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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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eine Tat zu? Ich nicht. Fellner vors Auto stoßen vielleicht, aber dafür haben wir keine Beweise. Ich weiß schon, es ist interessant, was du über ihn, den Klub und diese Sex-Partys herausgefunden hast. Aber es wird schwierig werden, diese Sachen von ihm selbst zu hören, solange wir nichts gegen ihn in der Hand haben, darauf passt schon sein Vater auf. Da macht es mehr Sinn, die anderen unter Druck zu setzen, die dabei waren.«
    »Thomas Korber wird sich morgen mit den Billardbrüdern beim Heurigen treffen.«
    »Schön, vielleicht bekommt er noch etwas heraus, ehe wir sie gröber in die Mangel nehmen. Er soll sich nicht nur noch einmal auf der Toilette einsperren lassen.« Juricek versuchte ein Lächeln. Er verzog kurz den Mund leicht nach oben, das war alles. Er wirkte immer beruhigend, sanft, verständnisvoll, auch wenn ihn sein Beruf oft zur Härte zwang. Aber sonst ließ er von seinem Innenleben nie mehr als einen Anflug nach außen.
    »Und was gedenkst du weiter zu tun?«, fragte er dann. »Erzählst du mir auch brav alles, oder hast du deine kleinen Geheimnisse?«
    »Ich bin wie ein offenes Buch, Richard«, sagte Leopold beinahe entrüstet. Dabei kam ihm kurz die Kinokarte in den Sinn, und er beschloss, dass jetzt ein ausgesprochen schlechter Zeitpunkt war, seinem Freund darüber zu berichten. »Wir haben morgen Ruhetag. Der Tag des Herrn, du weißt ja. Da besuche ich meinen Freund Daniel am Stubenbergsee und kaufe ihm sein wunderbar erhaltenes Rad ab, mit dem er kaum gefahren ist. Ich denke, ein Gläschen Wein oder deren zwo werden wir uns auch noch genehmigen.«
    Juricek schmunzelte. Wieder war es ein kurzes, angedeutetes Lächeln. »Sonst nichts?«
    »Sonst nichts. Das heißt, Fellner hat doch einmal dort auf Saison gearbeitet, und Daniel ist eine lebende Chronik der Gegend. Also kann ich ihn fragen, ob er was weiß, wenn ich schon da bin. Aber ich komme nur wegen dem Rad zu ihm.«
    »Ach so, nur wegen dem Rad. Na ja. Wenn du etwas Wichtiges in Erfahrung gebracht hast, ruf mich jedenfalls bitte wieder an. Am Abend kannst du mich allerdings nicht erreichen, da bin ich mit meiner Frau in einem Konzert. Dvo ř ák, 9. Symphonie ›Aus der Neuen Welt‹, und Smetana ›Die Moldau‹.«
    Leopold summte kurz das bekannte Thema. »Dass du dir bei deinem Beruf so etwas Schwermütiges anhörst«, meinte er kopfschüttelnd.
    »Es hält mich fit. Man sagt, ich hätte eine slawische Seele«, bemerkte Juricek trocken. »Montag haben wir ohnehin einen schweren Tag. Einvernahme aller Verdächtigen im Kommissariat.« Dann ließ er sich von der Spurensicherung einen Zwischenbericht geben. Fingerabdrücke habe man genug gefunden, hieß es, auch Haarteile und Stofffasern, aber da die Wohnung offenbar nur auf das Notwendigste sauber gehalten wurde, könne man noch nicht prophezeien, was die Auswertung zutage bringen würde. Die Abdrücke auf der Whiskeyflasche gehörten ausschließlich dem Toten, den Inhalt werde man noch überprüfen.
    Frau Inspektor Dichtl erzählte, was sie von Erwin Seidl erfahren hatte. Es deckte sich im Wesentlichen mit Leopolds Darstellung der Vorfälle. »Es geht ihm überhaupt nicht gut«, sagte sie dann. »Sein gesamter körperlicher Zustand ist schlecht. Anfangs hat er den Schock noch gut verkraftet, aber jetzt beginnt sein Herz Schwierigkeiten zu machen. Unser Doktor Gassner meint, dass er unter ärztliche Aufsicht gehört. Wir lassen ihn in ein Spital bringen.«
    Juricek nickte. Man merkte, dass ihm der kranke, hilflose Mann leidtat. »Hat er gesagt, wann er am Nachmittag die Wohnung verlassen hat?«, fragte er.
    »Etwa um halb vier«, sagte Frau Dichtl.
    »Und wann habt ihr die Leiche entdeckt?«
    »Kurz vor halb sieben«, sagte Leopold.
    Juricek atmete tief durch. »Wenn es so war, wie wir im Augenblick denken, hat uns der Täter wahrscheinlich geholfen«, überlegte er. »Ich bin davon überzeugt, dass er uns heute eine Spur hinterlassen hat. Trotzdem fangen wir mit unseren Befragungen praktisch von vorne an. Es wird schwierig, sehr schwierig.«
    Bollek kam und erstattete Bericht: »Gesehen hat niemand etwas. Aber die Dame gegenüber, eine Frau Bojar, glaubt, sie habe gehört, dass jemand kurz nach vier bei Seidl geklopft hat und hereingelassen wurde. Seidl hat angeblich kurz etwas Unverständliches gemurmelt, dann ging die Tür wieder zu.«
    Leopold warf ihm einen spitzbübischen Blick zu, aber Juricek nahm seinen Hilfssheriff zur Seite, ehe der es bemerkte: »Gut gemacht, Bollek. Was meinen

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