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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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auch an großen betonierten Plätzen, auf denen dicht bei dicht Atomcars parkten. Über einem dieser Plätze war aus unerfindlichem Grund kein Sonnendach gespannt, und über den blitzblank polierten Wagendächern stand flirrend die glutheiße Luft. Der Anblick dieser Wagen, die gewiss schon seit Stunden unter der gnadenlosen Sonne schmorten, schmerzte ihn geradezu. Jura kam auch an riesigen Reklameschildern vorbei, die in drei Sprachen all jenen eine herkulische Gesundheit verhießen, die »Golden Milk« tranken – mit Vitaminen angereicherte Ziegenmilch; er kam an merkwürdig zerlumpten Gestalten vorüber, die, mit Bündeln, Rucksäcken oder kleinen Koffern unterm Kopf, direkt im Gras lagen und schliefen; sah reglos am Wegrand harrende Kehrmaschinen stehen und braungebrannte Kinder im Bach planschen. Mehrmals wurde er von leeren Autobussen überholt. Er ging unter einem Plakat hindurch, das quer über die Straße gespannt war: »Mirsa-Tscharle grüßt den disziplinierten Autofahrer«; diese Aufschrift war in englischer Sprache abgefasst. Jura passierte das hellblaue Häuschen eines Verkehrspolizisten, bog rechter Hand ab und befand sich nun auf dem Prospekt der Freundschaft – der Hauptstraße Mirsa-Tscharles.
    Der Prospekt lag gleichfalls ausgestorben da. Geschäfte, Kinos, Bars und Cafés waren geschlossen. Siesta, sagte sich Jura. Unerträglich heiß war es hier. Jura machte an einem Automaten halt, entnahm ihm ein Glas Apfelsinensaft – das Getränk war heiß. Mit gerunzelten Brauen ging er zum nächsten Automaten, trank ein Glas Mineralwasser – auch das war heiß. Ja wirklich, dachte er, Siesta. Wie schön wäre es jetzt, in einen Kühlschrank zu kriechen.
    Die Sonne – weiß und wie von einem Nebelschleier überzogen – versengte den Prospekt, es gab keinerlei Schatten. Am Ende der Straße flirrte im Glutdunst rosa und bläulich der gewaltige Hotelkomplex. Jura machte sich auf den Weg dorthin und spürte durch die Schuhe hindurch die Wärme des aufgeheizten Trottoirs. Anfangs lief er schnell, doch eine schnelle Gangart war nicht möglich: Die Luft wurde ihm knapp, und Schweiß rann ihm, kitzelnde Rinnsale hinterlassend, über das Gesicht.
    Eine schmale, langgestreckte Limousine mit ausgespreizten Tragflügeln rollte an den Bürgersteig heran, und der Fahrer, ein Mann mit gewaltiger Sonnenbrille, öffnete den Schlag.
    »Sag mal, Freund, wo ist hier das Hotel?«
    »Immer geradeaus, am Ende der Straße«, erwiderte Jura.
    Der Mann am Steuer schaute in die angegebene Richtung, nickte und fragte: »Du willst sicher auch dorthin?«
    »So ist es«, antwortete Jura mit einem Seufzer.
    »Na dann steig ein.«
    Jura kletterte erfreut in den Wagen.
    »Man sieht gleich, dass du hier fremd bist, genau wie ich«, sagte der Mann am Steuer. Er fuhr sehr langsam. »Die Hiesigen bleiben nämlich schön im Schatten. Man hatte mich gewarnt, ich solle erst gegen Abend herkommen, aber ich bin nun mal ein Mensch, der’s nicht abwarten kann. Allerdings hab ich mich offenbar umsonst so beeilt, hier ist nicht das Geringste los.«
    Die Luft im Wagen war kühl und sauber.
    »Ich dagegen halte dieses Städtchen für höchst interessant«, entgegnete Jura. »Ich habe bisher noch keine internationale Stadt gesehen und finde, dass hier alles recht ulkig miteinander verwoben ist. Karakum-Wüste und Interpol. Haben Sie die Männer mit den hellblauen Helmen gesehen?«
    »Hab ich«, erwiderte der Mann finster. »Von denen sind im Augenblick an die dreißig Leute auf der Chaussee.« Er deutete mit dem Kopf nach hinten. »Da sind zwei Lastwagen zusammengestoßen.«
    »Wie denn das – zusammengestoßen?«, fragte Jura. »Was für Lastwagen? Automatische?«
    »Ach was, doch keine automatischen«, knurrte der Mann. »Das waren solche zugereisten Waräger; stinkbesoffen, das Pack.« Er brachte den Wagen vor dem Hotel zum Stehen und sagte: »Wir sind da, ich muss weiter, in die erste Querstraße rechts.«
    »Vielen Dank fürs Mitnehmen.« Jura stieg aus.
    »Keine Ursache«, sagte der Fahrer. »Auf Wiedersehen.«
    Jura betrat die Empfangshalle und ging auf die Frau an der Rezeption zu. Sie telefonierte gerade, deshalb setzte er sich in einen Sessel und betrachtete die Bilder an den Wänden. Auch hier vermischte sich alles auf höchst drollige Weise. Neben den traditionellen Schischkinschen »Bären« prangte ein großes Gemälde in fluoreszierenden Farben, das nichts Konkretes darstellte. Jura verglich die beiden Bilder eine Zeitlang mit

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