieser Region zum Beispiel kaum auf Höhlen oder Felskammern schließen.«
    »Und dann wissen Sie auch nicht, ob dieser Lafayette nicht vielleicht die Orientierung verloren hatte und wir im völlig falschen Flussbett suchen«, beendete er laut ihren Gedanken. Er krempelte sein Hosenbein hoch.
    Alana starrte das aus Titan und Plastik geformte künstliche Körperteil an und sagte nichts.
    »Hab mich beim Rasieren geschnitten«, sagte Juan mit einem schiefen Grinsen.
    Sie ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Dann sollten Sie lieber mal Enthaarungsmittel versuchen. Das dritte – und sicherlich zutreffendste – Szenario ist, dass die arabischen Diener, die Lafayette in seinem Tagebuch erwähnte, nach Al-Jamas Tod zur Höhle zurückkehrten und mitnahmen, so viel sie tragen konnten, und den Rest zerstörten.«
    »Ich halte diese Möglichkeit für die am wenigsten wahrscheinliche«, widersprach Juan. Aus seinem Nahkampfbein holte er ein Wurfmesser. Es war im Grunde nichts anderes als ein flaches Stück Chirurgenstahl, das genauestens ausbalanciert und rasiermesserscharf geschliffen war. Er fuhr fort: »Wenn sie Al-Jama zu Lebzeiten treu ergeben gewesen waren, dürften sie ihn auch nach seinem Tod in Ehren gehalten haben. Ein frommer Muslim wäre ebenso wenig dazu imstande, ein Grab zu schänden, wie er Schweinefleisch als Ostermahl verzehren würde.«
    »Muslime essen nicht … oh, ich verstehe.«
    »Wenn diese Generation von Dienern die Existenz des eingeschlossenen Schiffes verschwiegen hat, dann bin ich ziemlich sicher, dass es immer noch irgendwo da draußen vergraben sein wird.«
    »Aber nicht dort, wo wir nachgesehen haben.« Im Mondlicht verdüsterten sich ihre Augen. »Meinen Sie, wir können Greg Chaffee retten?«
    Er sah sie ernst an. »Ich will Ihnen nichts vormachen. Mein Team und ich haben etwas zu erledigen, das um einiges wichtiger ist als seine Rettung. Es tut mir leid. Sobald wir das abgeschlossen haben, gehe ich aber zurück. So viel kann ich Ihnen versprechen.«
    »Sie suchen Fiona Katamoras Flugzeug, nicht wahr?« Sie verstand Juans Schweigen als Bestätigung. »Wir haben gesehen, wie es abstürzte. Deshalb haben Greg, Mike und ich die Grenze nach Libyen überschritten. Wir wollten ebenfalls danach suchen.«
    »Das erklärt auch, weshalb Sie gefangen genommen wurden.«
    »Eine Patrouille hat uns gefunden. Sie … sie haben Mike Duncan getötet. Ihn einfach erschossen, weil er mir zu Hilfe kommen wollte.«
    Er konnte im Mondlicht Tränen auf ihren Wangen glitzern sehen. Juan wusste, dass sich einige Frauen in einer solchen Situation gewünscht hätten, dass er sie in die Arme nähme und zu trösten versuchte, aber Alana Shepard reckte trotzig das Kinn vor.

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