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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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verräterischer Tick war, dass er an seinem Revolverheldenschnurrbart zupfte, wenn er richtig nervös wurde. Bei dem Tempo, mit dem er in dieser Nacht seinen Bart bearbeitete, hätte er in einer Stunde keine Haare mehr auf der Oberlippe.
    Der Hauptmonitor über ihren Köpfen zeigte die frühmorgendliche Dunkelheit außerhalb des Schiffes. Ein erster schwacher Farbschimmer war im Osten bereits auszumachen. Es war weniger ein Vorbote des Tageslichts als ein Streifen, der die nächtliche Schwärze des Himmels nicht mehr zeigte. Auf einem kleineren Bildschirm ließ sich der Weg des Pig verfolgen. Die Leuchtpunkte, die das Pig und Juans letzte Position darstellten, waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt.
    Als ein Telefon klingelte, erschraken alle. Der Techniker an Hali Kasims Kommunikationsstation schaute zu Max hinüber. Max nickte, setzte sich ein Headset auf und justierte das Mikrofon. »Hanley«, meldete er sich und achtete gleichzeitig darauf, jeden Anflug von Sorge aus seiner Stimme zu verbannen. Er wollte Juan nicht die Genugtuung verschaffen zu erfahren, wie beunruhigt er gewesen war.
    »Ahh, Max. Hier ist Langston Overholt.«
    Max reagierte auf den unerwarteten Anruf ungehalten. »Du hast einen ausgesprochen ungünstigen Augenblick erwischt, Lang.«
    »Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.«
    »Du kennst uns. Es ist immer etwas Ernstes. Bist du noch von gestern Abend übrig geblieben oder nur besonders früh aufgestanden?« In Washington, D. C, war es gerade Mitternacht.
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht mehr. Alles fügt sich irgendwie zu einem der längsten Tage meines Lebens zusammen.«
    »Dann muss es ja ganz schlimm sein«, sagte Max. »Du warst doch auch schon während der Kuba-Krise bei der Firma.«
    »Damals war ich aber noch so feucht hinter den Ohren, dass sie mir nicht mal den Zahlencode für die Herrentoilette verraten wollten.«
    Max Hanley und Langston Overholt kamen aus ziemlich entgegengesetzten Bereichen des amerikanischen Lebens. Max war ein klassisches Arbeiterkind. Sein Vater war Maschinenschlosser in einer Flugzeugfabrik in Kalifornien und Gewerkschaftsmitglied gewesen. Seine Mutter dagegen hatte als Lehrerin gearbeitet. Seine Kommandos in Vietnam hatte er dank seiner Erfolge und seiner Fähigkeiten erhalten. Overholt hingegen war in eine Familie mit so viel altem Geld hineingeboren worden, dass sie die Astors noch immer als neureich betrachteten. Er war das Produkt von zwölf Jahren Privatschule, vier Jahren Harvard und drei weiteren Jahren an der dortigen Rechtsfakultät. Dennoch empfanden die Männer ausgesprochene Hochachtung voreinander.
    »Ich glaube, mittlerweile ist eine der Kabinen nach dir benannt«, scherzte Max.
    »Erfreu dich deiner Gesundheit, solang du es noch kannst, mein Freund.«
    »Also, was ist los?«
    »Die Libyer melden, dass einer ihrer Jagdflieger während einer Nachtübung in der Wüste in der Nähe der tunesischen Grenze etwas entdeckt habe. Eine Patrouille wurde ausgesandt und entdeckte eine geheime Basis, zu der auch ein Hind-Hubschrauber gehörte. Es muss die Basis ziemlich heftig erwischt haben. Der Hubschrauber war nur noch ein Wrack, es schien keine Überlebenden gegeben zu haben.«
    »Ja, ich hatte vor, dir darüber zu berichten. Unsere Leute sind auch darauf gestoßen. Sie haben den Hind ausgeschaltet und dabei festgestellt, dass er umgebaut worden war, um Luft-Luft-Raketen abzuschießen, und zwar speziell die« – er blickte zu Eric, der mit dem Mund das Wort Apex formte – »Apex. Sie wird von den Russen gebaut.«
    »Verdammt, Max, darüber hättest du mich informieren müssen, als ich dir erzählte, dass Professor Bumford gekidnappt wurde.«
    »Nichts für ungut, Lang, aber du hast uns engagiert, um die Außenministerin zu suchen. Daher war für mich alles andere nebensächlich.«
    Max wusste, dass sich Overholt erst einmal sammeln musste, denn er schwieg für fast eine halbe Minute. Max machte sich aber keine Sorgen. Sie hatten die Corporation angeheuert, weil es niemand anderen gab, an den sie sich sonst hätten wenden können. Wie die Missionen ausgeführt wurden – ungeachtet des kürzlichen Fiaskos in Somalia –, unterlag ganz und gar seiner und Juans Geheimhaltung.
    »Du hast recht. Tut mir leid. Manchmal vergesse ich, dass ihr mit einem Grad von Unabhängigkeit operiert, von dem ich nur träumen kann.«
    »Mach dir keine Sorgen. Was ist denn nun mit dem Hubschrauber?«
    »Die Libyer behaupten, sie hätten unter dem

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