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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Lippen aufgeplatzt und schwarz. Die linke Hand ließ er ein wenig hängen, die Finger der rechten waren mit Pflastern beklebt. Vorn auf der Jacke konnte man flüchtig weggewaschene dunkle Flecke sehen.
    »Ich habe mich geprügelt«, antwortete Jura düster.
    »Mit wem haben Sie sich geprügelt, Praktikant?«
    »Mit Swirski.«
    »Wer ist das?«
    »Das ist ein junger Astrophysiker im Observatorium«, erläuterte Jurkowski ungeduldig. »Warum haben Sie sich geprügelt, Kadett?«
    »Er hatte das Mädchen gekränkt«, sagte Jura. Er blickte geradezu Shilin in die Augen. »Ich habe verlangt, dass er sich entschuldigt.«
    »Und?«
    »Und da haben wir uns geprügelt.«
    Kaum merklich nickte Shilin billigend. Jurkowski stand auf, ging in der Messe auf und ab und blieb vor Jura stehen, die Hände in die Taschen seines Hausrocks vergraben.
    »Ich fasse das so auf, Kadett«, sagte er kalt, »dass Sie im Observatorium einen abscheulichen Skandal veranstaltet haben.«
    »Nein«, sagte Jura.
    »Sie haben einen Mitarbeiter des Observatoriums verprügelt.«
    »Ja. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste ihn zwingen, sich zu entschuldigen.«
    »Hast du ihn gezwungen?«, fragte Shilin rasch.
    Jura zögerte ein wenig, dann antwortete er ausweichend: »Im Großen und Ganzen hat er sich entschuldigt. Später.«
    Jurkowski sagte gereizt: »Zum Teufel, was hat denn das damit zu tun, Iwan!«
    »Entschuldigen Sie, Wladimir Sergejewitsch«, lenkte Shilin ein.
    Jurkowski wandte sich wieder Jura zu. »Trotzdem war es ein Skandal. So sieht es jedenfalls aus. Hören Sie, Kadett, ich will gern glauben, dass Sie aus den edelsten Motiven gehandelt haben, doch Sie werden sich entschuldigen müssen.«
    »Bei wem?«, fragte Jura sofort.
    »Erstens natürlich bei Swirski.«
    »Und zweitens?«
    »Und zweitens werden Sie sich beim Direktor des Observatoriums entschuldigen müssen.«
    »Nein!«, sagte Jura.
    »Es muss sein.«
    »Nein.«
    »Was heißt nein? Sie haben in seinem Observatorium eine Schlägerei vom Zaune gebrochen. Das ist widerwärtig. Und Sie weigern sich, sich zu entschuldigen?«
    »Ich entschuldige mich nicht bei einem Schurken«, sagte Jura mit gleichmäßiger Stimme.
    »Schweigen Sie, Praktikant!«, brüllte Bykow.
    Es wurde still. Michail Antonowitsch holte bekümmert Luft und wiegte den Kopf. Jurkowski schaute Jura erstaunt an.
    Shilin stieß sich plötzlich von der Wand ab, ging zu Jura und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Verzeihen Sie, Alexej Petrowitsch«, sagte er. »Mir scheint, Borodin sollte Gelegenheit bekommen, alles der Reihe nach zu erzählen.«
    »Wer hindert ihn denn dran?«, erwiderte Bykow ärgerlich. Er war sichtlich unzufrieden mit dem ganzen Vorgang.
    »Erzähl, Jura«, sagte Shilin.
    »Was gibt’s da zu erzählen?«, begann Jura leise. Dann schrie er los: »Das muss man sehen! Und hören! Diese Dummköpfe muss man unverzüglich retten! Sie sagen – das Observatorium, das Observatorium! Dabei ist das eine Räuberhöhle! Hier weinen Menschen, verstehen Sie? Sie weinen!«
    »Ruhe bewahren, Kadett«, sagte Jurkowski.
    »Ich kann keine Ruhe bewahren! Sie sagen, ich soll mich entschuldigen ... Ich entschuldige mich nicht bei einem Inquisitor! Bei einem Widerling, der die Dummköpfe aufeinander und auf das Mädchen hetzt! Wo haben Sie Ihre Augen, Generalinspektor? Dieser ganze Laden hätte längst zur Erde evakuiert werden müssen, bald werden sie hier auf allen vieren gehen und einander beißen!«
    »Beruhige dich und erzähl der Reihe nach«, sagte Shilin.
    Und Jura erzählte. Wie er Sina Schatrowa getroffen und wie sie geweint hatte, und wie ihm klar geworden war, dass er sich sofort einmischen musste, und wie er bei Swirski angefangen hatte, der schon derart verwildert war, dass er alle möglichen Gemeinheiten glaubte, die ihm über das geliebte Mädchen erzählt wurden. Wie er Awerin gezwungen hatte, sich mit Swirski auszusprechen, wobei sich herausstellte, dass Swirski niemals Awerin einen Nichtskönner und Speichellecker genannt hatte und dass Awerin nicht einmal ahnte, dass man ihn angeblich mehrmals nachts aus Sinas Zimmer holen musste. Wie sie dem Kontrollingenieur Dietz die Gitarre weggenommen und erfahren hatten, dass er nie Gerüchte über Basanow und Tanja Oljonina ausgestreut hatte ... Und wie sich sofort herausstellte, dass hinter allem Krawez steckte und Scherschen über dessen Machenschaften Bescheid wissen musste, also der Hauptschurke war ...
    »Die Jungs haben mich zu Ihnen geschickt, Wladimir

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