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Kapital: Roman (German Edition)

Kapital: Roman (German Edition)

Titel: Kapital: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lanchaster
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in London und sehr viel erleichterter, wieder hier zu sein, als er das zugeben wollte. Er begann zu glauben, dass der Ort, an dem man seine Wurzeln hatte, nicht notwendigerweise auch der Ort war, an dem man sich zu Hause fühlte, aber er wusste noch nicht, was er mit diesem Gedanken anfangen sollte.
    An dem Morgen nach seiner Rückkehr besuchte er Shahid in dessen Wohnung. Sein Bruder hatte, wie ihm auffiel, eine Überwachungskamera über der Haustür installiert. Nachdem er geklingelt hatte, dauerte es einen Moment, bis der Türöffner betätigt wurde. Shahid stand am oberen Ende der Treppe. Es ist nicht ganz leicht, entrüstet und gleichzeitig würdevoll auszusehen, während man nichts anderes anhat als einen offenstehenden Bademantel und deutlich sichtbare Unterhosen, aber Shahid gelang es trotzdem.
    »Du mieses kleines Arschloch«, sagte er. »Ich weiß, dass du es warst.«
    »Das wäre jetzt der passende Moment, um zu sagen ›Bitte lass mich das erklären‹«, antwortete Usman.
    »Ich scheiß auf dich und deine Erklärung. Deinetwegen war ich neunzehn Tage lang in einer Gefängniszelle. Und glaub nur ja nicht eine Sekunde lang, dass ich nicht von Anfang an gewusst hätte, wer für diese idiotische Geschichte verantwortlich war. Das Einzige, weswegen ich mir Vorwürfe mache, ist, dass mir das nicht sofort klar geworden ist, als ich zum ersten Mal diese dämlichen Postkarten gesehen habe. › W IR W OLLEN W AS I HR H ABT .‹ Ich hätte mich nur Folgendes fragen müssen: Wer in aller Welt ist blöd genug, um zu glauben, dass das eine spannende Sache wäre, wer hat keinen richtigen Job und ist faul genug, um die Zeit dafür zu haben, wer vertritt so schwachköpfige politische Ansichten, dass er meint, es handele sich dabei um eine auch nur im Entferntesten bedeutungsvolle Geste, wer ist so geistig zurückgeblieben, dass er noch damit weitermacht, nachdem er die Leute schon gegen sich aufgebracht hat, und wer hat gerade mal genug Computerkenntnisse, um die Sache auch im Internet abzuziehen? Blöd, faul, schwachköpfige politische Gesinnung, zurückgeblieben, verbringt seine ganze Zeit damit, sich im Internet einen runterzuholen. Ach ja, natürlich! Mein jüngerer Bruder!«
    Shahid stand immer noch am oberen Ende der Treppe.
    »Kann ich jetzt hochkommen?«, fragte Usman. Shahid trat vom Treppenhaus zurück, und Usman fasste das als ein Ja auf. Er stieg die Treppe hoch. Shahid stand mit verschränkten Armen in der Küche. Usman setzte sich und holte tief Luft.
    »Ich weiß, dass das jetzt nichts mehr ändert, und ich weiß auch, dass es zu spät dafür ist, aber es tut mir leid. Es tut mir ehrlich und aus tiefstem Herzen leid. Als sie dich verhaftet haben, da dachte ich, es wäre wegen dieses dämlichen Pseudo-Jihadisten. Erst an dem Tag bevor sie dich entlassen haben, hat die Anwältin in einem Gespräch mit Mutter und Ahmed etwas von dem Blog erwähnt, und dann erst wurde mir klar, dass die Sache eine Rolle spielte. Aber es ergab überhaupt keinen Sinn! Ich habe Anfang des Jahres mit dem ganzen Zeug aufgehört! Ich habe die Webseite gelöscht und alles andere auch. Irgendjemand muss alle Bilder kopiert haben,denn plötzlich sind sie wieder aufgetaucht, und dann hat dieser Jemand auch noch diesen anderen ausgeflippten Scheiß abgezogen, mit den toten Vögeln und den zerkratzten Autos und so, und ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Ich wusste überhaupt nicht, was da vor sich ging. Ich hatte nie vor, die Sache so aus dem Ruder laufen zu lassen. Und ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass die Leute sich so fürchterlich aufregen würden. Und alles nur, weil sie dachten, das könnte die Immobilienpreise nach unten drücken! Da will man mal Position gegen die Gleichgültigkeit der westlichen Welt beziehen, und die glauben direkt, es ginge um Immobilienpreise. Du willst ihnen klarmachen, dass ihr moralisches Bewusstsein absolut verkümmert ist, und sie machen sich Sorgen, ob ihr Haus noch immer zwei Millionen Pfund wert ist! Unglaublich. Und dann erklären sie dich auch noch zum Terroristen.«
    »Dann warst du das gar nicht, der –«, fing Shahid an, aber Usman hielt abwehrend die Hand hoch.
    »Ich weiß – du bist in Paddington Green gelandet. Aber das war nie meine Absicht, sie haben alles ganz falsch verstanden, es war dieser Vollidiot Iqbal, wenn der nicht …« Usman verstummte. Shahid saß einfach nur da.
    »Du hattest mein Passwort«, sagte er. »Du hast dich mit meiner IP-Adresse

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