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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Zuträger und Provokateur, einen gewissen Nichtskönner namens Krawez. Dieser Krawez sperrt angeblich überall die Ohren auf, dann informiert er den Direktor, und der lässt ihn Gerüchte ausstreuen und alle gegeneinander aufhetzen. Sozusagen ›teile und herrsche‹. Übrigens, während wir uns unterhielten, kam dieser unglückliche Krawez wegen eines Buches in die Bibliothek. Wie ihn Basanow angeschrien hat! ›Verschwinde!‹ Der arme Krawez, so ein lieber, sympathischer junger Mann, kam nicht einmal dazu, sich richtig vorzustellen. Ganz rot ist er geworden und gegangen, er hat nicht einmal das Buch genommen. Ich konnte natürlich nicht an mich halten und habe Basanow ordentlich die Leviten gelesen. Ich habe geradezu gesagt: ›Was denn, Petja? Geh das etwa so?‹«
    Michail Antonowitsch holte tief Luft und wischte sich das Gesicht mit einem Tuch ab.
    »Also«, fuhr er fort, »Basanow ist angeblich von besonderer moralischer Reinlichkeit. Er erträgt es nicht, wenn jemand jemandem den Hof macht. Es gibt hier eine junge Mitarbeiterin Sina, eine Astrophysikerin, also hat er ihr gleich zwei Kavaliere angedichtet und bildet sich ein, die beiden hätten sich ihretwegen zerstritten. Sie macht angeblich dem einen wie dem anderen Avancen, worauf die beiden wie zwei Hähne ... Wobei er selbst, wohlgemerkt, hinzufügt, dass das alles nur Gerüchte sind, doch Tatsache bleibt, dass alle miteinander zerstritten sind. Nicht genug, dass Basanow die Astrophysik insgesamt schlechtmacht, er zieht in seine Verleumdungen auch die Kontrollingenieure hinein. Alle sind bei ihm Kretins, Rotznasen, keiner versteht zu arbeiten, keiner hat was Richtiges gelernt ... Mir standen die Haare zu Berge, als ich das hörte! Stell dir vor, Wolodja ... Weißt du, wen er für den Hauptschuldigen an alldem hält?«
    Michail Antonowitsch machte eine Kunstpause. Bykow blieb stehen und schaute ihn an. Jurkowski, die Augen zusammengekniffen, ließ die Kaumuskeln unter seinen aufgedunsenen Wangen spielen.
    »Dich!«, sagte Michail Antonowitsch, und die Stimme versagte ihm beinahe. »Ich traute meinen Ohren nicht! Der Generalinspektor der IKKK decke alle diese Abscheulichkeiten, mehr noch, er schaffe irgendwelche geheimnisvollen Lieblinge in die Observatorien, bringe sie dort unter, aber die einfachen Mitarbeiter entließe er wegen irgendwelcher Lappalien und schicke sie zur Erde zurück. Überall habe er seine Leute hingesetzt, wie Scherschen! Das habe ich nicht ausgehalten. Ich habe zu ihm gesagt: ›Verzeihen Sie‹, habe ich gesagt, ›mein Lieber, achten Sie gefälligst auf ihre Worte.‹«
    Michail Antonowitsch holte abermals tief Luft und schwieg dann. Bykow nahm seinen Marsch durch die Messe wieder auf.
    »So«, meinte Jurkowski. »Wie ist denn euer Gespräch zu Ende gegangen?«
    Michail Antonowitsch erklärte stolz: »Ich konnte ihm nicht länger zuhören. Ich konnte nicht mehr mit anhören, wie er dich, Wolodja, und das Kollektiv des besten Fernobservatoriums mit Dreck bewarf. Ich bin aufgestanden, habe mich mit beißender Ironie verabschiedet und bin gegangen. Ich hoffe, er schämt sich jetzt.«
    Jurkowski saß mit gesenktem Blick da. Bykow sagte spöttisch: »Gut lebt man bei dir auf den Basen, Generalinspektor. Einträchtig.«
    »Ich an deiner Stelle, Wolodja, würde Maßnahmen ergreifen«, sagte Michail Antonowitsch. »Basanow muss auf die Erde zurückgeschickt und von der Arbeit auf außerirdischen Stationen ausgeschlossen werden. Solche Leute sind äußerst gefährlich, Wolodja, das weißt du selbst ...«
    Ohne den Blick zu heben, sagte Jurkowski: »Gut. Danke, Michail. Maßnahmen werde ich ergreifen müssen.«
    Shilin warf leise ein: »Vielleicht ist er einfach nur erschöpft?«
    »Wem ist damit geholfen?«, fragte Bykow.
    »Ja.« Jurkowski seufzte schwer. »Basanow muss hier weg.«
    Im Korridor erklang das eilige Tappen von Magnetsohlen.
    »Jura kommt zurück«, sagte Shilin.
    »Dann wollen wir zu Mittag essen«, schlug Bykow vor. »Isst du mit uns, Wladimir?«
    »Nein. Ich esse bei Scherschen. Ich habe noch viel mit ihm zu bereden.«
    Jurkowski stand am Eingang zum Steuerraum und erblickte Jura als Erster. Er machte große Augen und zog die Brauen hoch. Da wandten sich alle anderen ebenfalls Jura zu.
    »Was hat das zu bedeuten, Praktikant?«, erkundigte sich Bykow.
    »Was ist passiert, Jura?«, rief Michail Antonowitsch.
    Jura sah verworfen aus. Sein linkes Auge verschwand unter einem rot-blauen Veilchen, die Nase war deformiert, die

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