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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Raumhafens?« Sie schaute Jura fragend an.
    »Zum Leiter ist wahrscheinlich kein Durchkommen«, erwiderte Jura niedergeschlagen.
    »Versuchen Sie’s trotzdem.«
    »Danke«, sagte Jura, »ich werde es versuchen. Auf Wiedersehen.«
    Er verließ die Transportverwaltung und schaute sich erst mal um. Rechter Hand erhob sich über den grünen Baumkuppen das Hotelgebäude in den heißen, weißlichen Himmel, linkerhand glänzte unerträglich grell eine riesige Glaskuppel in der Sonne. Jura hatte sie bereits vom Flughafen aus entdeckt; überhaupt waren vom Flughafen aus nur diese Kuppel und die goldene Spitze des Hotels zu sehen gewesen. Jura hatte sich natürlich nach dem Kugeldach erkundigt – die Antwort lautete kurz und bündig: »Es ist das ESKS.« Was dieses ESKS freilich bedeutete, wusste er nicht.
    Direkt am Verwaltungsgebäude vorbei führte eine breite Straße, die mit grobem rotem Sand bestreut war. Auf dem Sand waren unzählige Fußspuren und die gezackten Abdrücke von Reifen zu erkennen. Zu beiden Seiten der Straße erstreckten sich betonierte Bewässerungsgräben, entlang dieser Gräben wuchsen dicht aneinandergereiht Akazien. Etwa zwanzig Schritt vom Eingang zum Verwaltungsgebäude entfernt parkte im Schatten der Akazien ein kleiner weißer Atomcar. Hinter der blitzenden Windschutzscheibe ragten unbeweglich ein paar große hellblaue Helme auf, darauf stand mit weißen Buchstaben: »International Police. Mirza-Tcharle«.
    Etwa zwei Minuten stand Jura unschlüssig da. Die Straße war zunächst menschenleer gewesen, doch dann tauchte von rechts mit großen Schritten ein hochgewachsener, braungebrannter Mann in weißem Anzug auf. Als er bei Jura anlangte, blieb er stehen, nahm die riesige weiße Baskenmütze vom Kopf und fächelte sich damit Luft zu. Jura musterte ihn neugierig.
    »Mäschtik heiß heute!«, sagte der Mann im weißen Anzug. »Findest du nischt?« Er sprach mit starkem Akzent.
    »Sehr heiß«, stimmte Jura zu.
    Der Mann im weißen Anzug stülpte sich die Baskenmütze wieder auf seinen ausgeblichenen Haarschopf und fingerte eine flache Glasflasche aus der Jackentasche.
    »Trinken wir einen?«, fragte er und verzog den Mund bis zu den Ohren.
    Jura schüttelte den Kopf. »Ich trinke nicht.«
    »Isch auch nischt«, erklärte der Mann im weißen Anzug und steckte die Flasche wieder zurück. »Aber isch habe immer Whisky dabei, für den Fall, daß jemand trinkt.«
    Jura lachte. Der Mann gefiel ihm.
    »Heiß«, sagte der andere erneut, »aber das ist eben unser Pesch. Auf dem internasjonalen Raumhafen in Grönland friere ich, und auf dem internasjonalen Raumhafen in Mirsa-Tscharle bin ich klitschnass von Schweiß.«
    »Es ist in der Tat schrecklich heiß«, sagte Jura.
    »Und wo soll der Flug hingehn?«, erkundigte sich der Mann im weißen Anzug.
    »Ich muss zum Saturn.«
    »Oho! So jung und schon zum Saturn! Da werden wir uns wohl immer mal wieder begegnen.« Er klopfte Jura auf die Schulter und bemerkte in diesem Augenblick den Polizeiwagen. »Internasjonale Polizei«, sagte er feierlich, »die Männer dort verdienen allergrößten Respekt.«
    Er nickte Jura gewichtig zu und setzte seinen Weg fort. Als er am Polizeiwagen vorüberging, straffte er sich und führte zwei Finger an die Schläfe. Die blauen Helme hinter der Windschutzscheibe bewegten sich wie auf Kommando kurz und verharrten dann erneut in Reglosigkeit.
    Jura stieß einen Seufzer aus und schlenderte zum Hotel hinüber; er musste unbedingt den Leiter des Raumhafens ausfindig machen. Die Straße war menschenleer, es gab niemanden, den er hätte fragen können. Natürlich hätte sich Jura an die Polizisten wenden können, doch das behagte ihm nicht sonderlich – ihm missfiel, dass sie so reglos dasaßen. Für Sekunden bedauerte er, nicht den Mann im weißen Anzug gefragt zu haben; auch überlegte er sich, dass die nette Diensthabende gewiss am besten in Mirsa-Tscharle Bescheid wusste.
    Er hielt im Laufen inne, wollte schon kehrtmachen, setzte seinen Weg dann jedoch fort: Letztendlich war es ungehörig, die Zeit der Leute über Gebühr in Anspruch zu nehmen. Ach was, dachte er und beschleunigte den Schritt, irgendwie werde ich es schon in Erfahrung bringen.
    Jura lief am äußersten Rand des Bewässerungsgrabens entlang, bestrebt, sich nicht der Sonne auszusetzen, vorbei an grell gestrichenen Automaten mit Mineralwasser und Säften, vorbei an leeren Bänken und Sofas, an kleinen weißen, im Schatten der Akazien versteckten Häuschen, vorbei

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