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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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aus der Zeit von Alexej dem Stillen und saugten heißen Kaffee aus durchsichtigen Thermosflaschen. Beim Anblick Jurkowskis knöpfte sich einer den Kragen auf und sagte, eine Dampfwolke ausstoßend: »Guten Tag, Wladimir Sergejewitsch. Irgendwie sind Sie zu leicht angezogen. Nehmen Sie Platz. Kaffee?«
    »Was ist hier los bei Ihnen?«, wollte Jurkowski wissen.
    »Wir regulieren«, sagte jemand.
    »Und wo ist Markuschin?«
    »Markuschin erwartet Sie in einem Kosmoskaph. Da ist es warm.«
    »Führen Sie mich hin.«
    Einer der Planetologen erhob sich und entschwebte mit Jurkowski in den Korridor. Ein anderer, ein langer Bursche mit üppigem Haarschopf, fragte: »Sagen Sie, weiter sind unter euch keine Generalinspektoren?«
    »Nein«, antwortete Bykow.
    »Dann sag ich’s euch geradezu: Ein Hundeleben ist das hier. Gestern hatten wir im ganzen Observatorium plus dreißig Grad, in der Messe sogar plus dreiunddreißig. Nachts ist die Temperatur plötzlich gefallen. Ich selber hab mir eine Ferse erfroren, zum Arbeiten hat bei solchen Temperaturschwankungen niemand Lust, also arbeiten wir abwechselnd in den Kosmoskaphen. Dort gibt es eine autonome Klimaanlage. Bei euch kommt so was nicht vor?«
    »Doch«, sagte Bykow. »Bei Havarien.«
    »Und so leben Sie das ganze Jahr über?«, erkundigte sich Michail Antonowitsch mit Schrecken und Mitgefühl.
    »Nein, wo denken Sie hin! Erst seit ungefähr einem Monat. Früher waren die Temperaturschwankungen nicht so gravierend. Aber wir haben eine Brigade zur Unterstützung der Ingenieure organisiert, und nun ... Sie sehen selbst.«
    Jura schlürfte eifrig den heißen Kaffee. Er fühlte, wie er allmählich durchfror.
    »Brrr«, sagte Shilin. »Gibt’s denn hier nicht irgendeine Oase?«
    Die Planetologen wechselten Blicke. »Höchstens in der Schleuse«, sagte einer.
    »Oder im Duschraum«, meinte ein anderer. »Aber dort ist es feucht.«
    »Sehr ungemütlich«, beklagte sich Michail Antonowitsch.
    »Ja was nun«, schlug Bykow vor. »Gehen wir doch alle zu uns.«
    »Hm«, ließ sich der lange Planetologe vernehmen. »Und danach wieder hierher zurück?«
    »Kommen Sie, kommen Sie«, sagte Michail Antonowitsch. »Dort können wir uns unterhalten.«
    »Irgendwie entspricht das nicht den Regeln der Gastfreundschaft«, meinte der Lange unentschlossen.
    Sie schwiegen.
    Dann sagte Jura: »Wie komisch wir hier sitzen. Vier zu vier, wie beim Schachturnier.«
    Alle schauten ihn an.
    »Kommt, wir gehen zu uns.« Bykow stand entschlossen auf.
    »Es ist irgendwie peinlich«, wandte einer der Planetologen ein. »Bleiben wir doch hier sitzen. Vielleicht kommen wir noch ins Gespräch.«
    Shilin sagte: »Bei uns ist es warm. Ein Handgriff am Regler, und man kann es heiß machen. Wir werden in schöner leichter Kleidung dasitzen. Und nicht die Nasen einziehen.«
    In die Messe schaute ein mürrischer Mann mit einem Mantel auf dem nackten Körper und sagte, den Blick zur Decke gewandt, unfreundlich: »Ich bitte um Entschuldigung, aber ihr solltet wirklich in die Kajüten gehen. In fünf Minuten schalten wir hier die Luft ab.«
    Der Mann verschwand wieder. Ohne ein Wort ging Bykow zum Ausgang. Alle folgten ihm.
    In feierlichem Schweigen schritten sie durch den Korridor, erstickten fast an der heißen Luft in der leeren Schleuse und gingen an Bord der Tachmasib . Der lange Planetologe zog flink Mantel und Jacket aus und begann den Schal vom Hals zu wickeln. Die warme Ausrüstung wurde in einen Wandschrank geschlossen.
    Dann fanden die gegenseitige Vorstellung und das Schütteln eisiger Hände statt. Der lange Planetologe hieß Rafail Gortschakow. Die anderen drei waren, wie sich herausstellte, Josef Vlček, Jewgeni Sadowski und Pawel Schemjakin. Aufgetaut erwiesen sie sich als fröhliche, gesprächige Leute. Sehr bald zeigte sich, dass Gortschakow und Sadowski die Turbulenzbewegungen im Ring erforschten, nicht verheiratet waren, Graham Greene und Strogow liebten, das Kino dem Theater vorzogen, gerade im Original die »Versuche« von Montaigne lasen, mit neorealistischer Malerei nichts anfangen konnten, aber nicht ausschlossen, dass vielleicht etwas dran sei; dass Josef Vlček im Ring Eisenerz nach der Methode der Neutronenreflexionen und mit Hilfe von Bombensonden suchte, dass er von Beruf Geiger war, außerdem Europameister im 400-Meter-Hürdenlauf und ins Saturnsystem geraten, um sein Mädchen für Kälte und Mangel an Zartgefühl ihm gegenüber zu bestrafen; dass schließlich Pawel Schemjakin hingegen

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