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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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hat mir, außer ein paar boshaften Bemerkungen, nichts in den Weg gelegt. Er hat von Chéri gewusst und ihn akzeptiert. Und ich hatte meinen kleinen Jungen trotzdem gern.«
    »Une mésalliance«, kommentierte Lacroix nur kopfschüttelnd.
    »So, so, du behauptest also, das war alles in schönster Ordnung. Und hinter seinem Geld warst du auch nicht her?«, kam es von Papp jetzt etwas schärfer.
    »Was soll diese Frage, Viktor? Du wirst mich doch nicht verdächtigen, ihn umgebracht zu haben?«, meinte Olga irritiert. Als Papp schwieg und sie nur mit seinen sonnenbrillenverhüllten Augen anstarrte, sagte sie: »Ich konnte jederzeit Geld von Georg haben, wenn ich eins brauchte. Er war, trotz all seiner Fehler, das, was du nicht bist: ein großzügiger Mensch.«
    »Aber für deinen Chéri, deinen René, hätte da vermutlich nicht viel herausgeschaut, solange Georg noch am Leben war. So weit ist seine Großzügigkeit sicher nicht gegangen. Oder täusche ich mich?« Papp wurde immer aggressiver.
    »Soll das etwa heißen, ich hätte mich dazu herabgelassen, Olgas Mann umzubringen, nur wegen ein paar lumpiger tausend Euro? Ist es das, was du meinst, Viktor? Mais c’est bas! Das ist primitives Geschwätz, weiter nichts«, trat Lacroix jetzt heftig zu seiner Verteidigung an.
    »Ich sage euch, dass da eine riesengroße Schweinerei abgelaufen ist«, sagte Papp. »Georg war euch im Weg. Ständig dieses Gerede von Sykora. Wir kennen ihn doch alle. Das ist zwar ein Choleriker, ein verkappter Raufbold vielleicht, jedoch nie ein Mörder. Du hingegen, René …«
    »Jetzt reicht es mir aber.« Lacroix schlug mit der Faust auf den Tisch. »Diese Anschuldigungen sind einfach incroyable. Sag bloß noch, ich hätte diesen anderen auch getötet.«
    »Ich habe gehört, du und Olga, ihr wart beide gestern Nachmittag im Kaffeehaus gegenüber, und ihr habt davon geredet, dass ihr euch bei Seidl noch einmal genau erkundigen wollt, ob er nicht doch euren Freund Sykora, der deine Nase so schön zugerichtet hat, in der Mordnacht gesehen hat. Also?«
    »Dieser Seidl war doch gar nicht zu Hause. Warum hätte ich auf die Idee kommen sollen, ausgerechnet seinem Sohn das Lebenslicht auszublasen?«

     
    Papp zuckte mit den Achseln.
    »Auszuschließen ist gar nichts. Was weiß ich, was in dem kranken Gehirn eines Mörders vorgeht?«
    Lacroix fiel in ein nervöses, hektisches Lachen. »Das sind doch bloß gemeine, hinterhältige Anschuldigungen. Ich soll jemanden umbringen, den ich gar nicht kenne. Und ihn mit Whiskey betäuben. Mit Whiskey! Wenn, dann hätte ich dem armen Jungen vor seinem Tod noch einen Schluck Cognac vergönnt. Nein, Chéri, das muss ich mir nicht anhören. Wenn sich Viktor nicht auf der Stelle bei mir entschuldigt, gehen wir. Allons!«
    »So warte doch, Chéri«, versuchte Olga, ihn zu beruhigen. Sie hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und dabei weitere Kostproben vom Wein genommen. »Wenn Viktor und einige andere schon nicht davon ausgehen wollen, was mir nach wie vor am wahrscheinlichsten erscheint – dass es dieser Unhold Sykora war, der meinen Mann auf dem Gewissen hat –, dann soll er dir und mir doch erklären, wo er selbst in der Mordnacht war. Wann bist du denn nach Hause gekommen, Viktor? Ich habe mit deiner Frau Edith gesprochen. Es soll hübsch spät gewesen sein, nach elf Uhr. Du wirst in der Zwischenzeit doch nicht irgendwo auf meinen Georg gewartet haben?«
    Viktor Papp tippte nervös die Spitzen seiner Finger aufeinander. »Ich habe mein Auto stehen gelassen«, sagte er. »Ich hatte etwas getrunken, und da habe ich es bei den herrschenden Wetterverhältnissen für besser gehalten, zu versuchen, auf eine andere Art nach Hause zu kommen.«
    »Da hast du aber ganz schön lange für den Heimweg gebraucht.«
    »Straßenbahn ist ja zu der Zeit wegen des Stromausfalls keine gefahren. Also bin ich ein Stück zu Fuß gegangen. Ich habe das alles schon der Polizei erzählt. Warum gehst du jetzt auf mich los, Olga? Warum soll plötzlich ich es gewesen sein?«
    »Weil du auch ein Motiv hattest, Viktor. Jeder von uns weiß, dass du deinen privaten Krieg mit Georg geführt hast, seit er … nun ja, seit er pikante Details über dich weitergegeben hat, unter anderem auch an deine Frau.«
    »Das ist ja lächerlich.« Beleidigt drehte Papp den Kopf weg.
    »Lächerlich ist gar nichts«, sagte Olga, die es sichtlich genoss, ein paar Herren am Tisch aus der Fassung zu bringen. »Es ist ja auch kein Geheimnis, dass Georg Fotos von

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