Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
Vom Netzwerk:
jetzt so geschäftig, dass kein Zweifel bestand: Wenn an dieser Sache etwas faul war, würde es wieder losgehen, würde er wieder krampfhaft zu ermitteln versuchen und auf irgendeine Weise ihn, Korber, mit hineinziehen.
    »Psst! Halt dich an, Thomas, ein glatter Mord«, hörte er da bereits die nur allzu bekannte Stimme in sein Ohr flüstern. »Der Fellner wurde kaltblütig vor das Auto gestoßen. Das erste Beweisstück habe ich schon. Ich erzähle dir später mehr, ich kann das arme Hascherl [12] nicht so lange allein draußen lassen. Der Arme ist völlig mit den Nerven herunter, dabei ist er sicher unschuldig.«
    »Ach, Herr Leopold«, klang’s da von hinter der Theke.
    »Ja, Frau Chefin?«
    »Haben wir denn gar keine Arbeit? Es wäre schon nett, wenn Sie mir noch ein wenig behilflich sein könnten und sich um unsere Gäste kümmern würden, jetzt, wo der Herr Waldbauer gegangen ist. Ich verliere hier nämlich schön langsam den Überblick.«
    »Bitte sehr, bitte gleich, Frau Chefin. Aber zurzeit bin ich leider mit sehr wichtigen Dingen beschäftigt. Wie Sie sicher schon wissen, ist der arme Herr Fellner …«
    »Hat der teure Verblichene vielleicht noch eine Bestellung aufgegeben?« Frau Hellers Stimme klang jetzt eine Nuance lauter und bedrohlicher.
    »Nein, Frau Chefin, aber …«
    »Dann …« Doch noch ehe Frau Heller zu einer größeren Strafpredigt ansetzen konnte, hörte man den sich rasch nähernden Signalton eines Einsatzfahrzeuges.
    »Tut mir leid, Frau Chefin, aber ich glaube, jetzt bin ich wirklich unabkömmlich. Die Polizei ist da«, bemerkte Leopold nur sarkastisch. »Und ich bin ein wichtiger Zeuge.«



4

    Oberinspektor Juricek überließ das Feld zuerst gern anderen. Dahinter steckten weder Hochnäsigkeit noch die Trägheit eines österreichischen Polizeibeamten. Wenn er in seinen braunen Mantel schlüpfte, sein Markenzeichen, einen breitkrempigen Sombrero, aufsetzte und sich ins Auto setzte, sollten die ersten groben Aufgaben am Tatort erledigt sein und vielleicht schon einige Erkenntnisse vorliegen.
    So kam es, dass Inspektor Bollek mit hochrotem Kopf im Regen und in der Dunkelheit stand und zunächst einmal die Ermittlungen durchführte. »Ist das vielleicht ein Scheißwetter«, fluchte er, »und sehen tut man auch so gut wie gar nichts.«
    »Die Störung liegt im Umspannwerk Bisamberg«, sagte ein Beamter der Spurensicherung. »Ich hab’s im Autoradio in den Nachrichten gehört.«
    »So, so«, grummelte Bollek, dessen Laune an einem Tiefpunkt angelangt war. Dann wandte er sich an den in seinem Auto kauernden Unglückslenker und fragte: »Sie haben also diesen Kerl da zusammengefahren? Warum haben Sie dann bei der Mordkommission angerufen? Weshalb sind wir Ihrer Meinung da zuständig?«
    »Aber ich habe doch gar nicht angerufen«, beteuerte der Angesprochene.
    »Nein, das war ich«, meldete sich da schon der flink herbeigeeilte Leopold zu Wort. »Der Tote – es handelt sich übrigens um Georg Fellner – ist ja auf äußerst merkwürdige Art und Weise vor das Auto geraten. Rückwärts stolpernd, ganz plötzlich. Da hat doch jemand nachgeholfen, das liegt auf der Hand.«
    »Gar nichts liegt auf der Hand«, sagte Bollek scharf. »Wer sind Sie überhaupt, dass Sie sich da einmischen?« Der grelle Strahl einer Taschenlampe fiel in Leopolds Gesicht. »Aber das ist doch … unser lieber Freund, Herr Hofer, der Kaffeehausober, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, sich um Dinge zu kümmern, die ihn nichts angehen, und die Arbeit der Polizei zu erschweren, wo immer es geht. Wahrscheinlich haben Sie sich auch schon recht eifrig an der Leiche zu schaffen gemacht.«
    »Nicht direkt, Herr Inspektor, nicht direkt. Aber bitte: W. Hofer, Leopold W. Hofer. Auf diese Initiale lege ich größten Wert.«
    »Ich pfeife auf Ihre Initiale. Sagen Sie mir lieber, weshalb Sie schon wieder einmal ungebeten am Tatort sind.«
    »Ganz einfach, Herr Inspektor. Das Unglück hat sich sozusagen genau vor meinem Arbeitsplatz abgespielt. Erhebliche Geschäftsstörung gewissermaßen. Zuerst der Stromausfall, und dann das. Da musste ich doch nachschauen gehen.«
    »Haben Sie den Unfallhergang gesehen?«
    »Nein! Der liebe Herr, der jetzt so verzweifelt ist, weil er eigentlich gar nichts dafür kann, hat mir alles erzählt. Vielleicht fragen Sie ihn, wie es ja eigentlich Ihre Aufgabe ist.«
    Bollek, der zu hohem Blutdruck neigte, war einem Wutausbruch gefährlich nahe. »Verschwinden Sie jetzt, aber schleunigst«, schrie er

Weitere Kostenlose Bücher