Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
Zufriedenheit wäre oder ob ich etwas Spezielles brauche. Sie war sehr gut in ihrem Job. Aber geredet … Ich bin Frauen gegenüber eher schüchtern. Und sie war so jung und schön.“
„Sie sind ein Star.“
„Lilac ist ein Star. Glauben Sie, dass Angela la Croix gerne mit einem lila Fellmonster ausgegangen wäre? Außerdem war ihr die Arbeit wohl am wichtigsten. Noch am Abend bevor sie ermordet wurde, habe ich gesehen, wie sie mit dem General Manager gesprochen hat, nicht geplaudert, das war eine Geschäftsbesprechung, das hat man gemerkt. Es muss schon gegen Mitternacht gewesen sein. Wenn Sie mich fragen, sie war die Kompetentere der beiden. Er ist eher eine Rechenmaschine im Maßanzug. Aber vielleicht ist das auch ein Vorurteil, das die ganze Welt den Schweizern gegenüber hat.“
Ich bin plötzlich wieder hellwach: „Wann haben sie Angela und Hoffmann gesehen? In der Nacht vor der Mordnacht oder in der Nacht, in der sie ermordet wurde?“
Pollac sieht mich irritiert an. „In derselben Nacht.“
„Haben Sie das der Polizei erzählt?“
Vesna versucht angestrengt, unserem Gespräch zu folgen, sie hat meine Aufregung bemerkt.
Pollac schüttelt langsam den Kopf. „Ich habe nicht daran gedacht, gleich danach. Ich hatte la Croix und Hoffmann schon einige Male in der Nacht reden sehen. Manchmal bleibe ich an der Poolbar sitzen, wenn der Barkeeper geht. Er hat nichts dagegen, dass ich in Ruhe mein Glas austrinke. Die Polizei hat sich viel mehr für meinen Schreckschussrevolver interessiert, und in der Aufregung habe ich das fast Alltägliche … Und als es mir wieder eingefallen ist, hab ich angenommen, dass ich nichts mehr sagen muss, denn Hoffmann wird wohl selbst …“
„Sie waren auch in dieser Nacht an der Poolbar? Haben Sie den Streit Angelas mit dem Typ von der Wachmannschaft mitbekommen?“
„Nein, habe ich nicht. Ich war an der Poolbar, bin dann aber hineingegangen, als sie dicht gemacht hat. Ich ging an die Hotelbar. Aber es war laut dort, es gibt eine Gruppe holländischer Gäste, die trinken gerne einen über den Durst, sie haben mich angequatscht, warum ich immer allein bin und so, das kann ich nicht brauchen. Sie wollten mir eine Frau besorgen.“ Pollac verzieht angewidert das Gesicht. „Ich wollte auf die Terrasse gehen. Hoffmann und la Croix sind in der Hotellobby gestanden, dort, wo die Tür zu den Büroräumen ist. Sie hat zu ihm so etwas gesagt wie: ‚Das muss noch heute geklärt werden.‘“
„Wie hat sie ausgesehen, wie hat sie gewirkt?“
„Wie immer. Das heißt, sie hat es sehr nachdrücklich gesagt, sie schien etwas nervös zu sein. Aber es war ja schon spät, ich habe mir gedacht, sie ist müde, sie will endlich Schluss machen und ins Bett.“
„Aufgeregt?“
„Vielleicht auch das. Ich habe eine gewisse Spannung in der Luft gespürt.“
„Und Hoffmann?“
„Ich weiß nicht. Ich bin rasch weitergegangen, ich wollte nicht lauschen. Mir ist so etwas peinlich.“
„Haben die beiden Sie bemerkt?“
„Ich denke, nein. Warum ist das so wichtig?“
„Big Tin, der eine von der Wachmannschaft, sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Er hat Angela la Croix zu Boden geschlagen, dafür gibt es einen Zeugen, das war zirka um dreiundzwanzig Uhr. Man nimmt an, er hat sie kurz danach getötet. Doch wie sich jetzt herausstellt, war la Croix zumindest um Mitternacht noch am Leben.“
Pollac nickt. „Das kann ich bezeugen.“
„Das werden Sie auch müssen.“
Aber warum hat Hoffmann es nicht getan? Oder hat die Polizei entlastendes Material unterschlagen? Natürlich kann Big Tin Angela la Croix auch später getötet haben. Vielleicht, als sie nach ihrer Besprechung mit Hoffmann in der Küche war, um sich eine Kleinigkeit zu essen zu machen.
Nachdem ich Vesna die Details erzählt habe, wiegt sie den Kopf: „Hoffmann wollte schnelle Lösung, also Big Tin. Nicht viel Gerede im Hotel, Wachmann ist kleiner Angestellter, auf Insel wissen alle über den Mordverdacht, hier fast niemand. – Oder jemand hat befohlen, dass es Big Tin war. Doledo?“
Ich gehe durch die Lobby Richtung Aufzug und weiß nicht, ob ich werde schlafen können. Ein schöner großer Mount Gay auf der Terrasse meines Hotelzimmers. Ich habe eine Flasche oben, ich wollte sie eigentlich mit nach Hause nehmen. Wien ist unendlich weit. Ich werde eine neue kaufen.
„Wird Ihre Freundin im Hotel übernachten?“
Ich sehe mich irritiert um. Die deutsche Praktikantin, offenbar hat sie heute Nachtdienst.
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