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Kapital: Roman (German Edition)

Kapital: Roman (German Edition)

Titel: Kapital: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchaster
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daran, dass er großes Interesse hatte, seine Provision auch tatsächlich zu bekommen. »Vergessen Sie diese Leute«, sagte er zu Roger. »Wenn kein echtes Geld vorhanden ist, lohnt sich die Sache nicht.«
    Aber vielleicht konnten sie es sich ja doch irgendwie leisten … und das war nun wirklich ein äußerst bitterer Gedanke. Rogers früheres Ich, die Person, die er vor dem Weihnachtsbonusfiasko 2007 und vor seinem Rausschmiss gewesen war, war gar nicht so weit davon entfernt gewesen, sich – ohne großartig mit der Wimper zu zucken – ein Haus für 3,5 Millionen Pfund leisten zu können. Es fühlte sich an, als sei diese Person schon vor langer Zeit gestorben, oder als handele es sich dabei um Rogers verschollenen jüngeren Bruder, den keiner besonders zu vermissen schien.
    Was Roger an dem ganzen Hausverkaufstrubel am meisten hasste, war, dass es einfach irrsinnig war. Niemand konnte eine Entscheidung von dieser Tragweite in so kurzer Zeit treffen, jedenfalls keine, die vernünftig durchdacht war. Nicht nach einer zwanzigminütigen Hausbesichtigung. Aber der Irrsinn schien alle und jeden erfasst zu haben. Der gesamte Prozess war von hektischer Raserei bestimmt – alle wirkten hitzig und furchtbar in Eile. Es hatte schon fast etwas Sexuelles. Die besonneneren Interessenten – diejenigen, die vorsichtiger waren, erwachsener, und die ein wenig mehr nachdachten, bevor sie handelten – kamen, um sich das Haus ein zweites Mal anzuschauen. Insgesamt hatten sie dann ungefähr vierzig Minuten darin verbracht. Vierzig Minuten. Für die wichtigste finanzielle Entscheidung, die sie höchstwahrscheinlich in ihrem ganzen Leben treffen würden. Roger musste immer wieder an diese Postkarten denken, auf denen » W IR W OLLEN W AS I HR H ABT « stand. Er würde nur zu gerneden Menschen ausfindig machen, der sie geschickt hatte, um ihm die ganzen Postkarten in den Rachen zu stopfen und zu sagen: Okay, wie du willst, ich tausche mein Leben gegen deins, ganz unbesehen – nur um den Ausdruck auf dem Gesicht dieses miesen kleinen Arschlochs zu sehen.
    Arabella hingegen genoss es eher, dass das Haus zum Verkauf stand. Es hatte irgendwie etwas Befriedigendes, ihr Heim so herauszuputzen, dass sein Wert dadurch stieg. Die Verschönerungsmaßnahmen, die man dabei vornehmen musste, waren eine vernünftige und praktische Notwendigkeit – sie dienten dazu, »den Wert ihres wichtigsten Anlagevermögens zu maximieren«. Das war eine Formulierung, die Roger zu seiner Rechtfertigung benutzt hatte, als er die Bodendielen hatte herausreißen lassen, um eine neue Verkabelung für ihr Home-Entertainment-System legen zu lassen. Arabella hatte sich das genau gemerkt. Dabei verstand es sich von selbst, dass kein Haus von Anfang an perfekt war. Es gab immer etwas zu verändern. Arabella kaufte einen neuen Nachttisch und brachte den alten zur Mülldeponie. Ihrer Meinung nach machte bereits diese winzig kleine Veränderung das Schlafzimmer viel schöner und erhöhte dessen Marktwert. Selbstverständlich tat sie das, ohne Roger davon zu erzählen; und ebenso selbstverständlich war es, dass es ihm überhaupt nicht auffiel. Sie sehnte sich zutiefst – von ganzem Herzen – danach, das Weihnachtssofa loszuwerden, diese graue moderne Ding, das im Ausstellungsraum des Möbelgeschäfts wunderschön ausgesehen hatte, aber nicht so recht in ihr Wohnzimmer passen wollte. Aber diese Veränderung würde Roger höchstwahrscheinlich dann doch bemerken. Nichts brachte ihn mehr zur Weißglut, als mitansehen zu müssen, welch bizarre Freude Arabella daran zu haben schien, das Haus vor dem Verkauf hübsch herzurichten und auf Vordermann zu bringen. Wenn es ihr gezielt darum gegangen wäre, ihn in den Wahnsinn zu treiben – und manchmal hatte Roger den Verdacht, dass genau das ihre Absicht war –, dann hätte sie keinen besseren Weg dafür wählen können.
    »Der Plan sieht so aus«, sagte Arabella zu Saskia, während sie mit ihr in einer Bar namens The Library saß, wo sie auf ihren Tisch im angrenzenden Restaurant warteten. »Wir verscherbeln das Haus und ziehen für eine Weile nach Minchinhampton. Das steht zwar auch zum Verkauf, aber es wird wesentlich länger dauern, bis wir dafür einen Käufer finden. Das hat man uns jedenfalls gesagt. Danach weichen unsere Pläne ein wenig voneinander ab. Der offizielle, also Rogers Plan, ist, dass wir Minchinhampton auch verkaufen, das Geld nehmen und« – hier machte sie mit ihren Fingern Anführungszeichen – »›nach

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