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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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den unanständigen Dingen, die ihr im Klub aufgeführt habt, gemacht hat. Er hat diese Fotos dann zum allgemeinen Gaudium hergezeigt, und das ist gar nicht schön, lieber Kurt und lieber Mario, oder? Könnte man da nicht ebenfalls von einem Motiv sprechen?«
    Neuling blieb entspannt und ruhig, aber es war durchaus möglich, dass er wiederum nur die Hälfte gehört hatte. Dafür meldete sich der sonst schweigsame Mitterhofer zu Wort: »Ich verstehe nicht, warum du jetzt eine ungute Stimmung verbreiten und uns allen etwas anlasten willst, Olga. Morgen sind wir alle bei der Polizei vorgeladen, da kannst du dich dann austoben. Hat es einen Sinn, sich jetzt gegenseitig zu beschuldigen? Wir sind nach dem Turnier und einer kleinen Feier gemeinsam aufgebrochen und nach Hause gefahren. Trinken wir lieber etwas, und vergessen wir das Ganze bis morgen.«
    »Du weichst doch nur aus«, stellte Olga mitleidslos fest.
    »Ich habe jedenfalls für beide Morde ein Alibi«, sagte Mitterhofer.
    »Ihr beide, du und Kurt, habt euch das Alibi doch gegenseitig gegeben. Ihr seid gemeinsam in einem Auto gefahren, heißt es. Wie viel ist ein solches Alibi unter zwei Mordverdächtigen denn wert?«, ließ Olga nicht locker.
    »Lass sie, Mario«, mischte sich Papp jetzt wieder ein. »Sie versucht doch nur, von sich und René abzulenken. Was ihr gestern nach eurem Kaffeehausbesuch gemacht habt, ist immer noch aufklärungsbedürftig. Wir hatten alle wenig Grund, Georg zu mögen, und er hat mit uns allen seine Spielchen getrieben, das stimmt. Aber die Schamlosigkeit, mit der ihr beide, du Olga und René, jetzt in der Öffentlichkeit auftretet, sagt doch einiges aus.«
    »Jetzt beruhige dich wieder.« Olga Fellner schien verhandlungsbereit. »Ich gehe immer noch davon aus, dass Sykora der Mörder ist. Was aber, wenn er es nicht war? Die Polizei scheint ihn derzeit jedenfalls für unschuldig zu halten. Dann liegt es wirklich nahe, dass es einer von uns getan hat. Und da könnt ihr noch so giftige Pfeile abschießen, ich war es nicht.«
    Sie schenkte sich aus einem Weinkrug nach, trank und tat dann ganz erschrocken. »Meine Güte, sogar die nette Dame, die derzeit in meiner Ferienwohnung lebt, hat die Polizei zu dem Mord befragt«, sagte sie.
    Korber hatte sich bisher darauf beschränkt, zuzuhören, und versucht, aus den gesammelten Bosheiten ein Indiz oder zumindest einen Hinweis herauszulesen. Nebenbei hatte er mäßig getrunken und die einzelnen Gesichter beobachtet, vor allem den neben ihm sitzenden Oskar Fürst unauffällig gemustert. Mit seinen harten, kantigen Backenknochen wirkte er beinahe schon erwachsen, andererseits lag in seinen Augen der scheue, verschlossene Ausdruck eines in sich gekehrten, angsterfüllten Kindes. Der Bub gefiel ihm nicht.
    Jetzt aber, da die Rede mit einem Mal auf Maria kam, fühlte er sich gleich persönlich angesprochen. »Sie meinen … Maria Hinterleitner?«, fragte er erregt.
    »Sie kennen sie?«, tönte es unschuldig von Olga.
    »Ja, sie ist … eine Kollegin von mir.« Korber fühlte, wie auf ihm, der bisher beinahe unbemerkt dagesessen war, plötzlich alle Augenpaare ruhten.
    »Trauen Sie ihr einen Mord zu?«, fragte Olga so, als ob sie wissen wollte, wie das Wetter würde.
    »Einen Mord? Nein, natürlich nicht«, antwortete Korber verunsichert. »Sie ist ausgesprochen nett und freundlich. Ein herzlicher Typ.«
    »Nun, sie ist ja erst seit Kurzem hier«, lächelte Olga böse. »Da kann man noch nichts Genaues über einen Menschen sagen. Was wissen wir schon? Stille Wasser sind tief.«
    »Also … Sie dürfen jetzt doch nicht meiner Kollegin … Welchen Grund sollte sie denn …?«, stotterte Korber hilflos.
    »Selbstverständlich nicht«, beruhigte Olga ihn. »Aber in meiner Situation kommen einem eben die unmöglichsten Gedanken.«
    »Du solltest mit deinen Verdächtigungen aufhören, Olga«, meldete sich nun wieder Kurt Neuling zu Wort. »Du verdirbst uns hier nur die Laune. Nimm bitte vor allem Rücksicht auf unser neues Klubmitglied, Herrn Professor Korber. Was soll er sich denn von uns denken.«

    »Ein ausgezeichneter Billardspieler«, nickte Mario Mitterhofer anerkennend. »Und ein klasser [24] Bursch, nicht wahr, Kurt? Trinken wir auf unser neues Mitglied. Prost!« Er hob das Glas. Man stieß kurz an und trank.
    »Den letzten Schliff werden wir ihm schon noch beibringen«, sagte Neuling dann. »Er stellte sich jedenfalls ganz passabel an.«
    »Wirklich?«, zeigte sich Papp interessiert. »Ja, es ist

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