Karibik all inclusive: Ein Mira-Valensky-Krimi
übertrieben, aber Michel hört es gerne. An Bata gerichtet erkläre ich: „Es spitzt sich zu, ich muss rasch an den Strand und dann zu Officer Bradley, natürlich zahle ich für das Benzin und auch Leihgebühr, es stimmt schon, ich habe die letzten Tage …“
Bata schüttelt den Kopf: „Du arbeitest für uns, du musst dich nicht entschuldigen. Am Morgen ist mein Chéri manchmal launisch.“
Offenbar hat er einen Teil davon verstanden.
„Am Morgen?“, erwidert er. „Ich mache schon Kaffeepause.“
Ich habe zwar nicht den Eindruck, dass ich für Bata arbeite, aber letztlich ist schon etwas dran. Zumindest haben wir die vorläufige Schließung des Golden Sand verhindert.
Vesna hat uns reden gehört, sie kommt aus ihrem Apartment. Während wir fahren, erkläre ich ihr, was ich vorhabe.
„Ist es nicht unvorsichtig, von dir aus Bradley …?“
„Zuerst müssen wir ohnehin zu Thomas an den Strand. Und was Bradley angeht: Mir wird schon einfallen, wie wir Big Tins Informationen gefahrlos weitergeben können.“
„Und wenn er Polizeichef bei Vertuschungsaktionen hilft?“
„Glaube ich eigentlich nicht. Er war nicht einmal mit dabei, als der Polizeichef Big Tins Verhaftung verkündet hat. Ihm scheint das nicht gepasst zu haben. Außerdem muss ich mit ihm über Doledo reden. Doledo war für die Baugenehmigung zuständig. Und er hat extrem wütend reagiert, als ich den Reporter auf ihn gebracht habe. Big Tin hat für ihn gearbeitet, vielleicht ist es ihm besonders recht, dass er unter Verdacht geraten ist. Und Angela la Croix war immerhin mit seinem Neffen liiert. Wenn man sich privat kennt, lassen sich manche unsauberen Geschäfte viel einfacher abwickeln.“
„Was du von privater Bekanntschaft sagst, ist richtig. Auch was Thomas angeht. Du machst bei ihm alle Augen zu. Besser, wir fahren gleich zu Bradley.“
„Thomas hat nichts mit der Drogensache zu tun, man muss ihnwarnen – oder eben ausfragen. Vielleicht hilft auch dabei ‚private Bekanntschaft‘?“
Rosemary sitzt am Meer und schuppt mit einem Holzstück, auf das umgedrehte Bierkapseln genagelt sind, bunte Fische. Eine erstaunlich einfache und effiziente Methode.
„Wie geht es?“, frage ich und lächle ihr zu.
„Wieder gut, mein Tom macht sich viel zu viele Sorgen. Der dumme Blutdruck. Man nimmt eine Tablette, und alles ist wieder normal.“
Ich will sie trotzdem nicht mit der Drogensache aufregen. Thomas aber muss davon erfahren, egal, was Vesna meint. Ich sehe mich um. Rosemary deutet meinen Blick richtig.
„Tom ist gleich zurück. Er ist schon seit mehr als einer Stunde unterwegs, er hat sein Lauftraining an den Strand verlegt, früher ist er oft da gelaufen, hier hat es angefangen: Die ganze Küste ist er auf und ab gelaufen, während die anderen herumgesessen sind.“
Einige Liegestühle und Sonnenschirme stehen schon bereit, Gäste sind noch keine zu sehen.
„Heute wird ein wunderschöner Tag, wir werden mehr zu tun haben, bei diesem Wetter kommen auch Leute aus der Stadt. Und mehr von den Ausländern, die sich hier ein Haus gekauft haben. Ich habe Hummer bestellt. Wenn Sie einen wollen, Mira …“
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich nicke begeistert. Davon, dass das Wetter schlecht war, habe ich nicht viel bemerkt. Daran könnte ich mich gewöhnen, dass „kühler“ sechsundzwanzig statt neunundzwanzig Grad bedeutet und „wechselhaft“ heißt, es ziehen ein paar Wolken vorüber und für fünf Minuten kann da und dort ein Schauer niedergehen.
Ich sehe Thomas, er läuft mit bloßen Füßen und trägt eine der seidigen Laufshorts, die man in teuren Sportgeschäften oder bei TV-Sportübertragungen bewundern kann. Sein dunkler Körper glänzt vom Schweiß. Er winkt, ist mit zwei raschen Schritten im Meer, krault bis zum Felsen. Der Pelikan flattert beleidigt auf, Thomas krault zurück und kommt tropfnass zu uns. Rosemary reicht ihm ein Handtuch.
„Ihr seid früh dran. Es wird ein wunderschöner Tag.“
Man sollte alles Bradley überlassen, schwimmen gehen und sich danach auf einen Hummer vom Grill freuen.
Aber wir haben schon zu viel unternommen, um jetzt aufzuhören. Wir gehen zur Bar, ich warte, bis Rosemary, die noch einen halben Kübel Fische zu schuppen hat, außer Hörweite ist. Von unserem illegalen Treffen mit Big Tin erzähle ich Thomas nichts. Vesna würde mich lynchen.
Als ich ihm vom Offizier der Maritim III berichte und von der Drogenübergabe, starrt er mich fassungslos an. Ich kann es nicht
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