Kaputt in El Paso
Drinks, als könnten sie auf diese Weise ihr missliches Dasein vor den verwöhnten Augen dieser Ladys verbergen. Etwas Unwirkliches umgab diese Mexikaner – als stammten Glanz und Auftreten aus einem Drehbuch. Ich fing den Blick einer Frau auf. Sie sah nicht weg, verzog jedoch den Mund und ließ die Nasenflügel beben, als nähme sie einen unangenehmen Geruch wahr. Sie stupste den Mann neben sich an, der mich daraufhin ebenfalls musterte.
Ich schlug meinen Blick nicht ehrerbietig zu Boden. Ich war stocksauer, betrachtet zu werden, als wäre ich Dreck auf ihrer Terrasse. Ich hob mein Glas und prostete ihnen zu. »Salud, ihr Arschgesichter«, murmelte ich leise vor mich hin.
»Bleib ruhig, Cowboy«, sagte Güero. »In dir schlummert ein Vulkan. Du willst dich doch nicht mit der herrschenden Kaste anlegen, oder?«
Ich sah ihn an. »Was soll das heißen?«
»Was soll was heißen?«
»Das mit dem Vulkan.«
»Nun, in dir schlummert einer, compa. Du siehst das anders? Das macht dich noch mehr zur Gefahr. Vor allem für dich selbst, meine ich. Diese Leute haben Verbindungen, wenn du verstehst.«
»Du willst damit sagen, das sind narcotraficantes.«
»Oder familia. Wahrscheinlich eher die Familie. Sie sehen ein wenig zu verhätschelt aus, um zu den Schwergewichten zu gehören.«
Die Frau und ihr Begleiter starrten mich wieder an. Der Mann stand auf und kam herüber. Er hatte einen seidig glänzenden, gepflegten schwarzen Bart. »Sind Sie in irgendeiner Form an uns interessiert, Señor?« Seine Wortwahl war höflich, doch seine gesamte Haltung kam einem Affront gleich.
Ich sah Güero an. Er schüttelte nur sacht den Kopf. Ich verstand den Hinweis. »Nein. Ich bin nur turista. Wissen Sie, mich interessiert eben alles.« Meine Stimme war sanft, doch meine Augen sagten: »Dich könnte ich problemlos in zwei Teile zerlegen, du Wichser.« Er ging zurück an seinen Tisch und sagte etwas zu den anderen. Daraufhin brachen alle in Gelächter aus.
Neun
»Ich bräuchte mal deinen Rat«, sagte ich in dem Gefühl, mein Herz ausschütten zu müssen. »Vor einigen Wochen habe ich hier zwei Leute kennen gelernt, ’ne richtig heiße Braut und einen dicken Typ mit Iro. Der Iro hatte ’nen Stapel Scheine dabei.«
»Ach du Scheiße, sag bloß, du hast dich mit diesen Widerlingen eingelassen«, rief Güero aus.
»Du kennst die beiden?«
»Die sind ein paarmal hier gewesen, haben nach Leuten Ausschau gehalten, die für sie in Frage kommen könnten – Paradiesvögel, Einfaltspinsel, was auch immer. Sie haben dich angeheuert, verdad?« Allein die Vorstellung ließ ihn laut loswiehern. »Und du bist mitgegangen?!« Er schlug auf den Tisch und brüllte vor Lachen. »Das gibt’s doch nicht, Mann! Unterschätze nie die Macht der Einsamkeit. Was solltest du denn machen? Irgendeinen Versager würgen, bis er kurz vorm Atemstillstand einen Orgasmus bekommt, während die Schlampe ihren Absatz in seinen Arsch treibt?«
Ich bereute schon, überhaupt etwas gesagt zu haben. Schuld daran war nur die zweite Margarita. Ich mag Güero, aber für meinen Geschmack amüsiert er sich immer einen Tick zu viel über die Fehler anderer.
»Paradiesvögel und Einfaltspinsel«, sagte ich leicht niedergeschlagen.
»Du gehörst eher zu den Einfaltspinseln. Haben sie dich wenigstens anständig bezahlt?«
»Zweihundert.«
»Nicht gerade angemessen für diese Art von Arbeit, ése. Nächstes Mal schlag fünfhundert raus. Ist der Mindestlohn für Einfaltspinsel.« Er fing wieder an zu lachen.
Ich musste diese Unterhaltung beenden, bevor ich Güero noch mehr einweihte. »Danke«, sagte ich, »das wollte ich nur wissen.«
Er sah mich skeptisch an. »Deshalb wolltest du meinen Rat, ja? Du wolltest wissen, was man als Einfaltspinsel verdient?«
»Genau.«
Güero wusste, dass das Quatsch war, aber er ließ es dabei bewenden.
Ich ging zurück in mein Apartment. Auf dem Anrufbeantworter waren zwei Nachrichten. Eine war von Jillian. »Warum haben Sie die Schecks noch nicht eingelöst, Mr. Walkinghorse? Ist Ihnen mein Geld nicht gut genug? Rufen Sie mich an. Eventuell brauche ich Sie noch mal.« Ihre zuckersüße Stimme, die Art, wie sie ›brauche‹ sagte, klang sehr verlockend und beflügelte für einen kurzen Augenblick meine Phantasie.
Meine Libido griff nach jedem Strohhalm.
Die zweite Nachricht war von meiner Schwester Zipporah. »Mom braucht uns. Daddy wird immer unberechenbarer. Wir wissen jetzt, was los ist – es sieht nicht gut aus – aber er will
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