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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Cabrillo und Farina persönlich schleppten Mohammad Didi auf das stinkende Boot. Sie brachten ihn in die Kabine unter dem Steuerhaus, und als sie ihn auf das ungemachte Bett warfen, war es schon möglich, dass sie dabei ein wenig grob zu Werke gingen. Auf jeden Fall prallte sein Kopf mit einem dumpfen Laut gegen den Rahmen.
    Cabrillo blickte mit abgrundtiefem Hass auf den Piratenchef. »Wir hätten Ihnen für all das Leid, das Sie verursacht haben, eigentlich das Fell über die Ohren ziehen sollen. Aber das war nicht mein Auftrag. Die schlimmste Zelle im schlimmsten Knast der Welt ist noch zu gut für Sie. In Europa eingesperrt zu sein wird Ihnen nach Ihrem bisherigen Leben sicherlich wie ein Ferienaufenthalt vorkommen. Daher kann ich nur hoffen, dass Sie so anständig sind, auf der Stelle den Löffel abzugeben, sollte man die Todesstrafe über Sie verhängen.«
    Wieder an Deck musste er gegen seinen Willen lachen. Linc und Eddie hatten Aziz auf einem Stuhl mit einer Angel in der einen Hand und einer mit Klebeband befestigten Bierflasche in der anderen festgebunden.
    Kaum hatten sie die Leinen gelöst, meldete sich Hali Kasim, der Kommunikationsexperte der Oregon, über das Interkom. »Chef, du hast einen dringenden Anruf von Langston Overholt.«
    »Leg ihn zu mir runter.« Juan wartete einen Augenblick, dann sagte er: »Lang, hier ist Juan. Du bist auf Freisprechen geschaltet. Unser italienischer Verbindungsmann ist bei mir.«
    »Ich erspare mir alle Höflichkeiten«, erwiderte Overholt in seinem Büro in Langley. »Wie schnell kannst du in Tripolis in Libyen sein?«
    »Je nach Verkehrslage im Suezkanal … so in vier Tagen.«
    »Die Außenministerin war für ein paar erste einführende Gespräche dorthin unterwegs. Wir haben nun jede Verbindung zu ihrem Flugzeug verloren. Wir befürchten, dass es abgestürzt ist.«
    »Dann schaffen wir es in drei Tagen.«

7
Über der Sahara
    Als ihr Finger von der Saite rutschte, stieß Fiona einen Fluch aus. Sie blickte schnell hoch, um sich zu vergewissern, dass niemand etwas gehört hatte, obwohl sie sich alleine in der Privatkabine im Heck des Flugzeugs aufhielt. Ihre Mutter war eine überzeugte Verfechterin der Praxis, den Mund mit Seife auszuwaschen, um der Benutzung von Schimpfwörtern vorzubeugen, daher erfolgte ihre Reaktion sogar vierzig Jahre später ganz und gar automatisch.
    Die Violine bot ihr Zuflucht vor der übrigen Welt. Mit dem Bogen konnte sie sich von allen Ablenkungen und Störungen befreien und sich ausschließlich auf die Musik konzentrieren. Es gab keine andere Tätigkeit, kein anderes Hobby, das derart gründlich und dauerhaft Ruhe in ihre Gedanken zu bringen vermochte. Es war die Musik, der sie zuschrieb, ihre geistige Normalität erhalten zu haben, vor allem seitdem sie mit der Leitung des Außenministeriums betraut worden war.
    Fiona Katamora war eine jener seltenen Persönlichkeiten, die es höchstens einmal in einer Generation gab. An ihrem sechsten Geburtstag trat sie bei Violinkonzerten bereits als Solistin auf. Ihre Eltern, die man während des Zweiten Weltkriegs interniert hatte, weil sie in Japan geboren waren, hatten ihr das Japanische beigebracht, während sie sich selbst Arabisch, Mandarin und Russisch aneignete. Mit fünfzehn Jahren schrieb sie sich auf der Harvard Universität ein und besuchte im Alter von achtzehn die juristische Fakultät. Ehe sie jedoch das Juraexamen ablegte, nahm sie sich eine Auszeit, um ihre Fechtkünste zu vervollkommnen, und hätte sicherlich sogar an der Olympiade teilgenommen, wenn sie sich in der Woche vor der Eröffnungsfeier nicht einen Sehnenriss am Knie zugezogen hätte.
    Sie tat all dies und noch viel mehr und ließ es völlig mühelos aussehen. Fiona Katamora besaß ein nahezu hundertprozentiges fotografisches Gedächtnis und brauchte nur vier Stunden Schlaf pro Tag. Abgesehen von ihren sportlichen, akademischen und musikalischen Talenten war sie charmant und kultiviert und hatte ein ansteckendes Lächeln, das jeden Raum erhellen konnte.
    Fiona konnte unter mehr als einhundert Stellenangeboten wählen, nachdem sie ihr Examen abgelegt hatte, darunter war auch eine Dozentenstelle an ihrer alten Alma Mater. Doch sie entschied sich für eine Tätigkeit im Dienst der Öffentlichkeit. Sie trat einer Washingtoner Denkfabrik bei, die sich auf Energiefragen spezialisiert hatte, und machte sich mit ihrer Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, die allen anderen verborgen blieben, sehr schnell einen Namen. Nach fünf

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