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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit uns gehen!« zischte Kruti.
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Wohin soll ich gehen?« Kara unterbrach das Gespräch der beiden Atlanter.
    »Weg, nach hinten. Wir… wir werden dir etwas zeigen. Du mußt mit uns kommen.«
    Er sprach glücklicherweise nicht mehr so unterwürfig, sondern beinahe normal, was Kara froh machte. »Bitte«, sagte sie, »wenn ihr wollt, laßt uns gehen.« Sie rechnete damit, daß sie den hallenartigen Raum durch denselben Eingang verlassen würden, durch den sie eingetreten waren, aber sie irrte sich. Die beiden Männer trafen keinerlei Anstalten, diese Richtung einzuschlagen.
    Kruti reckte sich und holte eine Fackel aus der Halterung. Er hatte sehr lange Arme, die im Mißverhältnis zu seiner Körpergröße standen. Als er die Fackel hielt und sie ausstreckte, wirkte er wie ein nicht ganz ausgewachsener Gorilla, der darauf wartete, endlich gehen zu können.
    Gallas lächelte Kara scheu zu und deutete durch ein Nicken an, daß sie Kruti folgen möge. Sie tat es auch, und Gallas blieb dabei an ihrer Seite, aber stets einen halben Schritt hinter ihr, so daß er wie ein Beschützer wirkte, der ihr die nötige Rückendeckung gab.
    Sie gingen tiefer in diesen Raum hinein, und Kara konnte sich nur wundern, wie groß er war. Sie erinnerte sich daran, daß dieser Ort von Bergen umgeben war, so konnte es durchaus sein, daß der Raum in einen Tunnel mündete, der in einen der Berghänge hineinführte.
    Sie ließ sich überraschen.
    Angst verspürte sie nicht. Kruti und Gallas behandelten sie mit großem Respekt, wie er eben einer Königin zukam. Nur ihre Schritte waren zu hören, zusammen mit dem leichten Fauchen der Flamme. Kruti hielt die Fackel ziemlich hoch. Ihr Widerschein huschte als Muster über die Decke hinweg, als hätte jemand einen Stein ins Wasser geworfen, um so ein Spiel der Wellen zu schaffen.
    Je tiefer sie in den Stollen hineingingen, um so bedrückender wurde die Luft. Der Geruch der Leichen war zurückgeblieben, ein anderer Gestank umwehte sie.
    Es roch nach alten Steinen, nach Feuchtigkeit und auch nach brackigen Wasserpfützen. An den Wänden gab es keine Löcher, und dennoch huschten kleine Tiere darüber hinweg, wenn das Licht sie aus den Verstecken riß. Kara lagen zahlreiche Fragen auf der Zunge, die sie allerdings verschluckte, weil sie den Eindruck hatte, daß ihr die beiden Männer etwas Bestimmtes zeigen würden. Sie würde zu einem Ort geführt werden, wo sie Aufklärung über bestimmte Dinge bekam, die sie persönlich etwas angingen.
    Und sie hatte den Eindruck, als müßten sich die beiden Männer verstecken. Sie bewegten sich auch jetzt wie Personen, die um ihr Leben fürchteten, die immer damit rechnen mußten, von einem Feind erwischt zu werden. Kara dachte weiter. Sie spekulierte über den Grund dieses Verhaltens und fragte sich, ob die Männer deshalb so reagierten, weil sie zu ihr, der Königin, standen?
    Eine Theorie, durch nicht zu beweisen. Tief in ihrem Innern glaube Kara daran, daß sie damit so falsch nicht lag.
    Man würde sehen.
    Sie gingen weiter.
    Der Tunnel schluckte sie.
    Kara wußte nicht, wie viele Schritte bereits hinter ihnen lagen, aber dann war es soweit. Sie näherten sich dem Ziel und hatten es wenige Schritte später erreicht.
    Kruti war vorgelaufen. Nicht weil er nicht bei ihnen sein wollte, er hatte eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Das Licht der einsamen Fackeln enthüllte einige breite Stufen, die hoch zu einem Podest führten, wo ein durch ein Tuch verhängter Gegenstand seinen Platz gefunden hatte.
    Kara konnte damit nichts anfangen, sie wußte auch nicht, was da seinen Platz gefunden hatte. Aus den Decken schauten zwei schrägstehende Holzbeine hervor, die zu einem Ständer zu gehören schienen.
    Gallas gab ihr durch einen Geste zu verstehen, stehenzubleiben.
    Kara hielt sich daran.
    Kruti wartete noch immer. Eine Hand um den Tuchstoff gekrallt. Gallas sollte das Zeichen heben.
    Er nickte.
    Kruti zerrte das Tuch nach unten.
    Es flatterte zu Boden wie ein Riesenvogel. Und es gab einen Gegenstand frei, den Kara hier nie und nimmer vermutet hätte.
    Es war ein Gemälde, ein Bild.
    Ihr Bild!
    ***
    Kruti hielt die Fackel so, daß ihr Schein gegen das Gemälde zuckte, es aus dem düsteren Schatten der Finsternis hervorriß, damit Kara jede Einzelheit erkennen konnte.
    Sie sagte nichts. Die Schöne aus dem Totenreich, in dem sie mehr als zehntausend Jahre nach dem Untergang gelebt hatte, glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können.
    Das Bild

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