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Kapital: Roman (German Edition)

Kapital: Roman (German Edition)

Titel: Kapital: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchaster
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Wahrheit aus. Davina antwortete auch diesmal nicht, sondern zog nur das untere Ende der Decke ein wenig hoch, so dass ihr Bein bis zur Mitte des Oberschenkels zum Vorschein kam, ihr geschwungenes, langes, wohlig warmes Bein, das am Knöchel so schmal war, aber zum Schenkel hin so herrlich anschwoll, dieses honigfarbene Bein, das, wie Zbigniew aus Erfahrung wusste, ganz hinaufreichte bis zu …
    Er machte einen Schritt auf das Bett zu. »Mmmmmmm«, sagte Davina.

39
    Smittys Assistent hieß Parker French, aber das war nicht der Name, den Smitty in Gedanken für ihn benutzte. Smitty war es gewohnt, an seine Assistenten einfach nur als seine Assistenten zu denken. Was sie taten, war viel wichtiger, als wer sie waren. Genauer gesagt war es überhaupt nicht wichtig, wer sie waren, denn letztendlich war es ein Ärgernis, dass sie überhaupt jemand waren. Sobald er gezwungen war, seine Assistenten als Menschen wahrzunehmen, hieß das, dass sie ihre Arbeit nicht gut machten. Wäre er damit durchgekommen, dann hätte er nur allzu gerne alle seine Assistenten beim selben Namen gerufen. Nigel, vielleicht. Sein Assistent würde immer Nigel heißen. Jedes Jahr würde es einen neuen Nigel geben. Kleine Nigels, große Nigels, haarige Nigels, Skinhead-Nigels, Rasta-Nigels – aber im Endeffekt eben immer Nigels. Das wäre lustig.
    Smittys Assistent dachte jedoch keineswegs an sich selbst als Smittys Assistenten. Wenn er an sich selbst dachte, dann dachte er an Parker French. Hätte Parker gewusst, was Smitty über ihn dachte, dann wäre er schockiert und bestürzt gewesen. Aber er hätte auch herausgefunden, dass er zumindest in einer Sache mit seinem Arbeitgeber vollkommen übereinstimmte: Parker würde nicht für immer Smittys Assistent bleiben.
    Das lag unter anderem an so einer Anforderung wie der, die heute an ihn gestellt wurde. Smitty würde auf eine Party gehen, eine Party der Londoner Kunstwelt. Sie fand in einem Lagerhaus in Clapton statt, und der Gastgeber war ein Galeriebesitzer, der als einer der Ersten gemerkt hatte, dass die Londoner Kunstszene ihren Mittelpunkt nach Osten verschob. Erst hatte er die Künstler in Hoxton aufgespürt, dann in Shoreditch, genau zu der Zeit, als es dort richtig abging, und jetzt war er mit seiner Galerie in Claptonangekommen. Die Sachen, die auf der Party ausgestellt wurden, stammten von einem seiner neuen Klienten, einem Brüderpaar, das sich bereits einen Namen gemacht hatte. Ihre Spezialität war es, Dinge zu zertrümmern und sie dann willkürlich wieder zusammenzusetzen. Die Frage war nicht, ob sie groß rauskommen würden. Das wurde als selbstverständlich angesehen. Die Frage war einfach nur, wie groß. Für diese erste bedeutende Ausstellung hatte man circa zehn kleine und zwei große zentrale Arbeiten zusammengestellt. Zu den kleinen Arbeiten gehörten ein Turm aus vier Fahrrädern, einige Sofas, ein Kühlschrank (der ziemlich originell war, denn die Künstler hatten die Tür verkehrt herum angebracht) und ein Satz Golfschläger (ebenfalls sehr amüsant). In der Mitte stand eines ihrer umstrittensten Werke, eine Kollektion von Gemälden und Skulpturen, die ihnen von anderen Künstlern geschenkt worden waren und die sie in kleine Stücke zerschlagen und wieder zusammengesetzt hatten. Der Titel war ein einziges Wort mit vierhundertfünf Buchstaben, in dem alle Titel der einzelnen Werke nahtlos ineinander übergingen:
    Haseaufeinemgrünenfensterladennachsoutineperformance-
einsskizzeninkohle1speckwarfalschhabemamaaufdemparkplatz-
vergessensiebterteilwintertraumstelldirvorwieichsexhabesieht-
meinemutterdarinfettaus(behältnismitihrerasche)unterhosen-
gemäldewenndumeinenkörperwillstinspiriertvonphilipkdicknummer-
zweiselbstportraitselbstportraitselbstportraitvonphotoshopindie-
joghurtwichsentopfimmondlichtkurzfilmstilllebenmitfisch . Es stand im Zentrum der Ausstellung und war bereits an einen Sammler verkauft worden. Smitty war ziemlich angetan davon. Er fand auch die Idee klasse, die dahintersteckte. Es war lustig, sich vorzustellen, wie wütend die anderen Künstler gewesen sein mussten, als sie ihre Arbeiten in kleine Stücke zerhackt sahen, während sie gleichzeitig so tun mussten, als fänden sie das absolut cool. Aber das war nicht sein Lieblingswerk der Ausstellung. Die Brüder hatten einen Ford Focus zertrümmert – beziehungsweise, sie hatten einen Chop Shop gefunden, der das für sie erledigthatte – und hatten das Auto dann wieder zusammengeleimt. Das Ergebnis vergaß

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