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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Hauptstädten des Nahen Ostens eher kühl empfangen worden. Doch seine dynamische Persönlichkeit und sein einnehmender Charme hatten nach und nach einen Stimmungsumschwung bewirkt. In vieler Hinsicht glich er Fiona sogar – und vielleicht war das auch der Grund, weshalb sie nicht genau erklären konnte, was sie so an ihm störte.
    Grace klopfte abermals und betrat die Kabine. Sie stellte eine Flasche Dasani auf den Nachttisch und wandte sich zum Gehen.
    »Einen Moment bitte«, bat Fiona und zeigte ihr das Foto von Ghami. »Was verrät Ihnen Ihre weibliche Intuition über ihn?«
    Grace nahm das Bild und hielt es an eins der Fenster der Boeing 737. Auf dem amtlichen Foto trug Ghami einen Anzug westlichen Zuschnitts, der ihm wie angegossen saß. Er hatte grau meliertes Haar und einen ebensolchen Schnurrbart.
    Gracie gab das Bild zurück. »Um eine solche Frage zu beantworten, bin ich die falsche Person. Als ich als Teenager Doktor Schiwago im Kino sah, habe ich mich auf Anhieb in Omar Sharif verliebt, und dieser Typ da hat in etwa die gleiche Ausstrahlung.«
    »Attraktiv, sicher, aber sehen Sie sich doch mal die Augen an.«
    »Was ist damit?«, fragte Gracie.
    »Ich kann es nicht benennen. Irgendetwas ist darin, oder es fehlt etwas, ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht ist es nur ein schlechtes Foto.«
    »Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich mich nicht mit der Vorstellung anfreunden kann, so gut wie nichts über unseren Gastgeber zu wissen.«
    »Sie können doch nicht erwarten, über jeden Gesprächspartner einen ganzen Lebenslauf zu erhalten«, meinte Grace mit einem leisen Vorwurf in der Stimme. »Denken Sie doch nur daran, wie Sie diesen reizenden Anwalt überprüfen ließen, den Sie …«
    Ein lautes, durchdringendes Knirschen unterbrach Grace mitten im Satz. Die beiden Frauen starrten einander mit weit aufgerissenen Augen an. Beide hatten im Laufe der Jahre unzählige Stunden in der Luft verbracht und wussten, dass dieses Geräusch, durch was auch immer es ausgelöst worden sein mochte, nichts Gutes bedeutete.
    Sie warteten einen kurzen Moment, um zu sehen, ob noch mehr geschah. Nach wenigen Sekunden atmeten beide erleichtert aus und lachten nervös.
    Fiona erhob sich, um nach vorn zu gehen und den Piloten zu fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei. Sie befand sich bereits auf halbem Weg zur Tür, als das Flugzeug heftig durchgeschüttelt wurde und wie ein Stein absackte. Gracie stieß einen Schrei aus, als der wilde Sturzflug sie gegen die Decke der Kabine presste. Fiona schaffte es, auf den Füßen zu bleiben, indem sie sich mit den Händen an der Plastikwölbung über ihrem Kopf abstützte.
    Im vorderen Abteil des Privatjets konnte sie Angehörige ihres Stabes schreien hören, während sie von den Auswirkungen einer kurzzeitigen Schwerelosigkeit überrascht wurden.
    »Ich weiß nicht, was geschehen ist«, sagte der Pilot, ein Oberst der Air Force, über die Sprechanlage, »aber Sie alle sollten sich so schnell wie möglich auf Ihren Plätzen anschnallen.« Er ließ die Sprechanlage eingeschaltet, während er und sein Kopilot sich bemühten, die Kontrolle über die abstürzende Maschine zurückzugewinnen. Daher konnten Fiona und die anderen die Anspannung in seiner Stimme deutlich hören. »Was meinen Sie eigentlich damit, dass wir niemanden erreichen können? Erst vor zwei Minuten haben wir doch mit Tripolis gesprochen.«
    »Ich kann es mir nicht erklären«, erwiderte der Kopilot. »Das Funkgerät ist tot.«
    »Vergessen Sie das jetzt, helfen Sie mir lieber – verdammt, das Backbordtriebwerk ist ausgefallen. Versuchen Sie es neu zu starten.« Plötzlich verstummte die Sprechanlage mit einem Klicken.
    »Stürzen wir ab?«, fragte Gracie. Sie hatte sich aufgerappelt – und sie und Fiona umarmten einander wie kleine Mädchen in einem Spukhaus.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Fiona wesentlich ruhiger und gelassener, als ihr in Wahrheit zumute war. Innerlich zitterte sie, ihre Handflächen waren schweißnass.
    »Was ist passiert?«
    »Keine Ahnung. Irgendetwas Mechanisches, nehme ich an.« Diese Antwort genügte ihr ganz und gar nicht. Es gab keinen Grund, weshalb das Flugzeug mit zwei laufenden Triebwerken derart hätte absacken sollen. Es war sogar mit nur einem Triebwerk noch flugfähig. Irgendetwas anderes musste dieses plötzliche Absinken verursacht haben. Und was hatte das laute Dröhnen zu bedeuten? Ihr erster und einziger Gedanke war, dass sie von einer Rakete getroffen worden waren, einer

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