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Kapital: Roman (German Edition)

Kapital: Roman (German Edition)

Titel: Kapital: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchaster
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lehrte ihn, dass es sehr schwer war, sich wieder davon zu erholen, wenn direkt zu Beginn schon etwas schiefgelaufen war – wenn sie erst einmal, vollkommen zu Unrecht, entschieden hatten, dass du jemand warst, mit dem sie auf keinen Fall und unter gar keinen Umständen jemals im Leben ins Bett steigen würden.
    Arabella kam zurück ins Zimmer.
    »Mi dispiace, meine Lieben, scusi scusi, Asche auf mein Haupt, bitte verzeihen Sie mir, Bogdan, jetzt stehe ich Ihnen hundertprozentig zur Verfügung. Kann ich Ihnen nun meine kleinen Problemchen zeigen?« Und mit diesen Worten führte sie ihn in die Diele hinaus und die Treppe hoch zu dem Badezimmer, das er erst vor sieben Monaten für sie gestrichen hatte. Sie wollte die Farbe ändern. Es sollte »eine von diesen schwedischen Weißsorten werden, wissen Sie, die haben da sechzehn verschiedene, diese Sorte hier, die ist eher warm, sauber, aber nicht irgendwie steril, so wie, ich weiß nicht, vielleicht wie Apfelsaft oder so was. Nur eben weiß.«
    Zbigniew sagte Mrs Yount, dass er darüber nachdenken und ihrdann einen Kostenvoranschlag schicken würde. Es war eigentlich völlig sinnlos, diesen Job anzunehmen, aber er hasste es, Arbeit abzulehnen. Und irgendwo in den Tiefen seines Gehirns sagte ihm eine leise Stimme, dass er, wenn er in dieses Haus zurückkehrte, vielleicht noch einmal eine Chance bei dem attraktiven, namenlosen Kindermädchen bekäme.

68
    Am Sonntagmorgen saß Usman in seiner Wohnung, öffnete seinen Laptop und schloss ihn dann an sein 3G-Mobiltelefon an, um ein wenig durchs Internet zu surfen. Er zog es vor, sich sein Entertainment und die Nachrichten auf diesem Wege zu beschaffen. Er mochte die Kafir-Medien ebenso wenig, wie er ihnen traute. Deshalb versuchte er, sich ihnen so wenig wie möglich auszusetzen. Dabei gab es nur zwei Ausnahmen: Fußball und X-Factor . Diese Sendung hatte er zum ersten Mal gesehen, als er einmal samstags abends Fatima und Mohammed babygesittet hatte. Fatima hatte durch Freunde davon gehört und darauf bestanden, dass absolut jeder, der etwas auf sich hielt, die Sendung sah. Usman hatte noch nicht genug Erfahrung als Onkel gesammelt, um dieses Manöver zu durchschauen. So kam es, dass er die Sendung zum ersten Mal in dem Fernseher im Laden schaute, während Mohammed oben schlief und Fatima auf der Erde saß, das Kinn in andächtiger Spannung auf ihre Fäuste gestützt. Die Sendung war natürlich absoluter Mist, aber es hatte seitdem ein oder zwei Gelegenheiten gegeben, wo er sich ganz zufällig samstags abends in der Nähe eines Fernsehers befunden hatte, und ganz zufällig nicht viel anderes lief und er deshalb ganz zufällig zugeschaut hatte. Er hatte keineswegs sehr konzentriert zugeschaut, das war ja klar, nur so aus Interesse, am Rande, um sich auf dem Laufenden zu halten, was die Massenmedien so trieben … Kenne deinen Feind …
    Und was den Fußball anging, fand es Usman einfach toll, dass Freddy Kamo nur wenige Häuser entfernt – nun, genauer gesagt, ungefähr hundert Meter entfernt – in derselben Straße wohnte. Als er das erste Mal von Freddy gehört hatte, war er aus den verschiedensten Gründen total aufgeregt gewesen. Zum einen war Freddy ein Glaubensbruder. Das fand Usman besonders cool, obwohldiese Tatsache – soweit er das erkennen konnte – kein einziges Mal irgendwo in der Presse erwähnt worden war. Niemand schien zu wissen, in welche Moschee Freddy zum Gebet ging. Es wäre ziemlich cool, wenn man in dieselbe Moschee gehen, sich bei den Freitagsgebeten neben ihn knien und vielleicht sogar nachher ins Gespräch kommen könnte. Dann würden sie entdecken, dass sie beide etwas mit der Pepys Road zu tun hatten, und womöglich sogar Kumpel werden … Freddy war Usmans Lieblingsfußballer, und er hatte sich die YouTube-Clips, in denen er vorkam, bestimmt dutzende, wenn nicht gar hunderte Male angeschaut. Usman fand es herrlich, dass es zunächst immer so aussah, als sei Freddy ein absoluter Stümper, man dann aber merkte, wie brillant er war. Er fand auch toll, wie jung Freddy war. Als jüngster von drei Brüdern war Usman sowieso immer auf der Seite der Jüngeren, sei es nun eine Person oder eine Instanz. Der Islam war die jüngste aller Weltreligionen und die einzige, die die Wahrheit verkündete – mehr brauchte man dazu doch gar nicht zu sagen, oder?
    Es war furchtbar traurig, was Freddy passiert war. Das Spiel war live übertragen worden, und Usman hatte es sich in der Wohnung eines Freundes

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