Kapitän Singleton
Leute fast am Ende ihrer Geduld, denn William hatte siebzehn Tage mit diesem Unternehmen verbracht und sie gut verwendet.
Als er zurück war, hielten wir wieder eine Beratung über das Thema „Handel“ ab, nämlich ob wir unsere besten Gewürze und anderen Waren, die wir an Bord des Schiffs hatten, nach Surat senden oder selbst in den Persischen Golf segeln sollten, wo wir alles vermutlich ebenso vorteilhaft verkaufen konnten wie die englischen Kaufleute aus Surat. William war dafür, daß wir selbst dorthin fuhren, was, nebenbei gesagt, dem soliden, nüchternen, kaufmännischen Geist dieses Mannes entsprach, der bei allem für das Beste war; hier jedoch entschied ich anders als William, was ich nur sehr selten auf mich nahm; aber ich erklärte ihm, in Anbetracht der Lage, in der wir uns befanden, sei es auch dann, wenn wir nur den halben Erlös bekämen, bedeutend besser für uns, unsere gesamte Ladung hier zu verkaufen, als damit in den Persischen Golf zu segeln, wo wir ein größeres Risiko eingingen und die Leute viel neugieriger sein und uns mehr Fragen stellen würden als in Surat; es wäre dort nicht so leicht, mit ihnen fertig zu werden, weil sie da ungehindert und offen Handel trieben und nicht im verborgenen, wie diese Männer hier es anscheinend taten. Außerdem wäre es auch, falls man dort irgendeinen Verdacht schöpfte, viel schwieriger als hier, den Rückzug anzutreten, es sei denn, gewaltsam. Hier, wo wir uns sowieso schon auf dem offenen Meer befanden, konnten wir jederzeit davonsegeln, ohne uns zu tarnen und ohne auch nur den Anschein zu erwecken, daß wir verfolgt würden, denn niemand wußte, wo er uns suchen sollte.
Meine Befürchtungen überzeugten William, ganz gleich, ob dies meine Gründe auch taten, und er gab nach; wir beschlossen also, noch einmal den Versuch zu unternehmen, eine Schiffsladung an dieselben Händler zu verkaufen. Die Hauptsache war, daß wir uns überlegten, wie wir es bewerkstelligen konnten, den Umstand zu umgehen, der sie den englischen Kaufleuten verraten hätte, nämlich die Behauptung, daß es sich um unsere andere Schaluppe handele; dies übernahm jedoch der alte Quäker, der Lotse, denn da er, wie gesagt, ein ausgezeichneter Schauspieler war, fiel es ihm auch nicht schwer, die Schaluppe in ein neues Gewand zu kleiden. Als erstes brachte er das gesamte Schnitzwerk wieder an, das er zuvor abgeno mmen hatte; das Heck, das vorher grauweiß gestrichen und ganz stumpf gewesen war, erstrahlte jetzt in blauer Lackfarbe und ich weiß nicht wieviel fröhlichen Mustern, und was das Achterdeck betraf, so hatten die Zimmerleute darauf zu beiden Seiten einen sauberen kleinen Gang angebracht. Sie führte nun zwölf Kanonen und einige Petereros auf dem Schandeck, von denen sich vorher nicht eine darauf befunden hatte, und um ihr neues Aussehen zu vollenden und ihr ein völlig anderes Gesicht zu verleihen, befahl er, die Segel zu verändern, und da sie zuvor wie eine Yacht mit Halbspriet gesegelt war, erhielt sie jetzt ein Rahsegel und einen Besanmast wie eine Ketsch, so daß sie, mit einem Wort, eine vollendete Täuschung war, verkleidet in jedem Kennzeichen, von dem zu erwarten war, daß ein Fremder, der das Fahrzeug nur einmal gesehe n hatte, es bemerkte, denn die englischen Händler waren ja nur einmal an Bord gewesen.
In dieser Gestalt kehrte die Schaluppe zurück. Sie hatte einen neuen Mann, von dem wir wußten, daß wir ihm trauen konnten, zum Kapitän, und der alte Lotse erschien nur als Passagier. Der Doktor und William stellten die Ladungsaufseher dar; sie waren mit einer ausdrücklichen Vollmacht von Kapitän Singleton versehen, und alles hatte seine gebührende Form.
Wir hatten eine vollständige Ladung für die Schaluppe, denn neben einer sehr großen Menge von Muskatnüssen und Nelken, Muskatblüten und etwas Zimt führte sie auch einige Waren an Bord, die wir übernommen hatten, als wir vor den Philippinen lagen, während wir warteten und nach Raub Ausschau hielten.
William fand es nicht schwer, auch diese Ladung zu verkaufen, und kehrte nach ungefähr zwanzig Tagen wieder, beladen mit allen notwendigen Vorräten für unsere lange Fahrt; wir hatten, wie gesagt, viele andere Waren gehabt, und er brachte uns etwa dreiunddreißigtausend Pesos sowie einige Diamanten mit, und obgleich William nicht behauptete, ein großer Kenner darin zu sein, war es ihm doch gelungen, sich dabei nicht betrügen zu lassen, und außerdem waren die Kaufleute, mit denen er zu tun
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