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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Gesicht.
    »Sie sind von der Tachmasib‹?«, fragte er leise und nickte freundlich.
    »Ja«, antwortete Jura.
    »Mit Wladimir Sergejewitsch Jurkowski? Guten Tag.« Der Mann streckte die Hand aus. »Ich heiße Krawez, Anatoli. Werden Sie bei uns arbeiten?«
    »Nein. Ich bin auf der Durchreise.«
    »Ach, auf der Durchreise?« Krawez hielt immer noch Juras Hand. Die seine war trocken und kühl.
    »Juri Borodin«, sagte Jura.
    »Sehr angenehm.« Krawez ließ Juras Hand los. »Sie sind also auf der Durchreise. Sagen Sie, Jura, ist Wladimir Sergejewitsch wirklich zur Inspektion hierhergekommen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Anatoli Krawez’ rosiges Gesicht wurde noch trauriger. »Ja, natürlich, woher sollen Sie es wissen ... Bei uns hier, sehen Sie, ist plötzlich dieses seltsame Gerücht aufgekommen ... Sind Sie seit Langem mit Wladimir Sergejewitsch bekannt?«
    »Einen Monat«, sagte Jura widerwillig. Ihm war schon klar geworden, dass ihm Krawez nicht gefiel. Vielleicht, weil er mit dem Blonden in entschuldigendem Tonfall gesprochen hatte. Oder weil er andauernd Fragen stellte.
    »Also ich kenne ihn länger«, sagte Krawez. »Ich habe bei ihm studiert.« Er stutzte plötzlich. »Was stehen wir hier herum? Kommen Sie rein!«
    Jura trat durch die Luke. Das war anscheinend der Rechnerraum. Die Wand entlang zogen sich die durchsichtigen Regale des Computers. In der Mitte standen ein mattweißes Pult und ein großer Tisch, auf dem sich Papiere und Schaltpläne türmten. Auf dem Tisch standen auch ein paar kleinere Rechenmaschinen.
    »Das ist unser Hirn«, sagte Krawez. »Nehmen Sie Platz.«
    Jura blieb stehen. Das Schweigen zog sich in die Länge. »Auf der Tachmasib gibt es auch so eine Maschine«, teilte Jura mit.
    »Jetzt sind alle bei den Beobachtungen«, begann Krawez. »Sie sehen, es ist niemand da. Bei uns wird überhaupt sehr viel beobachtet. Und sehr viel gearbeitet. Die Zeit vergeht wie im Fluge, ohne dass man es merkt. Manchmal kommen eben auch Auseinandersetzungen wegen der Arbeit vor ...« Er winkte ab und lächelte. »Unsere Astrophysiker haben sich völlig zerstritten. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, und jeder hält den anderen für einen Dummkopf. Sie verkehren nur über mich miteinander. Und ich kriege von beiden was ab.«
    Krawez verstummte und schaute Jura erwartungsvoll an.
    »Tja«, sagte Jura und blickte zur Seite. »Das kommt vor.«
    Natürlich, dachte er, hat niemand Lust, den Streit nach draußen dringen zu lassen.
    »Wir sind hier wenige«, sagte Krawez, »wir alle sind sehr beschäftigt, unser Direktor, Wladislaw Kimowitsch, ist ein sehr guter Mensch, doch auch er ist beschäftigt. Sodass es auf den ersten Blick den Anschein haben kann, als wäre es bei uns sehr langweilig. In Wirklichkeit aber sitzen wir rund um die Uhr jeder an seiner Arbeit.«
    Wieder schaute er Jura erwartungsvoll an. Jura sagte höflich: »Ja, gewiss, was soll man hier noch tun. Der Kosmos ist schließlich für die Arbeit da und nicht zum Vergnügen. Bei Ihnen hier sieht es allerdings wirklich ein bisschen leer aus. Nur eine Gitarre spielt irgendwo.«
    »Ah«, Krawez lächelte, »das ist unser Dietz, der seinen Gedanken nachhängt.«
    Die Luke ging auf, und in den Raum schob sich ungeschickt eine kleine junge Frau mit einem großen Stapel Papier. Sie drückte mit der Schulter die Luke zu und sah Jura an. Sicherlich war sie eben erst aufgewacht – ihre Augen waren leicht geschwollen.
    »Guten Tag«, sagte Jura.
    Das Mädchen bewegte lautlos die Lippen und ging still an den Tisch.
    Krawez sagte: »Das ist Sina Schatrowa. Und das, Sinotschka, ist Juri Borodin. Er ist zusammen mit Wladimir Sergejewitsch Jurkowski angekommen.«
    Das Mädchen nickte, ohne den Blick zu heben. Jura versuchte zu begreifen, ob sich die Mitarbeiter des Observatoriums gegenüber allen so seltsam verhielten, die zusammen mit Jurkowski auf der Tachmasib angekommen waren. Er warf einen Blick auf Krawez. Krawez schaute Sina an und schien etwas zu kalkulieren. Sina blätterte schweigend die Bögen durch. Als sie einen der kleinen Rechner zu sich heranzog und auf der numerischen Tastatur zu tippen begann, wandte sich Krawez zu Jura um und sagte: »Nun, Jura, wollen Sie vielleicht ...«
    Ihn unterbrach das sanfte Rufzeichen des Radiofons. Er entschuldigte sich und holte eilig das Gerät aus der Tasche.
    »Anatoli?«, erkundigte sich eine gewichtige Stimme.
    »Ja, ich bin es, Wladislaw Kimowitsch.«
    »Anatoli, statte doch bitte Basanow einen Besuch ab. Er

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