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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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reden beginnen – dann nichts wie weg. Warum man sie immer noch nicht in den Kosmos lässt. Aber wenn man fragt, was sie da wollen, wissen sie keine vernünftige Antwort, murmeln irgendwas von ihren Rechten. Sie reden furchtbar gern von ihren Rechten. Doch am widerlichsten an ihnen ist, dass sie immerzu eine Menge Zeit haben, und die schlagen sie tot. Ich weiß auf der Tachmasib nicht wohin vor lauter Untätigkeit, die aber wären hier in ihrem Element ...«
    Jura hatte den Faden verloren und verstummte. Shilin malte noch immer sein Integral aus, sein Gesicht hatte wer weiß warum einen traurigen Ausdruck angenommen. Dann sagte er: »Und was hat Kapitän Bykow damit zu tun?«
    Jura fiel wieder ein, wie er darauf gekommen war. »Alexej Petrowitsch«, murmelte er unschlüssig, »ist ... irgendwie ein bisschen langweilig ...«
    Shilin nickte. »Das hatte ich mir gedacht. Aber du irrst dich, Freundchen, wenn du alle in einen Topf wirfst – Bykow und die, denen die sichere Autobahn gefällt.«
    »Ich meine ja gar nicht ...«
    »Ich versteh dich. Also. Bykow liebt seine Arbeit. Das zum Ersten. Zum Zweiten, er kann sich überhaupt nicht vorstellen, anders zu sein. Und deshalb arbeitet Alexej Petrowitsch ja auch dann, wenn er Zeitschriften liest oder in seinem Sessel döst. Hast du dir darüber nie Gedanken gemacht?«
    »N-nein ...«
    »Hättest du aber sollen. Weißt du, worin Bykows Arbeit besteht? Jederzeit bereit zu sein. Das ist eine sehr schwierige Arbeit, schwer und aufreibend. Man muss ein Bykow sein, um das alles auszuhalten. Um sich an die ständige Anspannung zu gewöhnen, an den Zustand ununterbrochener Bereitschaft. Begreifst du das nicht?«
    »Ich weiß nicht ... Wenn es wirklich so ist ...«
    »Aber es ist wirklich so! Er ist ein Soldat des Weltraums. Man kann ihn nur beneiden, Jura, denn er hat das Wichtigste in sich selbst und in der Welt gefunden. Er wird gebraucht, er ist notwendig und schwer zu ersetzen. Verstehst du?«
    Jura nickte zögernd. Ihm stand ein bis zum Überdruss bekanntes Bild vor Augen: der ruhmreiche Kapitän in Pantoffeln und gestreiften Socken gemütlich in seinem Lieblingssessel sitzend.
    »Ich weiß, dir hat es Wladimir Sergejewitsch angetan. Ist ja auch verständlich. Auf der einen Seite Jurkowski, der meint, das Leben sei ein ziemlich langweiliges Hin und Her mit ziemlich langweiligen Angelegenheiten und man müsse jede Gelegenheit nutzen, sich in einem großartigen Blitz zu entladen. Auf der anderen Seite Bykow, für den das wahre Leben in ständiger Anspannung besteht, der keinerlei zufällige Gelegenheit anerkennt, denn er ist auf jeden Zufall vorbereitet, und nichts trifft ihn unerwartet ... Aber es gibt noch eine dritte Seite. Stell dir, Jura« – Shilin legte die Hände auf den Tisch und lehnte sich im Sessel zurück –, »das riesige Gebäude der menschlichen Kultur vor: alles, was der Mensch selbst geschaffen, was er der Natur entrissen, mit einem anderen Sinn versehen und von Neuem so gemacht hat, wie es die Natur nicht vermocht hätte. So ein majestätisches Gebäude! Gebaut wird es von Menschen, die ihre Sache vorzüglich verstehen und sie sehr lieben. Zum Beispiel Jurkowski, Bykow ... Davon gibt es vorerst weniger als von den anderen. Die anderen aber sind die, auf denen das Gebäude beruht. Die sogenannten kleinen Leute. Einfach ehrliche Leute, die vielleicht nicht einmal wissen, was sie lieben und was nicht. Die nicht wissen, keine Gelegenheit hatten herauszufinden, was sie können und was nicht. Sie arbeiten einfach ehrlich an dem Platz, an den das Leben sie gestellt hat. Und ebendie sind es in der Hauptsache, die auf ihren Schultern den Palast von Gedanke und Geist tragen. Von zehn bis nachmittags um drei tragen sie ihn, und dann fahren sie in die Pilze ...« Shilin schwieg eine Weile. »Natürlich möchte ich auch, dass jeder sowohl trägt als auch baut. Ich möchte das sehr, Bruderherz. Und irgendwann wird es unbedingt so sein. Doch dazu braucht es Zeit. Und Kraft. So eine Lage der Dinge muss schließlich auch erst geschaffen werden.«
    Jura überlegte. Etwas war dran an Iwans Worten. Etwas Ungewohntes. Darüber musste man noch nachdenken.
    Shilin faltete die Hände im Nacken.
    »Ich entsinne mich einer Geschichte«, sagte er langsam. Er blickte direkt in die Lampe, seine Pupillen waren zu Punkten geworden. »Ich hatte einen Gefährten, er hieß Tolja. Wir haben zusammen die Schule besucht. Er war immer so unauffällig, ständig in Kleinkram vertieft. Er bastelte

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