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Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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staubig.
    Man sieht die schwarzen Felsen schon von weitem, steil ragen sie über die Küstenlinie. Die Straße windet sich hinauf, in der Linkskurve erweitert sich die Straße um eine Extraspur, eine Parkmöglichkeit, sicher bleiben hier auch die Kreuzfahrttouristen auf ihrer Sightseeingtour stehen. Aber heute: niemand. Wir steigen aus, klettern über ein paar Felsbrocken und sehen hinunter aufs Meer. Zehn, zwanzig Meter geht es senkrecht und schwarz nach unten. Der Wind weht hier heftiger. Ich bin nicht ganz schwindelfrei, traue mich nicht vor bis zum Rand, ein Windstoß und …
    Vesna steht wie am Bug eines Schiffes und hat den Kopf in den Wind gestreckt. Sie genießt die plötzliche Wildheit der Landschaft. Ich spüre feuchtes Salz auf meinen Lippen, so hoch gischtet das Meer gegen die Felsen.
    „Man sagt, da haben sich verzweifelte Sklaven hinuntergestürzt“, erzählt Vesna. „Jede Träne soll eine schwarze Perle geworden sein, und die findet man auch jetzt noch.“
    Inselgeschichten. Schwarze, abgeschliffene Steine. Vor zweihundert Jahren wäre Thomas ein Sklave gewesen. Und ich? Scarlett O’Hara? Passt irgendwie nicht. Vesna jedenfalls hätte einen Sklavenaufstand angeführt, da bin ich mir sicher. Kann es sein, dass ich nie einen festen Platz habe? Nie klar zuzuordnen bin?
    „Man müsste hinunter“, ruft mir Vesna gegen den Wind zu.
    Kletterpartien sind nicht meine Sache, ganz abgesehen von meinen Blessuren.
    Sie steigt auf einen Felsen, hält sich mit der linken Hand fest, die rechte kann sie noch immer kaum einsetzen, hoffentlich ist der Arm nicht doch gebrochen.
    „Nicht!“, schreie ich.
    Vesna rutscht, fängt sich sofort wieder, lacht laut und wild und voller Leben, sie verschwindet hinter dem Felsen. Ich kann ihr nicht nach. Auf einmal haben die schwarzen Steine, das tobende Meer und die rasch ziehenden, immer dunkleren Wolken etwas Bedrohliches. Es nimmt mir den Atem. Mir ist, als wäre ich allein auf der Welt.
    Da taucht Vesna wieder auf. „Auf anderer Seite, dort drüben, geht ein Weg hinunter, da gibt es Bucht mit Felsen, ist gar nicht gefährlich.“
    „Ich schaff das nicht.“
    „Wir fahren mit Auto weiter, dann kommt man leicht hinunter.“ Entweder ich bleibe allein zurück, oder ich gehe mit. Ich kann’s ja probieren. Aber besonders mutig bin ich eben nicht.
    Nach einigen hundert Metern stellen wir das Auto erneut am Straßenrand ab und Vesna zeigt mir den Weg. Es ist eine Art Ziegensteig, wirkt wirklich nicht allzu gefährlich. Der Strand unter uns sieht wunderschön aus, an den Felsen rundum bricht sich das Meer, das Wasser im Inneren der Bucht aber ist ruhig und kristallklar. Ich kneifemeine Augen zusammen und sehe noch einmal hin. Da ist jemand. Kühe? Sie sind zu schwer für den Abstieg. Ziegen? Möglich, aber die Schatten, die sich entlang der Felsen bewegen, sind dafür zu groß. Ich deute Vesna. Dann sehen wir die beiden. Sie gehen jetzt über den Sand und halten sich an der Hand. Ein Mann und eine Frau, beide schlank und dunkel. Vesna reißt mich am Arm. „Thomas und Angela.“
    Ich kneife meine Augen zusammen. Ich sollte endlich meine Eitelkeit ablegen und eine Brille tragen. Vesna hat Recht. Es besteht kein Zweifel. Thomas und Angela. Hand in Hand. Wir ducken uns hinter die Felsen, warum, wissen wir auch nicht so recht. Was wollen wir sehen? Was gibt es noch zu sehen?
    Ohne Vorwarnung geht ein Wolkenbruch los, es ist, als würde sich das Meer über uns ergießen. Wir rennen zum Auto, sind, als wir ankommen, trotzdem klatschnass. Die Erde riecht süß und bitter, wie das Fell eines Tieres. Wir fahren auf der Straße nach Norden. Wortlos. Nur eine Kurve von unserem Parkplatz entfernt steht Thomas’ weißer Pick-up. Wir fahren weiter, bis wir eine Stelle finden, an der man wenden kann.
    „Nein“, sagt Vesna, als ich schon eingeschlagen habe. „Wir laufen ihnen in die Hände.“
    Ich nicke, fahre weiter, wir umrunden die Insel, kommen durch Dörfer und vorbei an Stränden, sehen noch mehr Ziegen und noch mehr Zuckerrohr. So schnell, wie sie gegangen ist, kommt die Sonne wieder und zaubert einen Regenbogen von solcher Intensität über den Abhang des Vulkans, wie ich es noch nie gesehen habe. Ich steige aus und fotografiere. Ob sich der Regenbogen, anders als das grüne Licht, festhalten lässt? Oder muss alles, was so schön ist, vergänglich sein?
    „Was denkst du?“, fragt Vesna leise.
    In einer Bar in einem der kleinen Dörfer fange ich mich wieder. Ich trinke

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